Eric Smith schaut Yussuf Poulsen hinterher
  • Eric Smith' Blick verrät es bereits: Gleich fällt das 1:0 für Leipzig durch Yussuf Poulsen (l.).
  • Foto: imago/Matthias Koch

Smith nach Auf und Ab in Leipzig: „Manchmal trifft man schlechte Entscheidungen“

Alexander Blessin wollte sich nicht allzu sehr mit der Leistung einzelner Spieler beschäftigen nach St. Paulis Pokalaus in Leipzig. „Fehler kann man machen, aber es geht darum, daraus zu lernen und den Fehler auszumerzen für mein Teammitglied“, wies er auf eine der wesentlichen Tugenden im Fußball hin, der schließlich ein Gemeinschaftssport ist. Ein Spieler stach aus dieser Gemeinschaft – positiv wie negativ – am Dienstagabend aber trotzdem hervor.

Eric Smith ist Schlüsselspieler beim Kiezklub, und zwar nicht nur positionsbedingt als zentrales Glied der Dreierkette. St. Pauli ist, das war schon unter Blessins Vorgänger Fabian Hürzeler der Fall, von dem Schweden abhängig. Fällt er aus, fehlt St. Pauli der wichtigste Aufbauspieler. Ist er fit, macht er St. Paulis Spiel unberechenbarer. Macht er Fehler, leidet St. Pauli darunter, das war zu sehen in Leipzig. Ebenso war allerdings zu beobachten, wie sehr die Mannschaft davon profitiert, wenn er abruft, wozu er imstande ist.

Smith ist überdies einer der konstantesten Profis im Team von Blessin, weshalb es besonders auffällt, wenn er eine so wechselhafte Partie spielt wie beim 2:4 in Leipzig. Schon nach zwölf Minuten stand er im Zentrum des Geschehens, als er im Strafraum gegen den wahrlich unangenehmen, weil physisch sehr starken und zudem cleveren Gegenspieler Yussuf Poulsen ins Kopfballduell ging – beziehungsweise: zu gehen schien. Poulsen stieg gar nicht erst hoch, er stieß Smith nur leicht, und dessen Kopfballversuch war keine Rückgabe mehr zu Torhüter Nikola Vasilj, sondern die Vorlage zur Leipziger Führung. „Ich weiß gar nicht, ob das so ein großer Fehler war, weil der Ball echt komisch aufgesprungen ist“, sagte Blessin. Vom Timing sei es für Smith „schwer einzuordnen“ gewesen. Außerdem hätte St. Pauli die Situation bereits zuvor besser klären können, fand er.

Smith über Zweikampf mit Poulsen: „Er macht es gut“

„Er ist ein sehr erfahrener Spieler, gibt mir einen kleinen Schubser, als ich in der Luft bin. Davon komme ich nicht mehr zurück“, erklärte Smith die Situation mit Poulsen aus seiner Sicht. Vielleicht hätte er einen Freistoß bekommen, mutmaßte er, „wenn ich mich hinschmeiße und schreie. Aber so ist es, er macht es gut und trifft.“

Wenig später übernahm diese Aufgabe Christoph Baumgartner nach einem Leipziger Ballgewinn und Flanke von der rechten Seite. Eine St. Paulianer Fehlerkette, an deren Ende wieder – wenn auch gewiss nicht alleine – Smith stand, der dem Österreicher bei seinem Kopfball reichlich viel Platz gewährte. Trainer Blessin analysierte, dass der entscheidende Fehler schon zuvor geschehen sei, nämlich bei einem verlorenen Zweikampf im Mittelfeld. Und dann verfüge Leipzig eben über große Qualität, um eine solche Szene ausnutzen.

Smith kämpfte sich in das Spiel zurück

Freilich war dies noch nicht das Ende des Auf und Abs für Smith, der nach St. Paulis zwischenzeitlichem Anschlusstreffer durch Morgan Guilavogui vor dem erneuten Gegentor, dem 3:1 für Leipzig, auch noch Pech hatte: Seinen Klärungsversuch auf Höhe der Mittellinien blockte André Silva, „eine Fünfzig-Fünfzig-Situation“, sagte Smith. Der Abpraller jedenfalls wurde zu einem Steilpass für Baumgartner, der abermals Poulsen assistierte. „Es ist, wie es ist, manchmal trifft man schlechte Entscheidungen“, sagte der 27-Jährige. „Ich hätte den Ball so hoch wie möglich klären können“, das habe er aber nicht. „Unglücklich in dem Moment.“

Wer nun meinte, Smith sei gebrochen, sah sich getäuscht. In etwas offensiverer Rolle übernahm er nach etwa 30 Minuten die gewohnte Rolle des braun-weißen Spielgestalters, setzte etwa Oladapo Afolayan mit einem fantastischen 40-Meter-Schnittstellenpass in Szene. Man sah ihm an, dass er die Dinge nicht einfach so über sich ergehen lassen wollte.

Smith trifft sehenswert gegen Leipzig

Und dann setzte er aus einer Position zum Schuss an, aus der andere normalerweise flanken, rechts am Strafraum, beste Position für eine Hereingabe. Nicht aber für Smith, den Defensivmann mit Offensivqualitäten, ein Schuss aufs lange Eck, leicht abgefälscht, 3:2, St. Pauli zurück im Spiel. „Ich habe auf den zweiten Pfosten gezielt“, erklärte er, durch den Kontakt des Gegners sei die Flugkurve noch besser gewesen. „Da hatte ich ein bisschen Glück.“

Was ja auch Zeit wurde nach der unglücklichen ersten Halbzeit – aber nicht anhalten sollte. Auch das Leipziger 4:2, den letzten, entscheidenden Treffer konnte Smith nicht verhindern, der eingewechselte Antonio Nusa ließ ihn und Robert Wagner mit einem Übersteiger stehen und vollendete.

Das könnte Sie auch interessieren: St. Pauli-Noten in Leipzig: Wer Probleme hatte – und wer positiv auffiel

„Es war ein schwieriges Spiel gegen eines der besten Teams Deutschlands im Moment“, sagte er und forderte zugleich, die positiven Aspekte aus dem Spiel mitzunehmen für die Partie in Hoffenheim am Samstag: zwei Tore gegen Leipzig, das dominante Auftreten nach der Pause und die Resilienz nach Rückschlägen. Letzteres gilt für St. Pauli – und für Smith.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp