Adam Dzwigala wird in Dortmund eingewechselt
  • 82. Minute: Adam Dzwigala (l.) wird für Manolis Saliakas eingewechselt. Kurz darauf fällt das Dortmunder Siegtor.
  • Foto: WITTERS

Reingekommen, Tor gefangen: Dzwigala wird zur tragischen Figur bei St. Pauli

Es war ganz bitter: für den FC St. Pauli und für Adam Dzwigala. In der 82. Minute war der Defensivallrounder eingewechselt worden, um das 1:1 seines FC St. Pauli bei Borussia Dortmund zu verteidigen. Nur rund eine Minute später erzielte der Favorit den Siegtreffer. Und Dzwigala hatte einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran. Ein unglücklicheres Timing gibt es kaum. In der Nachspielzeit wäre er fast noch zum Helden geworden, aber auch in dieser Szene fehlten die entscheidenden Zentimeter und Prozentpunkte Konzentration, um bei einem Topgegner etwas Zählbares zu holen.

Vorwürfe oder Schuldzuweisungen gab es keine. Die gibt es bei den Braun-Weißen eigentlich nie. Teamkultur. Dennoch hatte der Pole eine unglückliche Figur gemacht in der Schlussphase der intensiven Partie vor 81.365 Zuschauenden im ausverkauften Signal Iduna Park, in der für die Kiezkicker mehr drin war und ein Punkt trotz genereller (und nicht überraschender) Dortmunder Überlegenheit nicht unverdient gewesen wäre.

Gittens lässt vor dem Siegtreffer Dzwigala stehen

Dzwigala hatte sich von BVB-Turbo Jamie Gittens (20 Jahre, geschätzter Marktwert rund 35 Millionen Euro) etwas zu leicht ausspielen lassen, woraufhin der Engländer perfekt flankte und Dortmunds Topstürmer Serhou Guirassy den hohen Ball mit all seiner Klasse und Köpfchen zum 2:1 ins Tor und Herz von St. Pauli beförderte.


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In dieser Szene siegte die größere individuelle Qualität des Favoriten und Champions-League-Teilnehmers, der dieses Ungleichgewicht gnadenlos ausnutze, wie es eine Topmannschaft mit Spitzenpersonal nun einmal macht. Ein Klasse-Tor.

Blessin wollte Dzwigala die Szene nicht ankreiden, zumindest nicht allein dem Rechtsfuß. „Wir können die Situation vor dem zweiten Gegentor besser bewerkstelligen, indem wir außen doppeln“, so der Coach. „Wir wussten, dass es schwierig wird, es im Eins-gegen-eins anzugehen, wenn Gittens mit seiner Schnelligkeit kommt.“ Flügelstürmer Scott Banks hätte tiefer stehen und Dzwigala mehr helfen können, befand Blessin.

Blessin erklärt, warum er Saliakas auswechselte

Warum hatte er kurz zuvor überhaupt Außenverteidiger Manolis Saliakas aus dem Spiel genommen und Dzwigala gebracht? Das wurde der Trainer der „Boys in Brown“ nach der Partie gefragt. „Im Anlaufen war Manos einfach nicht mehr klar genug und hat zu sehr abgewartet“, erklärte Blessin die Auswechslung des Griechen, der zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr so spritzig gewirkt hatte.„Manos war einfach müde, das hat man gemerkt. Gerade im Rausverteidigen und im Durchschieben war er nicht mehr so präsent.“

Dzwigala sei nicht kalt erwischt worden, betonte der Trainer. In die ersten beiden Zweikämpfe sei der Routinier „gut reingekommen“, habe Gittens „überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben aufzudrehen“ und seine Stärke im Eins-gegen-eins ausgespielt, führte er aus. Im dritten Duell vor Dortmunds 2:1 dann allerdings nicht. „Beim Gegentor hat er ihm Raum gelassen.“ Das sei „maximal ärgerlich, aber da hat ihm auch ein bisschen die Unterstützung gefehlt“.

Dzwigala lässt in Nachspielzeit „Riesending“ ungenutzt

Besonders bitter, dass Dzwigala die Riesenchance, seinen Fehler wieder wettzumachen, ungenutzt gelassen hatte. In der ersten Minute der Nachspielzeit war der Ball nach einem verlängerten Einwurf in den Dortmunder Strafraum vor den Füßen des 29-Jährigen gelandet, der den Ball allerdings aus sechs Metern mit Links per Dropkick über das Tor gedroschen hatte. Nicht einfach zu nehmen. Möglicherweise die falsche Wahl der Mittel.

„Das war natürlich ein Riesending“, meinte Blessin zu der Szene, in der Dzwigala „der Ball ein wenig über den Schlappen rutscht. Den trifft er vielleicht nicht richtig, hätte ihn vielleicht ein bisschen mehr mit der Innenseite nehmen müssen. Den wollte er unbedingt mit Vollspann unter die Latte hauen.“ So aber war die letzte Chance, etwas Zählbares aus Dortmund mitzunehmen, ungenutzt geblieben.

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Zur ganzen Wahrheit gehört, dass Dortmunds Julian Brandt vier Minuten zuvor das 3:1 auf dem Fuß gehabt hatte, aber am starken St. Pauli-Keeper Nikola Vasilj gescheitert war, sonst wäre der Drops bereits gelutscht gewesen. Dennoch blieb angesichts der verpassten finalen Gelegenheit ein bitterer Beigeschmack – bei St. Pauli im Allgemeinen und Adam Dzwigala im Speziellen. Der vorbildliche Profi und absolute Teamplayer wird sich am allermeisten über seine beiden Szenen ärgern.

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