• St. Paulis Leart Paqarada im Kosovo-Trikot
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St. Pauli-Profi mittendrin: „Dann spielen wir nicht!“ Nach Provokation droht ein Eklat

Das Duell zwischen Spanien und Kosovo in der WM-Qualifikation ist mehr als ein Fußballspiel. Zwischen beiden Ländern gibt es massive diplomatische Spannungen. Mittendrin ist mit dem Kosovaren Leart Paqarada ein St. Pauli-Profi.

Die spanische Nationalmannschaft entfesselte den Shitstorm mit Ansage. Trainer Luis Enrique, schrieb die Seleccion Anfang März auf Twitter, werde zur Monatsmitte seinen Kader für die Spiele in der WM-Qualifikation bekannt geben – gegen Griechenland, Georgien und „das Territorium Kosovo“. Der erwartbare Aufschrei im jüngsten Staat Europas ließ nicht lange auf sich warten.

WM-Qualifikation: „Dann spielen wir nicht!“ Eklat um Kosovo-Spiel in Spanien droht

Kosovos Verband (FFK) sprach von einer Provokation und verwies mit Nachdruck auf seinen Status als unabhängiger Staat und drohte: Sollte das Spiel am Mittwoch (20.45 Uhr/DAZN) in Sevilla nicht unter Einhaltung des üblichen Protokolls „mit Flagge und Hymne“ ausgetragen werden, „spielen wir nicht!“ Land und Verband seien in dieser wichtigen Frage zu keinerlei Zugeständnissen bereit.

Hintergrund der Aufregung ist ein diplomatischer Streit, der seit der Lossagung des Kosovo von Serbien 2008 immer wieder aufflammt. China und Russland, Serbiens wichtigste internationale Verbündete, erkennen die Unabhängigkeit des Balkanstaates mit seinen 1,8 Millionen Einwohner bis heute nicht an.

Spanien erkennt Unabhängigkeit des Kosovo nicht an

Das gilt auch für fünf EU-Staaten, darunter Spanien. Das Quintett wurde vom Europaparlament erst in der vergangenen Woche abermals ermahnt, die politischen Tatsachen und damit Kosovo anzuerkennen. Vergeblich.

„Manche Nationen haben Angst, einen Domino-Effekt innerhalb ihres eigenen Landes auszulösen, wenn sie gegen den Kosovo antreten und ihn dadurch anerkennen“, sagte Michael Nees. Der Karlsruher ist technischer Direktor und U21-Coach im kosovarischen Verband. Spanien etwa fürchtet mit Blick auf die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens eine „Balkanisierung“ – den eigenen Zerfall. 

Und so weigerte sich das Land schon im März 2019, im Rahmen der Qualifikation für die U17-EM Spiele mit kosovarischer Beteiligung auszurichten. In der Quali für die WM 2018 lehnte es die Ukraine ab, zu Hause gegen Kosovo zu spielen. Mit Rücksicht auf die Politik wurden bei der Auslosung der WM-Quali 2022 Duelle des Kosovo mit Bosnien, Serbien und Russland ausgeschlossen.

Spanien dagegen muss spielen. „Sportrechtlich haben sie keine Handhabe“, sagte Nees, Kosovo sei als Mitglied in FIFA, UEFA und IOC „in der Sportfamilie voll anerkannt“.

Leart Paqarada vom FC St. Pauli ist Nationalspieler des Kosovo

Nach einiger Diplomatie im Hintergrund sowie klärenden Telefonaten zwischen Verbandsvertretern soll in Sevilla sogar das Protokoll eingehalten werden. Die Seleccion spiele ja auch gegen die Färöer, Wales, Schottland, Nordirland oder Gibraltar Fußball, erklärte Spaniens Außenministerin Arancha Gonzalez, obwohl das ebenfalls „keine Staaten sind“.

Die Spieler um den Bremer Milot Rashica und St. Paulis Paqarada sind erleichtert. „Der Sport ist zum Glück stärker als die Politik“, sagte Kosovos Vize-Kapitän Samir Ujkani der „Marca“, „er öffnet Türen, vereint Länder und Menschen“.

Und falls sich die Spanier doch eine weitere Provokation erlauben? „Dann glaube ich“, sagte Nees, „dass die Spieler vom Platz gehen werden, dann wird es zum Eklat kommen.“ (sid)

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