Strategiefrage : Trainersuche des FC St. Pauli: Warum nicht Timo Schultz?
Es ist die in relativ zügiger Regelmäßigkeit wiederkehrende Frage beim FC St. Pauli: Welcher auf dem Markt befindliche Trainer wäre geeignet, den Verein zu coachen? Mögliche Antworten gibt’s wie Sand am Elbstrand, aber wie schwierig es ist, den Richtigen zu finden, haben die zurückliegenden neun Jahre gezeigt.
Bei vielen Fans ist nach den wenig gelungenen Experimenten der Vergangenheit der Wunsch nach Stallgeruch spür-, hör- und lesbar. Die Erinnerung an das, was Holger Stanislawski einst aus einem durchschnittlichen Drittligisten formte, ist weiterhin allgegenwärtig. Und darum fragen viele dieser Tage, in denen der Abgang von Jos Luhukay näher rückt: „Kommt Schulle?“
Schultz kann mit Talenten und ist Sympathieträger
Eben jener Schulle, Timo Schultz mit vollem Namen, ist bekanntlich Trainer der U19, derzeit wegen Corona in einer Art Zwangsruhestand und Relikt der Stanislawski-Ära. Von 2005 bis 2012 war er Profi beim Kiezklub, danach Co-Trainer bei den Profis und der U23, seit 2014 ist er im Jugendbereich hauptamtlicher Coach.
Der 42-Jährige genießt bei ehemaligen Schützlingen wie Finn Ole Becker einen großartigen Leumund, kann Talente kitzeln und entwickeln, ist Sympathieträger und war schon vor Luhukay als Nachfolger von Markus Kauczinski ins Gespräch gebracht worden. Auch andere Zweitligisten hatten den gebürtigen Ostfriesen bereits auf dem Zettel.
St. Paulis Strategie ist derzeit nicht erkennbar
Ob Schultz Thema ist oder wird, hängt natürlich vordergründig von einer Sache ab: der Strategie des Vereins. Und wie die aussieht, ist derzeit nicht mal zu erahnen. Wird konsequent auf die Förderung des eigenen Nachwuchses gesetzt? Falls ja, warum hat ein Christian Viet dann keinen Vertrag über den Sommer hinaus, warum besitzt ein Marvin Senger dann lediglich einen Amateurkontrakt?
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Soll jemand Externes die Luhukay-Idee fortführen?
Oder soll ein weiterer Externer die ursprüngliche Luhukay-Idee des Aussiebens fortsetzen und einen Kader bekommen, der zu wichtigen Teilen aus im Idealfall hungrigen Leihspielern besteht? Will man auf dem Kiez seinen Corona-Vorteil des guten Wirtschaftens in einen sportlichen Angriff aufs Oberhaus ummünzen? Oder sich in erster Linie auf gesunder Basis von den Folgen der Pandemie erholen?
Zurzeit werden keine Verträge unterzeichnet
Im Moment hat sich der Kiezklub selbst Handschellen angelegt, kein Zeichnungsberechtigter wird seine Unterschrift aktuell unter irgendeinen Vertrag setzen. Irgendwann aber muss irgendwer mit dem Schlüssel kommen und die Fesseln lösen. Und dann ist ein neuer Trainerkontrakt vermutlich das erste, was signiert wird. Auf wessen Namen auch immer der dann läuft.