St. Pauli
  • St. Pauli zittert sich in die nächste Pokalrunde. Lukas Daschner, Jakov Medic und Trainer Timo Schultz sind erlichtert.
  • Foto: WITTERS

St. Pauli verhindert Pokal-Aus gegen Straelen: „Wir sind erleichtert!”

Sie sind nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen beziehungsweise mit „einem Warnschuss“, wie es David Otto formulierte: Der FC St. Pauli hat zwar die zweite Hauptunde im DFB-Pokalwettbewerb erreichte, spielte beim 4:3 (2:2) in Duisburg gegen Regionalligist SV Straelen aber mit dem Feuer. Erst in der Nachspielzeit glückte Jakov Medic der Siegtreffer und verhinderte so eine Verlängerung, die die Kiezkicker in Unterzahl hätten bestreiten müssen. Coach Timo Schultz pustete durch: „Es ist ein Pokalfight geworden, auf den wir gern verzichtet hätten. Wir sind erleichtert!“

Vor 5874 Zuschauer:innen St. Pauli begann so, wie man es erwarten durfte, hatte nach 52 Sekunden die erste gute Kopfballchance durch Igor Matanovic und alles unter Kontrolle. Jackson Irvine vergab nach Freistoß von Leart Paqarada den ersten Hochkaräter (7.), dann kratzte Keeper Kratzsch binn wenigen Sekunden die Kopfbälle von Johannes Eggestein und Irvine von der Linie (13.). Und als noch Lukas Daschner die Kugel völlig freistehend neben das Gehäuse schädelte (15.), musste man langsam die Frage nach der Effizient stellen und ob sich das nicht mal rächen würde.

Jaron Vicario bringt Straelen früh in Führung

Und so kam es dann tatsächlich auch. Der erste stringente Angriff des Underdogs, möglich gemacht durch einen leichtfertigen Ballverlust von Manolis Saliakas, offenbarte zum ersten, aber nicht letzten Mal an diesem Tag erhebliche Defizite St. Paulis in der Konterabsicherung. Folge: Jaron Vicario stand plötzlich blitzeblank vor Dennis Smarsch und ließ diesem mit einem Schuss ins lange Ecke keine Chance. 1:0 für Straelen (19.)…

…und drei Minuten später musste es eigentlich 2:0 stehen. Wieder reichte ein Pass, um ganz St. Pauli auszuhebeln, Mata musste eigentlich nur noch rüberlegen auf Nshirimirimana, wartete aber zu lange, so dass Jakov Medic mittels Monstergrätsche klären konnte. Was dieses Mal die Gäste bestraften: Ein flach getretener Freistoß von Eric Smith rollte an Freund und Feind vorbei zum Ausgleich in die Maschen (25.).

Eric Smith gleicht für die Kiezkicker aus

Danach drängten die Kiezkicker wieder massiv, ließen aber vor allem in Person von Daschner (28., 36.) dicke Dinger liegen, zudem unterlief Kratzsch fast ein Eigentor (33.). Als Medic schließlich einen Smith-Freistoß zum 2:1 in den Maschen unterbringen konnte (42.), schien alles wieder auf Reihe – aber nur für 120 Sekunden. Dann verlor Eggestein den Ball in Höhe Mittellinie, wieder nur ein Pass, und Nshirimirimata, der Debütant Betim Fazliji ganz schlecht aussehen ließ, drückte den Ball an Smarsch vorbei ins Netz (42.).

Nshimirimana macht vor der Halbzeit das 2:2

2:2 zur Pause, für 16:5 Torschüsse konnten sich die Hamburger nichts kaufen, weil sie einem gut organisierten Regionalligisten viel zu viel anboten. „Sie haben das gemacht, was uns weh getan hat: kompakt gestanden, schnell umgeschaltet, eine Begeisterung an den tag gelegt, so dass sie uns immer wieder Probleme gemacht haben“, lobte Schultz den Kontrahenten und tadelte die Seinen: „Unsere Fehleranzahl war zu hoch, unsere Intensität hat nicht gereicht, um alles frühzeitig klarzumachen.“

Was sich trotz Pausenansprache auch nach dem Wechsel zunächst nicht änderte, Daschner musste für den schon geschlagenen Smarsch einen Cirollo-Abschluss per Kopf klären (52.). Dann aber besannen sich die Gäste, gingen die Sache jetzt wesentlich geordneter an und dank Joker David Otto nach klasse Flanke von Eggestein erneut in Führung (62.).

Joker Otto beschert St. Pauli das 3:2

Es wirkte, als sei es der K.o. für Straelen gewesen. Beim Viertligisten schwanden sichtlich die Kräfte, St. Pauli spielte nüchtern seinen Stiefel runter und ging auf den vierten Treffer. Bisweilen etwas zu hart, wie bei der Grätsche von Saliakas gegen Miyamoto im gegnerischen Strafraum. Warum Referee Bauer für die Aktion aber nach einminütiger Überlegung glatt Rot gegen den Griechen zückte (77.), wird auf ewig sein Geheimnis bleiben.

Natürlich wurde es dadurch wieder knisternder. Und die Fans des Außenseiters gerieten komplett in Ekstase, als Vicario einen Freistoß aus dem Halbfeld nicht als Flanke, sondern als Torschuss aufs kurze Ecke brachte, womit er Smarsch („Es war ein Fehler von meiner Seite, da stehe ich zu“), der nicht mehr an die Murmel kam, komplett überraschte (80.).

Medic-Tor in der Nachspielzeit bringt St. Pauli in die nächste Runde

3:3, inklusive Nachspielzeit noch 15 Minuten zu gehen. „Vielleicht muss ich meiner Mannschaft hinten raus das Kompliment machen, dass sie das 4:3 noch erzwungen hat“, befand Schultz. Und zwar mittels eines Freistoßes, den Smith ebenso scharf wie platziert an den zweiten Pfosten brachte, von dem der Ball an den Rücken von Medic und ins Tor sprang (90.+1).

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St. Pauli steht also in Runde zwei, „das ist das, was zählt“, urteilte Smarsch gewiss nicht zu Unrecht. Und trotzdem: „Es gab ganz viele Sachen, die wir besser machen müssen“, stellte Schultz unumwunden fest.

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