Spielt der Körper mit? Amenyido steht vor der Saison der Wahrheit
Nicht nur dabei, sondern mittendrin und voll bei der Sache. Nach einer weiteren Seuchen-Saison hoffen Etienne Amenyido und auch der FC St. Pauli, dass der Stürmer in seiner dritten Spielzeit in Braun-Weiß endlich von Verletzungen verschont bleibt, sein Potenzial richtig abrufen kann und durchstartet. Für die Kiezkicker könnte er ein wertvoller Angreifer sein. Für Amenyido selbst steht weit mehr auf dem Spiel. Spielt sein Körper diesmal mit?
Wenn ein Schuss, der nicht ins Tor geht, die sehenswerteste Aktion eines Spiels ist, dann kann es dafür nur zwei Gründe geben. Erstens: Die Partie ist ein Grottenkick. Zweitens: Der Schuss war außergewöhnlich. In diesem Fall galt Letzteres.
Ein Fallrückzieher mit Wow-Effekt
In der Schlussphase des Testspiels in Dunfermline hatte Amenyido mit einem artistischen und wuchtigen Fallrückzieher nicht nur die Stabilität des Tores im East End Park getestet, sondern mit dem Lattenkracher auch für eine lautstarke Reaktion auf den Rängen gesorgt – nicht nur bei den Fans, die zu St. Pauli hielten, sondern beim gesamten Publikum.
Ein krachender Kunstschuss ohne Torerfolg, aber mit Wow-Effekt – und wie ein Signal: Hallo, hier bin ich wieder!
St. Pauli-Trainer Hürzeler über den „Mehrwert“ von Amenyido
Auch nach dem 3:0-Sieg war die Aktion noch Gesprächsthema. Nicht nur unter den Fans. Trainer Fabian Hürzeler registrierte den 30-Minuten-Einsatz von Amenyido, der kurz vor dem Fallrückzieher eine weitere Torchance und nach seiner Einwechslung insgesamt viel Schwung und Gefahr ins Angriffsspiel gebracht hatte, mit Wohlwollen.
„Hoffentlich bleibt Eti verletzungsfrei – dann ist er ein Mehrwert für unsere Mannschaft“, sagte der Coach auf den engagierten Auftritt von Amenyido angesprochen. Da ist sie wieder, diese Einschränkung. Nachvollziehbar. Der Körper muss halt mitspielen, und in der Vergangenheit war das nun mal viel zu selten der Fall.
Die gesamte Rückrunde fehlte Amenyido verletzt
Nur 26 von 68 Ligaspielen hat Amenyido in seinen zwei Jahren beim Kiezklub bestreiten können – jeweils 13 – und drei von sechs DFB-Pokalspielen. Vier Liga-Toren stehen vier Verletzungen mit längeren Pausen gegenüber. Die letzte (Achillessehnenprobleme) dauerte die gesamte Rückrunde der abgelaufenen Saison. Eine mehrwöchige Phase seiner Reha hatte der Deutsch-Togolese in Frankfurt absolviert, um in der Leidenszeit Abstand zu gewinnen.
Beim Trainingsstart wirkte Amenyido, der unter Cheftrainer Hürzeler noch keine Pflichtspiel-Minute bestritten hat, fit und bestens gelaunt. Der Eindruck in den ersten Tagen der Vorbereitung ist sehr positiv. Das ist ein erfreulicher Anfang. Mehr noch nicht. Die durchaus bange Frage bleibt, wie sein Körper die steigenden und auch dauerhaften Belastungen wegsteckt.
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Amenyido steht eine Saison der Wahrheit bevor, in der er das Etikett „verletzungsanfällig“ loswerden und beweisen will, dass sein Körper sehr wohl für den Profifußball auf dem Niveau der Zweiten Liga (vielleicht auch irgendwann mal höher) gemacht ist. Die anstehende Spielzeit dürfte wegweisend für den weiteren Verlauf seiner Karriere sein. Das ist Motivation, bedeutet aber fraglos auch Druck. Entscheidend ist deshalb, dass nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf mitspielt. Es dürfte schwer sein, jemanden in und um den FC St. Pauli zu finden, der ihm nicht die Daumen drückt.