St. Pauli gegen Kiel erstmals diese Saison Favorit – ein Kiezkicker sieht das anders
Aufsteiger gegen Aufsteiger. Tabellen-Sechzehnter gegen Tabellen-Siebzehnter, Duell zweier direkter Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Der FC St. Pauli will das Heimspiel gegen Holstein Kiel am Freitagabend im ausverkauften Millerntorstadion mit aller Macht gewinnen und den Vorsprung auf den Nordrivalen auf sechs Punkte ausbauen. Bislang waren die Kiezkicker in jedes ihrer elf Bundesligaspiel als Außenseiter gegangen, mehrmals als klarer Underdog. Jetzt haben sie erstmals die Favoritenrolle. Ein Führungsspieler sieht das anders – der den Gegner besser als jeder andere St. Paulianer kennt.
Von Rollenverteilungen, Kategorisierungen, Etiketten, Schubladen oder ähnlichen Einordnungen hält Hauke Wahl nicht sonderlich viel. Das ist ihm oft zu pauschal oder ultimativ. Und da macht er bei der Favoritenfrage vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen und langjährigen Verein (Anstoß 20.30 Uhr, live bei Sky) keine Ausnahme.
Angesprochen auf die veränderte Ausgangslage, sagt der Innenverteidiger: „Ich glaube, Kiel ist auch Favorit, oder? Ich sehe da keinen Favoriten, wir sind beides Aufsteiger.“ Der 30-Jährige erwartet vielmehr ein Duell auf Augenhöhe. „Ich glaube, in der letzten Saison haben uns am Ende ein, zwei Punkte getrennt. Ich sehe uns da jetzt nicht in einer Favoritenrolle. Ich glaube, dass es ein ausgeglichenes Spiel ist. Und deswegen mache ich mir da keine großen Gedanken drüber.“
Statistisch gesehen hat St. Pauli keinen Heimvorteil
Die Tatsache, dass St. Pauli zu Hause spielt, wäre eigentlich ein klassischer Vorteil und Grund für eine leichte Favoritenrolle der Braun-Weißen, aber die Probleme und die Durststrecke im eigenen Stadion sind bekannt. Schaut man auf die Ergebnisse – fünf Heimspiele, kein Sieg, zwei Remis, drei Niederlagen und 0:6 Tore – dann lässt sich nicht von Heimvorteil sprechen.
Die Kieler „Störche“ wiederum, für die Wahl insgesamt achteinhalb Jahre gespielt hat, haben auswärts zwei Unentschieden geholt und weisen auf fremdem Platz ein für einen Aufsteiger durchaus beachtliches Torverhältnis von 8:11 auf. Damit hat Holstein auswärts einen Treffer mehr erzielt als St. Pauli in allen elf Saisonspielen zusammen.
Wahl spricht über veränderte Ausgangslage
Auch deshalb ist Wahl überzeugt, dass es am Freitagabend eine ganz heiße und enge Kiste wird. Die Konstellation in der Bundesliga sei eine andere als in Liga zwei, wo die Kiezkicker beide Duelle hatten gewinnen können (5:1 zu Hause, 4:3 in Kiel). Aus Spitzenteams sind nach aktuellem Tabellenstand Kellerklubs geworden.
„Beide Mannschaften waren einfach viele Siege gewohnt“, gibt Wahl zu bedenken. „Wir haben natürlich dann noch mit einem anderen Selbstverständnis gespielt. Und das ist nicht weg, aber das ist halt ein bisschen weniger. Das ist ganz normal. Aber das soll nicht heißen, dass wenig Tore fallen müssen.“ Er wäre allerdings sehr erfreut, fügt der Routinier an, wenn St. Pauli nicht so viele Gegentore gegen Kiel kassiert wie in der Vorsaison. „Vier in zwei Spielen ist dann doch ein bisschen viel.“
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Am Freitag soll hinten so lange wie möglich die Null stehen – und vorne muss es endlich klingeln am Millerntor, am besten nicht nur einmal.