St. Paulis Debakel in Hannover: Ein Spiel wie eine Bankrotterklärung
Die Sonne lachte vom Himmel, die Welt des FC St. Pauli indes kam dunkel-düster daher: Bei Hannover 96 lieferte der Kiezklub eine Leistung ab wie eine Bankrotterklärung, verlor 0:4 (0:2).
Man könnte sich jetzt die Mühe machen, alle Hannoveraner Chancen aufzulisten. Tut aber gar nicht not, ein flüchtiger Blick allein in die Statistik der ersten Hälfte reicht da völlig: Zu 34 Prozent St. Pauli-Ballbesitz gesellten sich 2:9 Torschüsse und eine Passquote von 61 Prozent, die zwischendurch sogar mal knapp über 50 Prozent gelegen hatte. Viel schlechter würde es vermutlich auch nicht aussehen, wenn eine Auswahl von „Jolly Roger“-Stammgästen nachts um 3 Uhr irgendwo in einem Käfig im Viertel kicken würde, ohne diesen Menschen zu nahe treten zu wollen.
St. Paulis Östigard rutscht vorm 0:1 aus
Es war zum Fremdschämen. Kein Rädchen, das in ein anderes griff, als hätten sich ein paar Hobby-Kicker zum Buffen auf der Freibad-Wiese verabredet. Pure Verunsicherung gepaart mit Slapstick-Unglücken wie dem Ausrutscher von Leo Östigard, der dem ehemaligen Hamburger Ducksch das 1:0 ermöglichte (6.). Oder mit Unvermögen wie beim 2:0, als Matt Penney Korb flanken ließ und Weydandt bei seinem Kopfballtreffer von Daniel Buballa bestaunt wurde.
St. Pauli hätte schon nach vier Minuten 0:2 hinten liegen können
„Es gibt überhaupt nichts schönzureden, wir müssen uns schämen dafür“, erklärte der eingewechselte Ex-Hannoveraner Christopher Avevor. „Eigentlich müssen wir schon nach vier Minuten 2:0 in Rückstand liegen. Wir waren in der ersten Halbzeit nicht anwesend, haben gar kein Mittel gefunden, waren tot auf dem Platz.“
In St. Paulis Mannschaft gibt es keine Automatismen
Keine Widerrede. Wobei: Will man, kann man den Spielern überhaupt einen Strick draus drehen, wenn sie zum x-ten Mal in völlig umgekrempelter Aufstellung mit diskutabler taktischer Ausrichtung aufs Feld geschickt werden? Das Missverständnis zwischen den eingewechselten Johannes Flum und Maximilian Franzke, das das 3:0 durch Haraguchis abgefälschten Distanzschuss ermöglichte (61.), passiert keiner funktionierenden Mannschaft.
Hannovers Torwart muss keinen St. Paulis-Schuss halten
Bezeichnend zudem, dass 96-Keeper Zieler während der Partie auch auf dem nahen Maschsee hätte rudern gehen können. St. Pauli fand offensiv schlicht nicht statt, kassierte stattdessen nach einem 08/15-Konter noch die vierte Bude durch Teuchert (80.).
Für die St. Pauli-Fans vorm Fernsehe war es eine Qual
„Minimal besser“, fand Avevor den zweiten Durchgang, in dem die Hausherren allerdings auch nur noch mit Halbgas unterwegs waren, aber eben auch „bei aller Liebe nicht zufriedenstellend. Für diejenigen, die das Spiel im Fernsehen verfolgt haben, muss es eine Qual gewesen sein“. Auch Kapitän Daniel Buballa mühte sich gar nicht erst um Schönfärberei, sagte, dass das Ergebnis genau das aussage, was auf dem Platz passiert sei: „Wir haben weder Zugriff noch in die Zweikämpfe gefunden. Wir sind nur hinterher gelaufen und haben es Hannover extrem einfach gemacht.“