Starkes St. Pauli dominiert Düsseldorf – Hürzeler fand es „schrecklich“
Der FC St. Pauli hat das erste von zwei enorm wichtigen Duellen mit Fortuna Düsseldorf für sich entschieden – und mehr noch: Durch das hochverdiente 2:1 (2:0) vor 52.000 Zuschauer:innen in der Arena baute der Kiezklub seinen Vorsprung auf einen direkten Aufstiegskonkurrenten auf satte acht Punkte aus und wird natürlich auch am Ende des 19. Saisonspiels ohne Niederlage vom Thron im Unterhaus grüßen. Und das alles mehr oder minder ohne den Chefcoach.
„Es war tatsächlich schrecklich“, sagte der Gelb-gesperrte Fabian Hürzeler über die Tatsache, dass er die Partie von der Tribüne aus verfolgen musste. „Das war keine schöne Erfahrung. Aber wie mein Staff und meine Mannschaft das gemacht haben, wie die Jungs Fußball gespielt haben, das war natürlich bemerkenswert.“ Die Gäste gingen unter der Führung von Co-Trainer Peter Nemeth mit der breiten Brust des 2:0-Sieges gegen Lautern in die Partie und hatten schon nach drei Minuten den ersten Hochkaräter. Einen Traumpass von Manolis Saliakas nahm Marcel Hartel mit rechts an und schloss mit links ab, Keeper Kastenmeier aber fuhr das Bein aus und parierte. Dasselbe Duell sollte es kurz darauf abermals geben, dann aber mit dem besseern Ende für St. Paulis Kapitän.
Elfmeter Hartel, Kopfball Hartel – St. Pauli 2:0 vorne
Nach einem Foul an Oladapo Afolayan zirkelte Eric Smith den Ball aus 20 Metern gen Düsseldorfer Gehäuse, Vermeij fuhr in der Mauer den Ellbogen aus und blockte den Schuss – Strafstoß. Eine Aufgabe für Hartel, der Kastenmeier in die falsche Ecke schickte und eiskalt zur Führung einschob (16.). Und Hartel, gebürtiger Kölner, hatte Spaß daran gefunden, den Erzrivalen zu ärgern. Zehn Minuten später flankte Saliakas mit seinem schwächeren linken Fuß perfekt auf den Schädel von „Cello“, der die Murmel unhaltbar zum 2:0 in die Maschen fiedelte (26.). „Ein gelungener Abend für uns“, frohlockte der Doppelpacker. „Hat Bock gebracht.“
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Im Anschluss wurde St. Pauli, das vor allem über beide Flügel immer wieder Aktionen hatte, etwas passiver. Was natürlich aus taktischen Gründen Sinn machte angesichts des Vorsprungs, aber auch Ungenauigkeiten im Aufbau geschuldet war. So kam die Fortuna etwas auf, Philipp Treu klärte eine Tzolis-Hereingabe in letzter Sekunde (29.). Dann prüfte Tanaka Kiezklub-Keeper Nikola Vasilj mit einem Distanzschuss (38.), in der Nachspielzeit der ersten Hälfte verzog Tzolis aus aussichtsreicher Position deutlich. Auf der Gegenseite hatte Johannes Eggestein die Chance auf die Vorentscheidung, wurde aber beim Abschluss geblockt (40.).
Düsseldorf kommt druckvoll aus der Kabine
Die Hausherren kamen griffig aus der Kabine, aber St. Pauli hatte einen stabilen Rückhalt: Vasilj, der bekanntlich vor wenigen Tagen seinen Vertrag verlängert hat, lenkte den Kopfball von de Wijs über den Querbalken und parierte auch Iyohas Fernschuss (beides 47.). Zudem führten Fehler von Smith im Aufbau zum zu hoch angesetzten Distanzversuch von Tanaka (55.) und zu einem Düsseldorfer Abseitstor (60.), aber da hätte schon alles klar gewesen sein können. Nach Vorlage von Eggestein schickte Saad de Wijs ins Kino, seinen Abschluss aus elf Metern aber fischte Kastenmeier klasse aus dem Eck (56.).
Saad und Afolayan lassen St. Paulis dritten Treffer liegen
Danach wurde es wieder merklich ruhiger, was vor allem daran lag, dass Braun-Weiß die Nummer souverän runterspielte, gar nichts zuließ und selbst Zeit für Nadelstiche fand. Afolayan aber scheiterte mit seinem Kopfball ebenso an Kastenmeier (77.) wie eine Minute später Eggestein per Flachschuss. „Wir haben so ein bisschen versäumt, mit einem dritten Tor auch uns auf der Bank zu beruhigen“, befand Sportchef Andreas Bornemann.
Und so wurde es noch mal knifflig, „weil wir ein Tor nach einem Konter kassieren, wo wir den Ball in die Box spielen, obwohl Oladapo Afolayan verletzt am Boden liegt“, hatte Hürzeler gesehen. „Das muss man cleverer lösen.“ In der Folge mehrerer unglücklicher Entscheidungen tauchte plötzlich Tzolis frei vor Vasilj auf und erzielte den Anschlusstreffer (83.). Und nicht nur der Coach ärgerte sich darüber. „Wir haben mit Mann und Maus verteidigt, weil wir unbedingt zu Null spielen wollten. Das ist uns leider nicht geglückt“, sagte Hauke Wahl.
Kiezklub-Coach Fabian Hürzeler: „Können Großes erreichen“
Es war Klagen auf sehr hohem Niveau angesichts der Tabellenkonstellation – aber ob des Wiedersehens am Dienstag im DFB-Pokal-Viertelfinale eine wichtige Erkenntnis. Natürlich will St. Pauli auch das zweite Fortuna-Duell für sich entscheiden, denn, so formulierte es Fabian Hürzeler: „Wir können etwas Großes erreichen.“