St. Pauli-Sportchef Bornemann: „Wir stehen verdient da oben!“
Wer in der vermeintlich stärksten Zweiten Liga aller Zeiten nach einem guten Drittel der Saison ein Spiel weniger als die Konkurrenten absolviert hat und trotzdem vor allen anderen ganz oben steht, der darf sich nicht nur berechtigte Chancen im Aufstiegsrennen ausrechnen, sondern sich auch mal auf die Schultern klopfen. Diese Länderspielpause ist ein guter Anlass für eine erste echte Zwischenbilanz beim FC St. Pauli – und einen Blick nach vorn.
Die Aussage stand wochenlang. Erst nach nach zehn, zwölf Spielen könne man seriös eine Bewertung des erfolgreichen Saisonstarts, eine erste Einordnung der eigenen Leistungsstärke im Ligavergleich vornehmen und eine Zwischenbilanz ziehen. So hatte es Sportchef Andreas Bornemann nach dem 5. Spieltag und dem 2:0-Sieg gegen den damaligen Spitzenreiter Regensburg im Gespräch mit der MOPO gesagt. Jetzt hat St. Pauli zwölf Spiele absolviert, Nummer 13 wurde bekanntlich gerade aufgrund der Corona-Fälle beim SV Sandhausen abgesagt.
Höchste Zeit also für die angekündigte Zwischenbilanz. Bornemann muss lachen, als ihn die MOPO an seine Worte erinnert.
St. Pauli-Zwischenbilanz: Meiste Punkte, beste Abwehr, stärkste Heimmacht
Viel besser als das, was es zu bilanzieren gilt, geht es kaum. 26 Punkte, 28 Tore, die klar beste Tordifferenz (+17) in der Liga, die beste Defensive, dazu die beste Heimbilanz (sechs Spiele, sechs Siege, 19:3 Tore) und seit fünf Spieltagen Spitzenreiter.
Besser als gedacht? Oder etwa insgeheim erhofft?
St. Pauli-Sportchef Bornemann: „Wir stehen nicht zufällig da oben“
Der Sahnestart „kommt nicht komplett überraschend“, sagt Bornemann. „Wir wussten, dass die Mannschaft diese Qualität hat, aber es gibt keine Garantie.“ Mit der Tabellenführung, dem hohen Punkte- und Toreschnitt „hätte keiner rechnen können. Das freut uns natürlich.“
Das Liga-Ranking ist – anders als nach einer Handvoll Spielen – mehr als eine Momentaufnahme. Es ist mittlerweile Lohn-Tabelle und Qualitäts-Klassement.
„Wir brauchen nicht so zu tun, als ob wir zufällig da oben stehen. Es hat seine Berechtigung“, stellt Bornemann klar. „Aufgrund der gezeigten Leistungen und der Art und Weise, wie wir die Punkte geholt haben, kann man sagen, dass wir verdient da oben stehen.“ Die Mannschaft habe „sich im Vergleich zur vergangenen Rückrunde noch mal weiterentwickelt und ist in vielen Bereichen besser geworden.“
Sportchef Bornemann: So hat St. Pauli sich verbessert
Die Liste der Verbesserungen ist lang. „Wir haben an defensiver Stabilität gewonnen, an Klarheit im Spiel nach vorne und auch Comeback-Qualitäten entwickelt“, präzisiert der Sportchef. „Wir können über Standardsituationen ein Spiel drehen, haben das Auswärts-Thema zu unseren Gunsten gewendet.“
Im Pokal in Dresden gelang zudem ein Sieg in einem Kampfspiel. St. Pauli kann auch dreckig. „Es ist eine Qualität, auf mehrere Arten ein Spiel gewinnen zu können“, betont Bornemann. Wer das draufhat, kann auch am Saisonende ganz oben dabei sein.
„Wir sind gerade auf einer Welle, die man aber auch aktiv weiterreiten muss“, fordert Bornemann. „Das geht nicht von alleine.“ Er warnt vor Gedanken- und Rechenspielen. „Man darf jetzt nicht den einen Fehler machen, es im Kopf durchzuspielen. Wir müssen es auf dem Platz weiterspielen.“
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Die einzigen Saisonniederlagen in Hannover und Paderborn seien „nur Dellen“ gewesen. „Bislang haben wir noch kein Tal erlebt“, so Bornemann, der ahnt: „Es kommen auch ganz sicher Phasen, die uns fordern werden und wo wir andere Mittel und Wege finden müssen.“ Um Spitze zu bleiben.