Timo Schultz, FC St. Pauli
  • Freut sich über die zurückgewonnene Freiheit: St. Paulis Coach Timo Schultz
  • Foto: WITTERS

„Geschwitzt ohne Ende“: St. Pauli-Trainer Schultz über seine Quarantäne-Qual

Am Freitagmorgen war es so weit. „Der erste Weg zurück in die Freiheit“, wie es Timo Schultz beschrieb, führte ihn zur Schule, wohin er Tochter Frieda bringen durfte. Nach knapp zwei Wochen in häuslicher Quarantäne ist der Trainer des FC St. Pauli zurück, pünktlich zum schweren Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf.

„Mir geht es sehr gut“, ließ der 44-Jährige wissen. „Ich habe so viel geschlafen wie seit 16 Jahren, seit der Geburt meiner ersten Tochter nicht mehr.“ Mehr positive Erkenntnisse aus der Isolation in den eigenen vier Wänden („Ich war wirklich komplett einkaserniert in meinem Zimmerchen“) konnte er aber partout nicht finden.

Das könnte Sie auch interessieren: St. Pauli wegen TV-Plänen heftig in der Kritik

„Ich habe viel am Laptop gesessen, an Sachen gearbeitet und gefeilt, wozu man sonst vielleicht nicht kommt“, erklärte er. „Ich hab viel Fernsehen geguckt natürlich, zum Glück lief auch viel Fußball.“ Unter anderem die beiden Partien seiner Mannen beim 1. FC Nürnberg (3:2) und gegen den FC Schalke 04 (2:1). „Natürlich habe ich auch die beiden Spiele dort verfolgt, das möchte ich aber bitte nicht wieder haben“, sagte er. „Es war furchtbar, tatenlos zugucken zu müssen.“

St. Paulis Trainer Timo Schultz hat „geschwitzt ohne Ende“

Klar sei man irgendwie verbunden via Handy, „aber das ist natürlich überhaupt nicht zu vergleichen. Ich habe geschwitzt ohne Ende, was aber nicht an irgendeiner Krankheit lag, sondern am Mitfiebern.“ Das einzig Gute sei gewesen, dass man während des Spiels auf Toilette gehen könne. „Alles andere ist kaum auszuhalten.“

Zumal dann, wenn die Tücken der Technik noch ihre eigene Pointe parat haben. „Beim ersten Spiel war es so, dass ich oben nur SkyGo hatte und meine Familie unten auf dem normalen Fernsehsignal geguckt hat“, erzählte Schultz schmunzelnd. „Die waren fast eine Minute voraus. Bei mir haben die Nürnberger noch aufs Tor geschossen, da jubelte meine Familie unten schon.“

Gemeinsame Mahlzeiten im Hause Schultz via Facetime

Mental sei es auch sonst schwerer gewesen als mit seinem Gesundheitszustand. „Da hatte ich zwei, drei Tage ein bisschen Schnupfen. Die Spiele tatenlos mitverfolgen zu müssen, nicht zum Training zu kommen – das war deutlich schwieriger.“ Nicht zu vergessen der qualvoll vom Mund abgesparte Kontakt zu seinen Liebsten.

„Wenn es was zu essen gab, dann wurde an die Tür geklopft.“ Die Mahlzeiten habe man dann zusammen verzehrt, „per Facetime“. Skurril. Und nichts, was man ein zweites Mal bräuchte. „Es ist für alle keine wirklich schöne Zeit gewesen“, gestand Schultz: „Es ist ein komisches Gefühl, unten im Haus die Stimmen zu hören, wie sie so ihren Alltag leben, und man selber sitzt da oben so abgeschirmt.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp