Rachid Azzouzi: St. Paulis Ex-Manager träumt mit Fürth vom zweiten Aufstieg
Dass St. Paulis Gegner Greuther Fürth auf Platz drei steht und von Freund und Feind für den richtig guten Fußball gelobt wird, ist vor allem der Verdienst von Rachid Azzouzi. Der Marokkaner hatte das „Kleeblatt“ bereits 2012 in die Bundesliga geführt und wechselte danach überraschend ans Millerntor. Jetzt darf der Traditionsklub schon wieder vom Aufstieg träumen.
Die Grundlage wurde am 22. November 2017 gelegt, als der 49-jährige Ex-Profi nach seinem Engagement in Düsseldorf zurückkehrte. Da musste zunächst der Klassenerhalt gesichert werden. Azzouzi: „Das haben wir erst im letzten Spiel durch das 1:1 in Heidenheim geschafft.“
Greuther Fürth: Junges Team, kaum Kohle – trotzdem Spitze
Nach der Stabilisierungsphase legt Fürth in dieser Saison richtig los – trotz minimalistischer Bedingungen: Die Weiß-Grünen haben nur 22 Profis im Kader, der mit einem Durchschnittsalter von rund 24 Jahren der jüngste der Liga ist. Beim 3:0-Auswärtssieg in Braunschweig lag die Mitte ohne Torwart Sascha Burchert (31) bei 22,6! Auch mit dem Etat, der dem Vernehmen nach ca. 8,5 Millionen Euro für den Profi-Bereich beträgt, liegen die Franken im Ranking weit unten.
Der Erfolg ist dennoch groß. Azzouzi über seinen Anspruch: „Im Grunde geht es – wie schon damals auch schon bei St. Pauli – immer um eine klare sportliche Philosophie, Nachhaltigkeit und Geduld – Rückschläge inklusive.“ Wichtig sei auch die Identität. „Wir sind ein kleiner Verein, der nicht auf fertige Spieler setzen kann und will. Und wenn wir nach einem Karriere-Knick doch welche zu uns holen, dann müssen sie von der Art und ihrem Charakter zu uns passen. Wir wollen ein Verein sein, der für eine klare sportliche Idee mit einer fußballerischen Wiedererkennung stehen möchte.“
Fürth: Nächster St. Pauli-Gegner hat großes Selbstvertrauen
Azzouzi erklärt: „Bereits seit der Vorsaison setzen wir statt Umschalt- auf Ballbesitzfußball. Wir spielen am liebsten von hinten heraus schnell und mutig nach vorn. Aus der Abwehr nur lang nach vorn – das ist nicht unser Fußball.“ Das ist nicht ohne Risiko. Auch nach zwei Niederlagen in Folge müsse man seinen Weg weitergehen und weiterhin auf seine junge Spieler setzen und ihnen vertrauen. Mit Stefan Leitl hat er einen Trainer, der perfekt passt. „Er hat selbst gespielt und ist kein Selbstdarsteller.“
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Das Selbstbewusstsein ist groß. Während der HSV und Düsseldorf wegen des Aufstiegsanspruches unter Druck sind, gilt in Fürth: Alles kann, nichts muss. Azzouzi: „Wir setzen uns keine Grenzen, schauen mal, wozu es reicht.“
Rachid Azzouzi sieht St. Pauli „über dem Liga-Schnitt“
Fürth ist oben, St. Pauli unten. Trotz seines Rauswurfs Ende 2014 hegt er schon längst keinen Groll mehr. Im Gegenteil: „Ein Abstieg von St. Pauli würde mir natürlich weh tun. Ich habe den Klub trotz allem liebgewonnen.“ Aber der Manager glaubt nicht, dass es dazu kommen wird: „Es sind erst 13 Spieltage vorbei, die Kluft zum rettenden Ufer ist noch nicht groß. Wenn alle Spieler gesund sind, sehe ich St. Pauli sogar über dem Liga-Schnitt.“
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Auch von Timo Schultz ist Azzouzi überzeugt. Der war schon zu seiner Zeit Co-Trainer. „Schulle verkörpert alles, was St. Pauli ausmacht. Er ist der Richtige für den Klub. Er war damals im Trainerteam sehr wichtig, hat da schon die Spieler gepusht.“ Für Sonntag aber gilt: „Wir wollen gewinnen, den erfolgreichen Weg auch 2021 weitergehen.“