Trainer verlängert und hat Pläne: Schultz will „keinen Tempel mit drei Whirlpools“
Seine Vertragsverlängerung beim FC St. Pauli hatte sich schon länger abgezeichnet und so referierte Timo Schultz auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Aue am Samstag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) erst einmal über das Telekommunikations-Unternehmen Congstar, dessen Kontrakt als Hauptsponsor ebenfalls ausgedehnt wurde. Finanziell natürlich eine wichtige Sache, aber selbstverständlich von geringerer unmittelbarer sportlicher Bedeutung als das, was St. Pauli kurz zuvor bekanntgegeben hatte: Timo Schultz bleibt auch über den Sommer hinaus Trainer.
Nach seinem gedanklichen Ausflug zu dem Werbeträger widmete sich Schultz dann doch dem, was eigentlich das meiste Interesse verdient hatte. „Ich freue mich natürlich, dass ich den Weg weitergehen kann mit dem Verein“, sagte der 44-Jährige über sein neues Arbeitspapier ohne Ausstiegsklausel. „Wir haben ein cooles Projekt gestartet vor anderthalb Jahren, das etwas holprig losging, sich aber mittlerweile absolut in die richtige Richtung bewegt.“
Schultz verlängert und Göttlich freut sich über Signal
Präsident Oke Göttlich frohlockte, „ein weiteres Signal zur kontinuierlichen Weiterentwicklung unseres wichtigsten Bereichs setzen zu können“, Sportchef Andreas Bornemann bezeichnete die weitere Zusammenarbeit als „konsequent und logisch“, was Schultz auch so sieht. Jeder, der ihn kenne, der wisse, dass er nicht derjenige sei, der sofort nach der nächsten Aufgabe schaue und sich permanent verändern wolle: „Da bin ich eher der Norddeutsche.“
Was nicht heißt, dass er sich mit dem gebürtigen Breisgauer Bornemann in den Verhandlungen nicht verstanden hätte. „Andreas und ich sind da wesentlich entspannter als viele drum herum“, hatte Schultz noch am vergangenen Wochenende bezüglich der sich ziehenden Gespräche gesagt. Am Donnerstag bekräftigte er: „Andreas und ich funken da auf einer Wellenlänge.“ Das betreffe auch, was die beiden sportlichen Hauptverantwortlichen gemeinsam planten für die nächsten Jahre: „Wir sehen zu, dass wir den Sport noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Wir wollen hier keinen Tempel mit drei Whirlpools und zwölf Plätzen hinsetzen, sondern wir wollen optimale Bedingungen schaffen. Das sind häufig Kleinigkeiten, die wir verändern müssen, bei denen wir noch nicht auf dem Top-Level sind. Da ticken wir ähnlich, das werden wir weiter vorantreiben.“
Schultz: „Nicht mein Ansinnen, hier schnell wegzukommen“
Dass daran auch die Co-Trainer Loic Favé und Fabian Hürzeler ob ihrer auslaufenden Verträge mitwirken, ist noch nicht final geklärt, aber wahrscheinlich.
Schultz‘ Verlängerung jedenfalls ist ein Zeichen für die Fortführung des Projektes, von dem bei St. Pauli immer wieder gesprochen wird. Nicht Projekt Aufstieg, sondern Projekt Entwicklung. „Wir fahren hier ein etwas anderes Modell“, sagte der Trainer und erklärte: „Wir sind schon darauf bedacht, Kontinuität hereinzubekommen in den Laden. Es ist überhaupt nicht mein Ansinnen, möglichst schnell hier wegzukommen und woanders den nächsten Schritt zu gehen. Ich würde diese Schritte gerne mit dem Verein zusammengehen.“
St. Pauli hat für Timo Schultz nichts zu verlieren
Wie lange? Unklar. Die Vertragslaufzeit teilte St. Pauli nicht mit. Klar wiederum ist, dass das mit der Kontinuität in den vergangenen anderthalb Jahren klappte, es ist Ruhe eingekehrt und auch sportlicher Erfolg. Nur neun von 36 Trainern der Profi-Vereine waren schon vor Schultz‘ Amtsantritt auf ihrem Posten, tabellarisch geht es immer weiter nach oben, vielleicht sogar in die erste Liga. Kein Thema für den Trainer. „Wir befassen uns mit der aktuellen Situation – jetzt sind wir Erster, die Gejagten, wir haben was zu verlieren – nicht“, sagte wiederum Schultz und wiederholte für seine Verhältnisse vehement: „Nein, wir haben nichts zu verlieren. Was haben wir denn zu verlieren? Wir haben nur was zu gewinnen. Wir haben überhaupt nichts zu verlieren. Wir haben nur was zu gewinnen. Wir können am Wochenende wieder drei Punkte gewinnen.“
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Dann, am Wochenende, kommt das angeschlagene Aue ans Millerntor. „Es wird nicht alles super sein, wenn wir gewonnen haben, es wird aber auch nicht alles schlecht sein, wenn wir da nicht als Gewinner vom Platz gehen“, sagte der Trainer. Es bleibt eben ein Projekt. Und der Leiter bis auf Weiteres: Timo Schultz.