Von Malle auf den Kiez: Wie „Sibombi“ bei St. Pauli zum Volltreffer werden will
Es ist schon erstaunlich, wo sie beim FC St. Pauli all die Neuzugänge auftreiben, die charakterlich so herausragend ins Gesamtgefüge hineinpassen. Neuerster Clou war bekanntlich Siebe Van der Heyden, und der Belgier machte bei seinem ersten Medientermin am Dienstagmittag einen so ansteckend positiven Eindruck, dass es die pure Freude war.
Nicht einmal das trübe Wetter konnte ihm irgendwas anhaben. Und dass, gleichwohl er aus den letzten eineinhalb Jahren die Sonne Mallorcas, als Spieler des RCD, zum steten Begleiter hatte. „Du willst dich an dem Ort, wo du bist, immer wohlfühlen“, sagte der 26-Jährige. „Aber am wichtigsten ist, dass du dich im Team wohl fühlst, dass du spielst und ein paar Minuten bekommst. Wir sind Fußballer und keine Leute, die die ganze Zeit über nur das Leben genießen wollen.“
Siebe Van der Heyden schwärmt von St. Pauli
Wobei das eine das andere nicht ausschließt, wie er findet. „Wir müssen im Leben glücklich sein. Wir haben den schönsten Job der Welt und müssen lachen, auch wenn es hier mal kälter sein sollte. Ich will die Zeit mit all den Jungs hier genießen, dann wird das eine tolle Saison.“ Der Anfang ist schon mal gemacht, denn der Empfang für den Defensivmann geriet überaus gelungen. „Es war unglaublich“, schwärmte er. „Vom ersten Moment hat mich jeder auf die bestmögliche Art aufgenommen. Die Jungs haben direkt mit mir geredet und ich hatte sofort eine sehr gute Verbindung zu ihnen.“
Empfang am Millerntor „hat sich so herzlich angefühlt“
Ähnlich war seine Wahrnehmung am vergangenen Samstag, als er beim 1:1 gegen den FC Augsburg erste Millerntor-Minuten sammeln durfte. „Ich habe direkt ein Lächeln im Gesicht, wenn ich daran zurückdenke“, meinte er. „Ich erinnere mich daran, wie alle Fans meinen Namen gerufen haben, als ich reingekommen bin. Das hat sich einfach so herzlich angefühlt. Ich bin einfach nur glücklich.“
So ungeheuer freundlich und offen Van der Heyden im Dialog auch rüberkommt, spätestens im Umgang mit den Gegenspielern herrscht ein anderer Ton. „Ich bin ein Innenverteidiger, wie es meinem Naturell entspricht“, erklärte er. „Ich bin sehr aggressiv. ich verteidige nach vorne und gehe da hin, wo es wehtut.“ Und wenn der Coach es verlangt, auch auf die linke defensive Außenbahn. Auch dort ist der Belgier zu Hause, der eine große Schwäche sein Eigen nennt: „Ich kann nicht verlieren!“
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Was im Profi-Sport hilfreich ist, bei Hobbys hingegen eher hinderlich. Van der Heyden liebt Darts, mit seinen beiden Brüdern misst er sich regelmäßig im Wettkampf. „Ich will immer gewinnen. Wenn ich mit den beiden spiele, zeige ich das nicht zu oft, aber ich will immer gewinnen. In meinem Inneren brenne ich, wenn ich nicht gewinne. Und das hasse ich.“
Sein Nickname beim Pfeile werfen lautet übrigens „Sibombi“, was aus seiner Kindheit rührt. „Als ich zehn Jahre alt war und in Anderlecht gespielt habe, da hatte ich einen Trainer, der hat mich immer ‚Sibombi‘ gerufen“, beschrieb er. „Ich habe mich immer gefragt, warum er mich so nennt. Aber es ist einfach in meinem Kopf geblieben.“
St. Paulis Spiele haben Van der Heyden beeindruckt
Jetzt aber zählt für den Sohn einer in seiner Heimat bekannten Sänger-Größe (Künstlername Nicky Jones) Fußball und das Ankommen in Hamburg. „Ich werde sehen, wie sie hier spielen und muss mich natürlich ein bisschen darauf einstellen“, sagte er. Aber es laufe bisher alles gut, und es ist ja auch nicht so, dass Van der Heyden komplettes unbekanntes Terrain betritt. „Ich habe St. Pauli ein paar Mal in der Bundesliga spielen sehen und sie haben mich beeindruckt.“ Ein echtes Team mit einer echten Gemeinschaft, „darum geht es für mich im Fußball, auf diese Weise Spiele zu gewinnen. Ich war vom ersten Moment an interessiert, als sie sich bei mir gemeldet haben.“
Möglicherweise macht das Leid des Manolis Saliakas (fällt mit Muskelverletzung einige Zeit aus) das Glück des Siebe Van der Heyden perfekt, schon am Sonntag bei RB Leipzig winkt ihm ein Startelf-Einsatz. „Wir müssen die Punkte mitnehmen, die wir holen können, und wir müssen jedes Spiel darum kämpfen“, blickte er voraus. „Das wissen wir und diese Mentalität haben wir auch. Was ich auf dem Trainingsplatz spüre, ist, dass die anderen Jungs das auch so sehen.“
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