Jackson Irvine, Marcel Hartel und Oladapo Afolayan umarmen sich beim Jubeln
  • Das bis heute letzte Tor am Millerntor: Marcel Hartel (im Sprung) wird für sein 3:0 gegen Osnabrück gefeiert. Fast ein halbes Jahr ist das schon her ...
  • Foto: WITTERS

Seit Monaten nicht gehört: St. Paulis große Sehnsucht nach einem Song

Es gibt Lieder, die kann man nicht mehr hören. Weil man sie zu oft gehört und sich förmlich sattgehört hat. Und dann gibt es Songs, von denen man gar nicht genug kriegen kann, insbesondere in einem bestimmten Kontext und an einem ganz bestimmten Ort, der für eine emotionale Verbindung sorgt. Blöd, wenn man einen solchen Song nicht mehr dort zu hören bekommt, wo man ihn am liebsten hört. Wie auf einem Konzert der Lieblingsband, die dann einfach ihren größten Hit nicht spielt. Akustischer Entzug. Die Sehnsucht wächst von Auftritt zu Auftritt und mit ihr die Hoffnung: Spielen sie ihn nächstes Mal? Dieses Mal? Sie müssen.

Nicht ausgeschlossen, dass der ein oder andere Fan des FC St. Pauli in seiner Verzweiflung zu Hause „Song 2“ aufgelegt hat, um endlich mal wieder das berühmte Tor-Lied der Braun-Weißen zu hören, den Klassiker der britischen Band „Blur“, Millerntor-Tradition.

Trockener Schlagzeugbeat, dann die Gitarre und dann alle: Woo-hoo! 

Seit fast einem halben Jahr wartet St. Pauli auf die Tormusik am Millerntor

Zuletzt gehört im Stadion am 9. August, bei der Generalprobe gegen Bergamo. Dreimal. Nicht schlecht. Aber das zählt nicht. Keine Ekstase. Eher Trockenübung. Probelauf. Warm-up für den Ernstfall. Der nun auf sich warten lässt. Alle bereit – nur die Band nicht. In diesem Fall: die Mannschaft. Den Kiezkickern ist in dieser Saison noch kein Tor am Millerntor gelungen. Keine Bude gegen Heidenheim (0:2), überhaupt keine Kiste gegen Leipzig (0:0) und gegen Mainz (0:3) nur Treffer auf der falschen Seite.

St. Paulis letztes Pflichtspiel-Tor fiel am 12. Mai, erzielt von Marcel Hartel. Es war das 3:0 beim 3:1-Sieg gegen Osnabrück, der den Aufstieg besiegelte. 

Fünfeinhalb Monate ist das her. Fast ein halbes Jahr. Eine gefühlte Ewigkeit. Das letzte braun-weiße Bundesligator liegt übrigens dreizehneinhalb Jahre zurück. Ein Ehrentreffer von Marcel Eger bei der 1:8-Klatsche gegen Bayern. Damals hatte das Millerntor 5000 Plätze weniger als heute.

Afolayan fordert eine Leistungssteigerung am Millerntor

Zu Hause ist es bislang zu wenig – an Toren. An Punkten. Und auch, was die Leistung angeht, findet zumindest Oladapo Afolayan, der im Mai gegen Osnabrück die anderen beiden Tore erzielt hatte. „Unsere Heim-Form muss besser werden und wir müssen anfangen, zu Hause Punkte zu holen“, hatte der Engländer nach dem 1:2 in Dortmund im Hinblick auf die anstehende Partie gegen Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) gefordert. Für Punkte braucht es Tore. St. Pauli und Werder Bremen sind die einzigen Teams, die zu Hause noch nicht getroffen haben (dafür hat Werder auswärts zwölf Tore erzielt).

Woo-hoo! Damon Albarn und die Band Blur liefern den Soundtrack zu Heim-Toren des FC St. Pauli. IMAGO/ZUMA Press Wire
Damon Albarn springt auf einer Bühne
Woo-hoo! Damon Albarn und die Band Blur liefern den Soundtrack zu Heim-Toren des FC St. Pauli.

Wer bricht den braun-weißen Bann? Wer erlöst die Kiezkicker und ihre Fans? Wer macht den DJ und legt mit dem Fuß, Kopf, Knie (oder notfalls mit dem Allerwertesten) „Song 2“ auf?

Für die Mannschaft ist es extrem wichtig, dass der Knoten platzt. Eine weitere Null an vorderster Front wäre alarmierend und ein ernsthafter Knacks für das Selbstvertrauen. Und auch der Anhang braucht ein Erfolgserlebnis als neuen Treibstoff für den Support und Gegenmittel gegen das schleichende Gift der Entmutigung.

Wolfsburg kassiert im Schnitt 2,28 Gegentore pro Spiel

Denn eines ist klar: St. Pauli braucht Heimstärke, um den Klassenerhalt schaffen zu können. Das Millerntor muss die Basis sein. Anderenfalls wird der Liga-Verbleib zur „Mission Impos-sible“.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Wolfsburg kassiert im Schnitt 2,28 Gegentore pro Spiel, hat von allen bisherigen Gegnern der Kiezkicker die meisten Treffer hinnehmen müssen, 16 an der Zahl. Nur vier Vereine weisen nach sieben Spieltagen mehr Gegentore auf.

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Die Wölfe sind anfällig, aber gleichzeitig auch gefährlich, was die 15 erzielten Tore beweisen. Es könnte ein munteres Spielchen werden am Millerntor, mit viel Musik drin. Hoffentlich auch „Song 2“.

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