• Oke Göttlich sprach auf der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli deutliche Worte.
  • Foto: WITTERS

St. Pauli-Bosse unter Druck : „Ein Abstieg käme einer Katastrophe gleich“

Es ist die letzte Chance, der bislang schwierigen Saison mit dem sportlichen Absturz noch eine Wendung zum Guten zu geben. Im finalen Spiel des Jahres wollen die Kiezkicker mit aller Macht den zweiten Sieg der Saison und ersten Dreier nach zwölfwöchiger Durststrecke eintüten, mit einem Schleifchen versehen und sich selbst unter den Weihnachtsbaum legen. Im Falle einer Niederlage brennt er, der Baum. Die Mannschaft des FC St. Pauli hat es selbst in der Hand, besser gesagt: auf dem Fuß. Frohes Fest oder rohes Fest?

Es steht verdammt viel auf dem Spiel am Sonntag, wenn die Braun-Weißen die Fortuna aus Düsseldorf am Millerntor empfangen, die mit dem Rückenwind von drei Siegen in Folge anreist und den Gastgebern vormacht, wie schnell man sich in der Tabelle nach oben arbeiten kann, wenn man eine Erfolgsserie startet. Um daran denken zu dürfen, benötigt St. Pauli überhaupt mal wieder einen Sieg, den ersten seit dem 4:2 gegen Heidenheim am zweiten Spieltag.

St. Pauli muss siegen – sonst kommt das Christkind als Abstiegsgespenst

Drei Punkte wären für den gesamten Kiezklub von immenser Wichtigkeit und ein dringend benötigter Befreiungsschlag, damit das Christkind nicht im Gewand des Abstiegsgespenstes daherkommt und der Verein zumindest kurzzeitig kollektiv durchatmen und Morgenluft schnuppern kann in der Mini-Winterpause. 

St Pauli Strafraumszene Aue 2020

Ein 2:2 wie im turbulenten letzten Heimspiel gegen Aue wäre für St. Pauli gegen Düsseldorf wohl zu wenig

Foto:

imago images/Oliver Ruhnke

„Ich würde mir für uns alle wünschen, alle, die es mit dem FC St. Pauli halten, dass wir mit einem guten Gefühl unterm Weihnachtsbaum sitzen“, weiß Trainer Timo Schultz um die Wirkung des letzten Spiels vor dem Fest.

Kritische Fragen häufen sich: Das Umfeld von St. Pauli wird unruhig

Die Lage ist angespannt, das Umfeld unruhig, teilweise ungehalten – das wurde auf der virtuellen Mitgliederversammlung am Donnerstag deutlich. Immer wieder gab es per Chat eingereichte Wortmeldungen mit kritischen Fragen zur sportlichen Krise, mehrfach mussten sich Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann erklären, rechtfertigen. 

„Wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden“, bekannte Göttlich. „Spaß macht uns das allen nicht.“ Dennoch sei man vom eingeschlagenen Weg überzeugt. Erneut sprach er Bornemann und Schultz das Vertrauen des Vereins aus. „Wir wollen mit Andreas und Timo noch lange zusammenarbeiten.“

Abwahlantrag gegen Präsident Göttlich auf der Mitgliederversammlung

So manches Mitglied ist nach Jahren des sportlichen Misserfolges mit der Geduld am Ende und den Nerven zu Fuß, was bei der Versammlung in einem Dringlichkeitsantrag gipfelte, sowohl Göttlich als auch Bornemann als Verantwortliche ihrer Ämter zu entheben. Ein kurioser, absurder Moment, der zugleich auf zugespitzte Weise den zunehmenden Gegenwind dokumentiert.

Aufsichtsrats-Chefin San­dra Schwedler sah sich ob der brenzligen sportlichen Lage berufen, einen direkten Appell an die Mannschaft zu richten, die nicht körperlich anwesend war: „Wir glauben an euch! Zeigt uns und allen anderen im Verein, was in euch steckt, und dass das Vertrauen in euch gerechtfertigt ist.“

St. Pauli-Chef Göttlich mahnt: „Wir dürfen uns nicht selbst zerfleischen“

Apropos Vertrauen. Die sportliche Krise scheint die Akzeptanz bei einer nicht unerheblichen Zahl von Mitgliedern für das Projekt der selbstproduzierten nachhaltigen Spielkleidung zu mindern. Anders ist kaum zu erklären, mit welch drastischen Worten  Göttlich forderte, Tabellenstand und das für den Verein strategisch immens wichtige Zukunftsprojekt voneinander getrennt zu betrachten und nicht gegeneinander auszuspielen. „Wir dürfen uns nicht selbst zerfleischen.“

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Biss muss vielmehr die Mannschaft zeigen, um zeitnah die Kurve zu kriegen, eine erneute Saison des Abstiegskampfes zu verhindern und so früh wie möglich die Klasse zu halten. Die Dritte Liga ist ein Horror-Szenario, das gilt mehr denn je. „Ein Abstieg in Zeiten der Pandemie“, sagt Göttlich, „käme einer Katastrophe gleich.“ Nach gerade einmal elf absolvierten Spielen ist es noch viel zu früh für Abstiegsangst, der der richtige Moment für Alarmbereitschaft und allerhöchste Zeit für einen Sieg.

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