St. Pauli-Trainer Blessin sieht erste Bundesliga-Spiele als Vorbereitungs-Spiele
3:0 gegen den Gewinner der Europa League – viel mehr geht nicht. Alexander Blessin trat nach der Gala gegen Atalanta Bergamo dennoch direkt nach dem Abpfiff auf die Euphorie-Bremse.
Bevor seine Spieler auf ihre wohlverdiente Ehrenrunde gingen, versammelte St. Paulis Trainer sie im Mannschaftskreis. Motto: freuen ja, abheben nein. Schließlich steht am Freitag im DFB-Pokal beim Halleschen FC das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Und beim Viertligisten aus Sachsen-Anhalt wird sich der Bundesliga-Aufsteiger keine Flausen im Kopf erlauben können.
„Es ist wichtig, das richtig einzuordnen“, betonte Blessin nach dem Sieg gegen die Lombarden: „Es war ein schönes Spiel und auch wichtig, auf die letzten beiden Spiele noch mal einen draufzusetzen. Man sieht, dass es geht. Aber man sieht auch einige Sachen, an denen wir noch arbeiten müssen. Wir wissen, dass noch viel auf uns zukommt.“
„In der Bundesliga brauchen wir auch Matchglück“
Blessin bezog sich vor allem auf die Anfangsphase, in der die italienischen Gäste mächtig Druck machten, seine Elf bisweilen unsicher wirkte und kaum den Weg nach vorne fand – auch weil sich relativ viele Abspielfehler im Aufbau einschlichen. „Es gab zehn, 15 Minuten, in denen wir einige Situationen entschärfen müssten. Das war ein irres Tempo, das Atalanta gemacht hat, das kann man nicht immer verteidigen. Wenn der Gegner da trifft, dann sieht es wieder anders aus“, sagte Blessin.
Für den Coach kommt es darauf an, dass die braun-weißen Kicker in eigenen Schwächephasen immer noch stark genug sind, um effektiv Schadensbegrenzung zu betreiben. „Wir werden in der Bundesliga nie eine Phase ständiger Kontrolle haben, da brauchen wir auch Matchglück“, betonte Blessin: „In den Phasen, in denen wir durchatmen müssen, müssen wir gucken, dass wir wenig Fehler machen und wenig gegnerische Chancen zulassen. Diese Zeit musst du überstehen und dann haben wir auch unsere Qualitäten, um selbst ein paar Reize zu setzen. Je besser wir stehen, desto weniger Phasen für den Gegner werden wir zulassen.“
Das gelang zunächst nur, weil Torwart Nikola Vasilj mal wieder einen starken Tag erwischt hatte – dann aber zunehmend besser. „Unser Matchplan, wie wir aufbauen wollen, ging ziemlich gut auf“, resümierte Blessin: „Was wir haben vermissen lassen war, die nächste Ebene zu finden. In der nächsthöheren Ebene müssen wir schneller hinter die Abwehrkette kommen, zumal Bergamo sehr hoch stand. Da müssen wir klarer mit besseren Tiefenläufen agieren.“
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Die nächsten St. Pauli-Gegner heißen Halle, Heidenheim und Union Berlin, Bergamo war das letzte Vorbereitungsspiel. Eigentlich. „Die nächsten drei Spiele zählen für mich noch zur Vorbereitungszeit“, proklamierte Blessin: „Weil wir einfach noch nicht so weit sind, über 90 Minuten dieses Tempo zu gehen.“ Wenn es weiter so gut läuft, sollte die Vorbereitung für den FC St. Pauli am besten niemals aufhören.