Vanessa Zawada Kapitänin der St. Pauli Frauen
  • Vanessa Zawada Kapitänin der St. Pauli Frauen will den HSV im Pokal schlagen.
  • Foto: WITTERS

St. Paulis Kapitänin vor Rekord-Derby: „Wir können den HSV schlagen“

Das hat es in Hamburg noch nicht gegeben: Ein weibliches Pokal-Stadtderby vor Rekordkulisse. Die MOPO sprach vor dem Treffen am Millerntor mit den Kapitäninnen beider Vereine.

Vanessa Zawada hat eine klare Vision. „Wir wollen alle nach dem Spiel vor der Kurve stehen und uns, egal wie es ausgeht, zu Recht feiern lassen“, sagt die Spielführerin des FC St. Pauli, der als klarer Außenseiter in die Partie geht. Immerhin klappte die Generalprobe: Während die HSV-Kickerinnen ihr Zweitliga-Heimspiel gegen Ingolstadt 0:1 verloren, fuhren die Braun-Weißen in der Regionalliga mit dem 4:0 in Jesteburg ihren ersten Sieg ein. „Das war ein Brustlöser“, atmet Zawada auf.

Die 32-jährige Mittelfeldspielerin bekommt den Rummel ums Flutlicht-Derby hautnah mit. „Ich werde laufend angesprochen, selbst an der Supermarktkasse“, schildert Zawada, die als Erzieherin arbeitet: „In meiner Kita sagen mir Eltern, dass sie beim Spiel dabei sind. Aus Wilhelmsburg kommen mindestens 300 Leute. Ich hoffe, dass wir die 20.000er-Marke knacken.“ 17.000 Karten waren am Donnerstag bereits verkauft.

HSV-Kapitänin: „Die Kulisse wird für uns alle atemberaubend sein“

„Das ist ein Spiel, das in der Form noch niemand von uns erleben durfte“, sagt auch HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann: „Die Kulisse wird für uns alle atemberaubend sein, etwas ganz, ganz Tolles. Wir freuen uns riesig.“ Die Zweitliga-Spiele des HSV finden vor rund 600 Besucher:innen statt.

„Ich erwarte einen total heißen Pokalfight“, sagt Stöckmann, die mit Respekt ans Millerntor reist: „Wir müssen voll fokussiert sein.“ Dass St. Pauli vor zwei Wochen in der Regionalliga beim 0:3 gegen die „Zweite“ vom HSV keine Chance hatte, spielt keine Rolle – zumal die 30-jährige Defensivspielerin vor vier Jahren auch kurz mit St. Pauli geliebäugelt hat.

„Als ich 2019 vor der Entscheidung HSV oder St. Pauli stand, hat mich das Konzept beim HSV mit seiner Langfristigkeit aber total überzeugt“, erklärt Stöckmann ihren Wechsel von Jesteburg nach Hamburg: „Deshalb freue ich mich, dieses Sensations-Spiel für den HSV bestreiten zu können.“

Sky überträgt Derby aus Hamburg live vom Millerntor

Zawada und Co. wollen zeigen, dass sie – zumindest für einen Abend – die falsche Entscheidung getroffen hat. „Die beiden letzten Derbys auf dem kleinen Kunstrasen an der Feldstraße machen uns Mut“, sagt St. Paulis Nummer 16. Da gewann der HSV mit 1:0 und 2:1 nur denkbar knapp. „Wir können sie ärgern“, resümiert Zawada, die den Umzug aufs große Rasenrechteck im Stadion auch sportlich nicht als Nachteil sieht: „Mittlerweile können wir auch große Plätze. Ich bin mir sicher, dass wir mit den Fans im Rücken in die dritte Runde einziehen können.“

In der Länderspielpause der Männer überträgt Sky live vom Millerntor. Der Hamburger Frauenfußball steht im Fokus. Doch wie lange hält die Aufmerksamkeit an? „Mein großer Wunsch ist, dass man nach diesem Event nicht aufhört“, betont Zawada: „Die Entwicklung soll voranschreiten. Ich bin froh, dass bei uns nicht die Summen fließen wie bei Männern manchmal schon in der Kreisliga. Wir spielen aus Spaß und Leidenschaft bei dem Verein, bei dem wir spielen möchten.“

Hamburger Frauen-Fußballerinnen fordern „Equal Play“

Es gehe nicht so sehr um „Equal Pay“ als um „Equal Play“, ähnliche Bedingungen für kickende Frauen und Männer. „Wir brauchen im Frauenfußball mehr Trainingszeit, auch auf dem ganzen Platz, was bei St. Pauli schon schwierig ist“, schildert Zawada, die 2005 beim SV Wilhelmsburg begonnen hat. Schon eine geringe Aufwandsentschädigung würde bewirken, dass Spielerinnen sich stärker dem Fußball widmen könnten.

Da stimmt ihr Stöckmann bei aller Rivalität voll zu, schließlich geht es um die Zukunft ihres Sports. „Wir sind alle Vollzeit im Job oder im Studium unterwegs“, sagt die HSV-Kapitänin, die als Erzieherin in einer Kita in Apensen beschäftigt ist: „Wenn wir professionelle Leistungen abrufen wollen, müssen auch Ausstattung und medizinische Betreuung stimmen. Auf unserem Trainingsgelände in Norderstedt können wir alles hervorragend nutzen. Aber für viele Mannschaften in Hamburg bräuchte es erst mal Sportstätten, die ,Equal Play‘ möglich machen.“

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Statt (kleiner) Kohle gibt es erst mal „nur“ das große Kribbeln. „Jedes Mal, wenn ich über das Derby spreche, kriege ich Gänsehaut“, berichtet St. Pauli-Kapitänin Zawada, die wie viele Mitspielerinnen auch die Heimspiele der Zweitliga-Männer besucht. An diesem Freitag spielen sie selbst im Stadion. „Es ist pure Aufregung, aber eine positive. Wir versuchen, die Euphorie komplett aufzusaugen, damit es ein Fußballfest wird.“

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