Polizei bei der Aufstiegsparty am Millerntor 2024
  • Polizisten im Einsatz am Millerntor, hier nach dem 3:1 gegen Osnabrück und dem damit feststehenden Aufstieg.
  • Foto: IMAGO/Noah Wedel

Polizeikosten: Was den FC St. Pauli massiv am Risikospiel-Urteil stört

Solange sie im obersten Regal unterwegs sind, solange der Stadtrivale nicht aufsteigt, ist das Problem eher theoretischer Natur. Dennoch ist es nur logisch, warum sich der FC St. Pauli massiv am Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Polizeikosten stört.

Wer sich politisch eindeutig positioniert und zu gesellschaftlichen Themen eine klare Stellung bezieht, macht sich automatisch nicht nur Freunde. „Wir erleben zahlreiche Anfeindungen, weil wir beispielsweise für Diversität eintreten”, heißt es in der Stellungnahme des Vereins, der bekanntlich auch gegen Homophobie und Rassismus klare Kante zeigt. „Diese Anfeindungen können dazu führen, dass wir als FC St. Pauli öfter Hochrisikospiele durchführen müssen und dementsprechend höhere Kosten haben. Kosten, die anderen Klubs mit weit mehr Geld, nicht entstehen.” Dies könne nicht im Sinne einer bundesweiten Gleichbehandlung sein.

St. Pauli will nicht für Fehlverhalten von Gästefans zahlen

Zumal die mögliche Einstufung von Hochrisikospielen dann nicht wegen Problemen mit dem eigenen Fanklientel entstünde. „Als Veranstalter von Fußballspielen sind wir nicht Verursacher von Ausschreitungen, wenn beispielsweise auswärtige Fans anreisen, die unserem Verein feindlich gegenüber eingestellt sind. Wir zahlen dann die Zeche für das Fehlverhalten auswärtiger Fans”, monieren die Hamburger.



In der Bundesliga ist das zwar grundsätzlich nicht auszuschließen, aber überschaubar wahrscheinlich. Das Heimspiel gegen Frankfurt am vergangenen Samstag, als es auch zu Vorfällen im Stadion (homophobes Plakat) und nach Abpfiff an den Landungsbrücken gekommen war, war schon mit das brisanteste. Doch das könnte sich ab dem kommenden Sommer ändern. Schlimmstenfalls drastisch.

In der 2. Liga hätte St. Pauli reichlich Risikospiele

Denn stiege St. Pauli ab bei einem zeitgleichen Aufstieg von Energie Cottbus und Dynamo Dresden aus der 3. Liga, verpasste der HSV abermals den Sprung nach oben, dann gäbe es reihenweise risikobehaftete Partien am Millerntor. Zumal das Binnenverhältnis des Kiezklub-Anhangs zu dem von Hannover 96, Magdeburg oder Schalke 04 auch alles andere als störungsfrei ist. In der vergangenen Saison waren sieben St. Pauli-Heimbegegnungen als Hochrisikospiele eingestuft worden, 54.700 Einsatzstunden der Polizei inklusive.

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Im Moment bewegt man sich noch im theoretischen Bereich, welche Auswirkungen das BVG-Urteil haben könnte. Es deutet sich aber relativ klar an, dass auf einen Verein wie den FC St. Pauli immense Zusatzkosten zukommen würden, sollte der Kiezklub in einer 2. Liga mit der oben geschilderten Zusammensetzung spielen müssen.
Wobei ein weiterer Aspekt schwer gewichtet werden muss, den Holstein Kiel in seiner offiziellen Stellungnahme wie folgt zusammenfasste: „Der in die Zahlungspflicht genommene Klub muss nun gegebenenfalls für Kosten aufkommen, die er selbst gar nicht kontrollieren kann. So hat er zum Beispiel keinerlei Einfluss darauf, wie viele Polizeikräfte zu jedem Spieltag eingesetzt werden bzw. keine Kenntnis, wie hoch der erforderliche Aufwand tatsächlich ist. Dennoch sollen die so verursachten Kosten von ihm getragen werden.”

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