Enttäuschte St. Pauli-Spieler nach der Niederlage gegen Heidenheim
  • 11:5 Torschüsse hatte der FC St. Pauli gegen Heidenheim – und doch schlichen Karol Mets, Oladapo Afolayan und Johannes Eggestein (v.l.) als Verlierer vom Platz.
  • Foto: WITTERS

St. Pauli macht das Spiel, Heidenheim die Tore: Bittere Pleite zum Bundesliga-Start

Der FC St. Pauli fühlt sich in der Bundesliga pudelwohl, bestimmt gegen einen Europapokal-Teilnehmer das Spiel – und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Ein Kontertor leitete den 2:0-Sieg des 1. FC Heidenheim am Millerntor ein. Der Aufsteiger muss Lehrgeld zahlen. 

Um Punkt 17.30 Uhr führte Robert Wagner den Anstoß aus – der Start in die braun-weiße Bundesliga-Saison, die mit dem ersten Klassenerhalt der Kiezkicker seit 1996 enden soll. Trainer Alexander Blessin gab auf der linken Außenbahn Lars Ritzka den Vorzug vor Fin Stevens, der beim Pokal in Halle noch in der Startelf gestanden hatte. Beide Mannschaften agierten zunächst verhalten. Bis auf einen deutlich am St. Pauli-Tor vorbeifliegenden Weitschuss von Adrian Beck (4.) war in der Anfangsphase wenig Spektakel. St. Pauli bemühte sich meist um geordneten Spielaufbau, im Zweifel auch über Torwart Nikola Vasilj. Heidenheim ließ aber auch wenig Räume für Steilpässe aufs braun-weiße Sturmduo Eggestein/Guilavogui zu. Als St. Pauli den Ball doch einmal bis in den Strafraum trug, wurde es gleich gefährlich: Der Flachschuss von Connor Metcalfe (20.) aus 17 Metern strich aber links am Tor vorbei.

Es war das Signal für ein offensiveres, mutiges Auftreten St. Paulis, das wiederum Metcalfe nach einer halben Stunde beinahe mit der Führung belohnt hätte. Der Australier nahm eine Flanke von Morgan Guilavogui direkt, doch Heidenheim-Keeper Kevin Müller konnte den Volleyschuss parieren. Nach einem schnellen Angriff über Eric Smith, Jackson Irvine, Johannes Eggestein und Ritzka schoss Philipp Treu (41.) rechts am Tor vorbei. Zur Halbzeitpause keine Tore, aber ein Chancenplus für St. Pauli – und die Ahnung, dass der Aufsteiger mit neuem Spielsystem in der Preisklasse Heidenheim mithalten kann.

Doch was ist die Preisklasse Heidenheim? Die Sensations-Mannschaft der Vorsaison spielt zwar Europapokal, aber auch ihr „verflixtes zweites Jahr“ in der Bundesliga. Heidenheim hat nahezu seine gesamte Offensive an die Konkurrenz in In- und Ausland verloren – dem Fußball-Aschenputtel drückt der Schuh vor allem vorne. Von den Nachfolgern deutete nur Leonardo Scienza vor der Pause annähernd Gefahr an.

Im ausverkaufen Millerntor-Stadion war die Stimmung nach 13 Jahren Bundesliga-Abstinenz prächtig – und beinahe hätte dann ein ruhender Ball für Ekstase gesorgt. Guilavogui lief in einen perfekt gezirkelten Smith-Freistoß, brachte den Ball mit seinem Kopf aber nicht aufs Tor (47.). Guilavogui blieb das Pech treu: Nach einem starken Angriff über Metcalfe verpasste er eine Irvine-Hereingabe vor dem leeren Tor nur um Haaresbreite (63.). 

Heidenheim kontert St. Pauli eiskalt aus

St. Pauli war am Drücker – und ließ sich auskontern. Nach einer Smith-Ecke kam Wahl aussichtsreich zum Schuss, doch FCH-Keeper Müller wehrte ab. Und weil St. Pauli ausnahmsweise den Kampf um den zweiten Ball verlor, kam Heidenheim zu einem Drei-gegen-Drei-Konter, den Wanner (66.) mit einem Schuss ins lange Eck zum 0:1 abschloss. Gegen Bayer Leverkusen oder Bayern München hätte man einen solchen Gegentreffer unter der Rubrik „Cleverness des Gegners“ abgebucht. Gegen Heidenheim war er einfach nur unnötig und ein schlechter Lohn für den eigenen Tordrang.

In der Schlussviertelstunde feierte Manolis Saliakas sein Comeback für St. Pauli, zudem kamen Oladapo Afolayan und Carlo Boukhalfa auf den Platz. Die Kiezkicker versuchten einiges, aber Führungen verteidigen kann Heidenheim auch im zweiten Jahr sehr gut. Als Jan Schöppner sich bei einer Ecke von Matthias Honsak an den langen Pfosten schlich und dort zum 0:2 einschoss (82.), war die verpatzte Bundesliga-Premiere des FC St. Pauli perfekt. 

Die  bittere Heimniederlage weckte Erinnerungen an den braun-weißen Bundesliga-Auftakt 1988, als der Kiezklub gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls das Spiel bestimmte, schließlich aber 0:1 verlor. 33 Spiele später stand mit Platz zehn das bislang beste Ergebnis in St. Paulis Bundesliga-Geschichte. Für den Moment ist das allerdings nur ein schwacher Trost.

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