„Herbe Niederlage“: St. Paulis Stimmungskiller vorm Fest
Was für ein bitteres Ende! Und was für ein schlechter Anfang! Im letzten Spiel des Jahres und ersten Spiel der Rückrunde ist Spitzenreiter FC St. Pauli böse untergegangen, kassierte bei Holstein Kiel eine schmerzhafte 0:3 (0:3)-Klatsche. Eiskalt ausgekontert, phasenweise vorgeführt. Auch die Leistung der Kierzkicker war leider das Letzte.
Das Beste vorweg: St. Pauli ist und bleibt Tabellenführer – und die Niederlage ändert auch nichts an einem insgesamt grandiosen Jahr 2021 der Braun-Weißen. Dennoch ist die Pleite – und insbesondere die Art und Weise – ein Stimmungsdämpfer vor den kommenden Feiertagen.
„Die Stimmung ist getrübt, da brauchen wie nicht drumherum zu reden“, stellte Trainer Timo Schultz klar. „Das haben wir uns anders vorgestellt. Nach so einem Spiel überwiegt die Enttäuschung.“
St. Paulis Kapitän Philipp Ziereis spricht von einer „herben Niederlage“
Kapitän Philipp Ziereis sprach von einer „herben Niederlage für uns“. Leart Paqarada ärgerte sich über die eigenen Fehler. „Wir laufen immer wieder in Konter. Das wird knallhart bestraft“, monierte der Linksverteidiger. „Da wird man halt auch als Tabellenführer mit 3:0 nach Hause geschickt.“
Kurze Heimreise mit langen Gesichter.
Die Kiezkicker hatten vor 8700 Zuschauer:innen losgelegt wie die Feuerwehr und in den ersten fünf Minuten drei große Chancen. Jackson Irvines Distanzschuss nach einem Konter und Sololauf (2.) lenkte Kiels Keeper Thomas Dähne zur Ecke, den Volleyknaller von Daniel-Kofi Kyereh parierte er stark (3.), bei Guido Burgstallers Kopfball-Verlängerung (4.), die neben dem Tor landete, wäre er machtlos gewesen.
Kieler Führung aus dem Nichts, beim zweiten Tor leistet St. Pauli fleißig Schützenhilfe
Fast aus dem Nichts fiel die Kieler Führung. Der KSV kam mit Tempo und Fabian Reese über die linke Seite, der Zander überlief und für Holtby auflegte, dessen satten Linksschuss St. Pauli-Schlussmann Nikola Vasilj zwar artistisch zur Seite lenken konnte, wo jedoch Ex-Kiezkicker Fin Bartels lauerte und den Ball aus spitzem Winkel ins Tor beförderte (8.).
St. Pauli blieb tonangebend, Kiel lauerte weiter auf Ballverluste und schaltete dann blitzschnell und brandgefährlich um – auch weil bei St. Pauli die Absicherung nicht stimmt. Beim 2:0 der „Störche“ leisteten die Kiezkicker fleißig Schützenhilfe. Zander lenkte eine Flanke zu Reese, dessen Schuss Lawrence zum zweiten Pfosten abfälschte, wo der einsame Finn Porath abstaubte (26.).
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Hätte Irvine seine exzellente Einschussmöglichkeit zum Anschlusstreffer genutzt (41.), hätte es noch mal eng werden können. Zweimal „hätte“. Konjunktiv. Das Tor fiel erneut auf der Gegenseite.
Unfassbar, wie offen die Hamburger bei ihren Angriffen agierten, fast ohne Absicherung das Kieler Tor bestürmten und ins ebenso offene Messer liefen – wie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als Kiel nach einem St. Pauli-Freistoß über zwei Stationen Benedikt Pichler auf die einsame Reise in Richtung Gäste-Tor schickten, der vor seinem 3:0 auch noch Vasilj umkurvte.
St. Pauli wurde auch nach dem Seitenwechsel kaum besser
Das Schlimme: Auch nach der Pause und zunächst dreier Wechsel wurde es nicht viel besser. St. Pauli kassierte zwar kein weiteres Tor mehr, war aber weit davon entfernt, hinten sicher zu stehen. Im Gegenteil. Holstein hatte zahlreiche weitere Großchancen, die entweder Vasilj entschärfte oder die leichtfertig vergeben wurden.
Auch im Angriff war weiterhin kaum etwas zu sehen von der gefürchteten braun-weißen Offensiv-Power. Die beste Chance zum Ehrentreffer vergab Burgstaller, als er frei stehend Dähne anschoss. Es wäre allerdings auch Abseits gewesen und passte dennoch zu diesem schwarzen Abend.
„Wir brauchen jetzt nicht in Panik zu verfallen“, mahnte Paqarada. Schultz sprach von einem „Schuss vor den Bug zur rechten Zeit“.