Nico Empen im St. Pauli-Trikot im Dezember 2016
  • Hingefallen und wieder aufgestanden: Nico Empen, hier im Dezember 2016 im St. Pauli-Trikot.
  • Foto: WITTERS

Respekt, Nico Empen! Ex-St. Paulianer macht Krankheit öffentlich

Wie groß der Schritt wirklich ist, können am Ende nur die Beteiligten beurteilen. Dass Menschen wie Nico Empen aber allen Respekt dieser Welt dafür verdienen, sich mit einer psychischen Erkrankung an die Öffentlichkeit zu wagen, ist selbsterklärend. Das einstige Stürmer-Talent des FC St. Pauli leidet bzw. litt an schweren Panikattacken, wie er in einem Beitrag des Schleswig-Holstein-Magazins vom NDR verriet. Und er will mit seiner Offensive anderen Menschen Mut machen, sich Hilfe zu suchen.

Von 2012 bis 2017 trug der kernige Angreifer das braun-weiße Trikot, zählte unter Ewald Lienen zum Profi-Kader, kam zu zwei Einsätzen. Den finalen Sprung schaffte der gebürtige Husumer nicht, er wechselte zunächst zu Weiche Flensburg, von dort aus zum SV Rödinghausen in die Regionalliga West, um 2020 wieder zu Weiche zurückzukehren. Rund ein Jahr später begannen seine Probleme.

Eriksen-Drama als Auslöser beim ehemaligen Kiezkicker Nico Empen

Ursächlich dafür war das Drama um Christian Eriksen bei der EM 2021. Der Däne erlitt im Spiel bekanntlich einen Herzstillstand, musste reanimiert werden, alles live zu sehen im TV. Schlimme Szenen, die Empen im tiefsten Inneren trafen und etwa einen Monat darauf während eines Fluges zur ersten Attacke bei ihm führten. Es war der Beginn einer heftigen Zeit für den heute 27-Jährigen. Jede Autofahrt, jeder Schritt vor die Tür wurde zum Horrortrip.

Ex-St. Paulianer Nico Empen wählt den Weg in die Tagesklinik

Er suchte sich Hilfe bei den Vereinsärzten, wurde an Dr. Frank Helmig, den Chefarzt der Flensburger Diako-Fachklinik für Psychiatrie, verwiesen. Nach ersten Gesprächen beschloss Empen, in die dortige Tagesklinik zu gehen. Seine Mannschaftskollegen weihte er im September, die Saison hatte gerade begonnen, ein, dass für ihn an Fußball zurzeit nicht zu denken ist.

„Ich war acht Stunden täglich da“, erzählte Empen. Er habe in der Zeit sehr viel abgenommen, wenig gegessen, viel geschlafen, konnte sich aber der dauerhaften Unterstützung seiner neuen Freundin Lara Sophie sicher sein. Sie gab ihm den so wichtigen Halt.

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Sieben Monate nach Auftauchen der ersten Krankheitssymptome kehrte Empen in den Kreis der Flensburger Regionalliga-Mannschaft zurück, ist wieder physisch belastbar, steigt wieder allein ins Auto, geht einkaufen. „Diese kleinen Schritte, diese Konfrontation, dass alles gut ist, die helfen mir, dass ich Schritt für Schritt diese Treppe hochgegangen bin“, bilanzierte er. „Und ich will nicht sagen, dass ich ganz oben bin. Aber ich habe einen großen, großen Teil geschafft und bin darüber sehr stolz und auch dankbar.“

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