Tor vom VAR einkassiert: Guilavogui im Pech – aber „Einsatz gerechtfertigt“
Manchmal ist es wie verflixt und alles scheint gegen einen zu laufen. Da schießt Morgan Guilavogui endlich sein erstes Tor für den FC St. Pauli, macht dabei alles richtig und auch noch richtig gut – und dann zählt es nicht. Eine extremes Wechselbad der Gefühle, das der Stürmer im größten Stadion Deutschlands erlebte.
Euphorischem Jubel mit Luftsprung folgte totale Enttäuschung. Millimeter brachten ihn um die ersehnte Premiere. Und die diskussionswürdige Abseits-Auslegung des Videoschiedsrichters. Dennoch: der Treffer, der einer war, aber nicht zählte, könnte und sollte dem Angreifer Auftrieb geben. Und muss. Der Kiezklub ist darauf angewiesen, dass Guilavogui mit dem Toreschießen loslegt. Treffer, die gelten.
Das hofft auch sein Trainer. „Ich hätte ihm sehr das Tor gegönnt“, sagt Alexander Blessin. „Wir wissen alle, wie wichtig das für Stürmer ist.“ Er war selbst mal einer. Ob auch ein aberkanntes Tor auf gewisse Weise ein Erfolgserlebnis – oder zumindest ein halbes – sein kann, aus dem man Selbstvertrauen zieht? Schwierig. Ein Tor, das zählt, obwohl es eigentlich nicht hätte zählen dürfen, fühlt sich garantiert besser an.
Blessin bleibt dabei: Guilavogui-Tor hätte zählen müssen
Guilavoguis Treffer hätte zählen müssen, davon war Blessin nach der 1:2-Niederlage in Dortmund überzeugt – auch nach mehrmaliger Ansicht der TV-Bilder von der strittigen Szene in der 30. Minute, bei der Guilavogui den Ball nach einer Freistoßflanke von Eric Smith mit gestrecktem Bein und der Sohle ins Tor befördert hatte, dabei aber möglicherweise hauchdünn im Abseits war. Weil VAR Benjamin Brand intervenierte, nahm Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck den Treffer nach minutenlanger Überprüfung der Bilder zurück. Dabei habe man anhand der Bilder gar keine klare Abseitslinie ziehen können und folgerichtig auch nicht eine eindeutige Abseitsstellung nachweisen können, um das Tor zu annullieren, monierte und kritisierte Blessin. Drastisch formuliert: Tor-Klau.
Bitter für St. Pauli, denn das Spiel hätte mit einer frühen Gästeführung eine andere Wendung nehmen können. Bitter auch für Guilavogui, der weiter auf seinen ersten anerkannten Pflichtspieltreffer im Trikot der Braun-Weißen wartet.
Lob vom Coach: „Umtriebig und gegen den Ball sehr gut“
Viel Lob gab es vom Trainer für seinen Stürmer, den er in der 69. Minute ausgewechselt und an der Seitenlinie in den Arm genommen und fest gedrückt hatte. „Er war sehr sehr umtriebig, hat sehr viele Lauf-Kilometer und auch gute Tiefenläufe gemacht und war auch gegen den Ball sehr gut“, resümierte Blessin den Auftritt des 1,88-Meter-Mannes, der viele gefährliche Aktionen und die Dortmunder Defensive beschäftigt hatte. Auch die im Blessin-System so wichtige Defensivarbeit der Flügelstürmer erledigte er gut.
Warum Guilavogui bei der Nominierung der Startelf den Vorzug vor Scott Banks erhalten hatte, der später für den Nationalspieler Guineas (21 Einsätze) eingewechselt worden war, begründete Blessin so: „Morgan hat eine gute Schnelligkeit und ist einfach einen Tick besser gegen den Ball. Die ersten zwei Ecken hat er gleich weggeköpft. Das gibt uns eine gewisse Höhe und auch Qualität.“ Guilavogui habe seinen „Einsatz gerechtfertigt.“
Wer spielt gegen Wolfsburg: Guilavogui oder Scott Banks?
Aber: in der zweiten Halbzeit hätte Guilavogui einige vielversprechende Kontersituationen besser zuende spielen können. Möglicherweise schwand auch die Kraft, weshalb Blessin Banks brachte, der offensiv Alarm machte und am zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich beteiligt war, aber eben auch nicht ganz so konsequent die Defensivarbeit verrichtete.
Blick nach vorn: Wer läuft im kommenden Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg auf? Guilavogui oder Banks? Beide haben in Dortmund Argumente geliefert. Erstgenannter hat sogar ein Tor erzielt. Wenn dieses nach Meinung von Blessin hätte zählen müssen, dann darf er einen treffenden Stürmer eigentlich nicht aus der Startelf nehmen …