Alexander Blessin beim Anfeuern am Spielfeldrand
  • Coach Alexander Blessin muss seine Spieler des FC St. Pauli wieder aufbauen.
  • Foto: imago/Picture Point LE

Rückschritt in Augsburg: Wie baut Coach Blessin St. Pauli wieder auf?

Der Trend ist aktuell nicht der Freund des FC St. Pauli. Die Leistung vom Sonntag in Augsburg war – jedenfalls die erste Hälfte betreffend – ein Rückschritt. Auch wenn es in einer leidenschaftlichen Schlussphase fast noch zum Ausgleich gereicht hätte, braucht Braun-Weiß dringend Lösungen. Am besten schon in den nächsten Tagen, ehe es am Sonntag zum Duell mit RB Leipzig, dem bisher gewiss stärksten Gegner, kommen wird.

Die Szene vom Montagmittag beim Spielersatztraining hatte Symbolcharakter. Mit einem wuchtigen Schuss hatte Andreas Albers gerade Fin Stevens niedergestreckt, den Waliser, der steingleich zu Boden fiel, am Kopf getroffen. Alexander Blessin war einer der ersten beim „Opfer“, half ihm mit auf die Beine, machte die obligatorischen Tests, ob alles in Ordnung ist. Die fielen positiv aus, Blessin nahm den Neuzugang noch einmal innig in beide Arme, dann ging es weiter.

Alexander Blessin beklagt schwache erste St. Pauli-Hälfte

Ähnliches muss dem Coach mit der gesamten Mannschaft gelingen, die nach dem 1:3 tags zuvor massiv niedergeschlagen wirkte. Wobei es Blessin ähnlich ergangen war. Ganz sicher hatte er seine Jungs nicht mit der Maßgabe aufs Feld geschickt, gegen einen mitnichten breitbrüstigen Gegner so mut- und ziellos aufzutreten. Entsprechend lang fiel die Klageliste des Trainers aus: „Wir wollten wesentlich aggressiver zu Werke gehen und haben in der ersten Halbzeit viel zu viel nach hinten gespielt. Wir haben träge und langsam gespielt und Augsburg dadurch dann auch eingeladen, uns zu pressen. Wir hatten keine Tiefenläufe und haben den Blick nach vorne verloren. Wir haben Augsburg stark gemacht.“

Keine Torgefahr im 5-3-2-System des Kiezklubs

Kurioserweise verlor St. Pauli das Spiel dann zwar in der zweiten, deutlich aktiveren Hälfte. Dennoch hat die Systemdebatte weiterhin Hochkultur, denn die Kurve im neuen 5-3-2 zeigt wahrnehmbar nach unten. Vermutlich würde niemand mehr das Fass aufmachen, hätte Morgan Guilavogui im ersten Saisonspiel gegen Heidenheim die nächstmögliche Schuhgröße gewählt und Jackson Irvines Vorlage zum 1:0 verwandelt, anstatt den Ball hauchzart zu verfehlen. So aber stellt es sich so dar, dass dem ansehnlichen Heidenheim-Match 60 torschussfreie Minuten bei Union Berlin folgten und auch in Augsburg in der ersten Hälfte kein einziger Ball aufs FCA-Gehäuse gegangen war.

Allerdings bekam der Kiezklub gegen Heidenheim das 0:1 nach einem ähnlichen Konter und im 5-3-2. Eben jenes soll eigentlich der Absicherung des eigenen Tores zuträglich sein, was in den ersten beiden Partien auch sehr vernünftig funktioniert hat. In Augsburg hingegen ließ St. Pauli im ersten Durchgang elf Torschüsse zu. Und wenn dann zusätzlich nach vorne gar nichts geht, ist es nicht verwunderlich, dass die Kritiker lauter werden.

Eric Smith moniert das Mindset bei St. Pauli

Das änderte sich jeweils nach der Umstellung aufs 3-4-3. Zudem hat man als Beobachter den Eindruck, dass sich die Mannschaft in der alten Grundordnung sicherer fühlt, die Abläufe vertrauter, die Möglichkeiten vielseitiger sind. Von den drei Gegentreffern, die St. Pauli in dieser Grundordnung bekam, ist maximal das 2:0 darauf zurückzuführen.

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Die beiden Systeme wie schwarz und weiß gegenüberzustellen, ist allerdings nicht nur für Eric Smith von der Wand bis zur Tapete gedacht. „Mit dem System hat das alles wenig zu tun“, unterstrich der Schwede, der vielmehr das Mindset der Seinen monierte: „Es geht mehr um die Mentalität und den Willen, den Ball haben zu wollen, vorwärts zu spielen, mutig zu sein.“ Blessin ergänzte, dass man generell „so wie in der ersten Halbzeit in Augsburg nicht spielen will“. Schon gar nicht am nächsten Sonntag gegen seinen alten Arbeitgeber.

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