Schweigen am Millerntor: Wie hart trifft St. Pauli der Protest der Ultras?
Es ist das letzte Spiel des Jahres, das Finale am Millerntor, in dem der FC St. Pauli mit einem Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden die Tabellenspitze verteidigen, eine großartige Hinrunde veredeln und ein grandioses Kalenderjahr krönen will. Alles raushauen, ein letztes Mal Vollgas, 100 Prozent – das ist die Devise der Kiezkicker nach zuletzt zwei Unentschieden. Auf den Tribünen gilt das allerdings mit Einschränkungen.
Deutlich leiser als üblich wird es bei Anpfiff und in der Anfangsphase der Partie im Stadion sein. „Die ersten 12 Minuten gibt es einen Schweigeprotest. In dieser Zeit werden wir nicht organisiert supporten“, teilt Ultra Sankt Pauli (USP) offiziell mit.
St. Pauli-Ultras: 12 Minuten Schweigeprotest gegen Wehen
Der Grund für den temporären Stimmungs-Boykott: „Wir schließen uns den bundesweiten Protesten gegen den Inverstoreneinstieg in die DFL an“, heißt es seitens USP. Diverse Fanszenen im ganzen Land machen den letzten Spieltag zum Aktionstag, protestieren gegen die jüngsten Entwicklungen im deutschen Profifußball.
Vor wenigen Tagen haben die 36 Erst- und Zweitligisten im zweiten Anlauf den Einstieg eines Investors in die DFL beschlossen. Der FC St. Pauli hatte mit neun anderen Vereinen (u.a. Köln, Freiburg, Düsseldorf, Kaiserslautern) bei der Abstimmung dagegen votiert.
Fans demonstrieren gegen Investoreneinstieg bei DFL
Aus Fan-Sicht ist der Protest nur konsequent und auch der Zeitpunkt alternativlos, um zeitnah ein Zeichen zu setzen. Dennoch bedeutet er für die eigene Mannschaft – in diesem Fall die Kiezkicker – eine ungewohnte Situation. Dass es auf der Südtribüne anfangs keinen organisierten Support gibt, wird keine Randerscheinung sein, sondern visuell und vor allem akustisch sehr auffallen. Das ist ja auch Sinn und Zweck einer Protestaktion.
ich der Werbevereinbarung zu.
Ob das einen negativen Effekt auf die Mannschaft hat, wird sich zeigen oder nach dem Spiel herausstellen. Das Team wirkt zu gefestigt, als dass man befürchten muss, dass es mit Verunsicherung reagieren könnte. Gleichwohl macht es einen enormen Unterschied, ob die Braun-Weißen von Beginn an auf eine lautstarke Südtribüne zustürmen oder sie im Rücken haben – oder eben nicht. Gleiches gilt für den einschüchternden Effekt auf den Gegner.
Wird die Stille der Südtribüne die Kiezkicker beeinflussen?
Fakt ist, dass St. Pauli zu den Blitzstartern der Liga zählt. Sechs Tore in den ersten 15 Minuten sind ein Topwert – nur Karlsruhe hat mehr Treffer in der Anfangsviertelstunde erzielt (8). Daran haben auch die Fans ihren Anteil.
Das könnte Sie auch interessieren: St. Pauli und die Hürzeler-Verlängerung: Ganz! Oder gar nicht?
Ein (nicht ganz ernst gemeinter) Lösungsvorschlag: St. Pauli agiert die ersten zwölf Minuten abwartend, mit totaler Kontrolle, präzisem Kurzpassspiel in den eigenen Reihen und einer Ballbesitzquote in Höhe eines nordkoreanischen Wahlergebnisses (Bedingung: keine Pfiffe oder Unmutsbekundungen) – um dann in der 13. Minute die 1:0-Führung zu erzielen. „Song 2“ mal als eine Art Ouvertüre … das hätte was.