Trotz 18 Corona-Fällen: Zwingt die DFL Sandhausen, bei St. Pauli anzutreten?
Spielen sie – oder spielen sie nicht? Das ist die große Frage. Der FC St. Pauli hängt in der Warteschleife. Und auch die über 20.000 Fans, die Karten für das Heimspiel des Zweitliga-Spitzenreiters gegen den SV Sandhausen am Sonntag am Millerntor haben. Die Gäste, die am Donnerstag 18 Corona-Fälle gemeldet hatten, haben am Freitagmorgen bei der DFL einen Antrag auf Spielverlegung gestellt. Wie stehen die Chancen? Wie geht der Kiezklub mit der Situation um? Wie steht Trainer Timo Schultz zu einer möglichen Absage und wie plant er die Vorbereitung? Sieht er ein gesundheitliches Risiko für sein Team, falls gespielt wird?
St. Pauli macht den Spagat. Auf der einen Seite bereitet sich die Mannschaft auf die Partie vor, als sei nichts gewesen, auf der anderen steht der Verein mit dem kommenden Gegner und der Deutschen Fußball Liga im Austausch, da eine Absage der Partie jederzeit erfolgen könnte. Die DFL wird den Antrag der Sandhäuser prüfen und im Laufe des Tages eine Entscheidung treffen.
Interessant ist hierbei, dass der SVS seinen Antrag bis zum Mittag nicht öffentlich gemacht hat. Die Nachricht, dass der kommende Gegner offiziell um eine Spielverlegung ersucht, kommt vom Kiezklub.
FC St. Pauli macht Antrag auf Spielverlegung von Sandhausen öffentlich
„Für uns ändert sich kurzfristig erstmal gar nichts“, erklärte St. Pauli-Trainer Timo Schultz am Freitagmorgen, kurz nachdem er vom Antrag des Tabellen-15. erfahren hatte. „Ich gehe erstmal davon aus, dass wir spielen. Wir werden und müssen uns so vorbereiten, als wenn das Spiel stattfindet.“
Nach dem trainingsfreien Donnerstag absolvierte die Mannschaft am Freitagvormittag wie geplant eine Einheit. „Wir werden auch die Abläufe zum Spieltag hin komplett einhalten und sollte sich im Laufe des Tages irgendwas ergeben, dann würden wir natürlich das Trainingsprogramm für morgen und auch die nächste Woche ein bisschen anpassen“, erklärt Schultz. „Stand jetzt gilt unsere volle Konzentration Sandhausen.“ Die gezielte Vorbereitung auf den Gegner sei ohnehin erst für den Samstag geplant.
Timo Schultz hofft, dass Spiel gegen Sandhausen stattfindet
St. Paulis Chefcoach macht keinen Hehl daraus, dass er auf eine Durchführung hofft. „Es ist kein Geheimnis, dass wir gerne spielen würden“, stellt der 44-Jährige klar. Außerdem müsste das Spiel nachgeholt werden, was eine englische Woche bedeuten würde. „Wir würden schon gerne im Rhythmus bleiben. Wenn es denn nicht so ist, nehmen wir die Situation an.“
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Der SV Sandhausen hatte am Donnerstag nach einer „umfangreichen PCR-Testung“ 18 positive Corona-Fälle vermeldet. Bei den Betroffenen handelt es sich um zwölf Spieler und sechs Betreuern, die sich laut Verein umgehend in Quarantäne begeben haben. Einige Betroffene hätten „leichte Anzeichen einer Erkältung.“ Die milden Verläufe führte SVS-Mannschaftsarzt Nikolaus Streich auf die Impfungen zurück, dennoch sei die hohe Anzahl der positiven Befunde „überraschend“.
DFL-Regularien: Kriegt Sandhausen 15 Spieler für St. Pauli zusammen?
Die DFL-Spielordnung sieht für einen solchen Fall eine eindeutige Regelung vor. Stehen einem Verein „mehr als 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler“ zur Verfügung und seien unter diesen Spielern „mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart“, dann müsse der Klub zum Spiel antreten.
Aber: Der Profi-Kader des SVS ist vergleichsweise klein, umfasst laut Vereins-Homepage 26 Spieler. Fünf dieser 26 Spieler gelten derzeit ohnehin als verletzt beziehungsweise nicht einsatzfähig. Darüber hinaus muss die DFL darüber befinden und dann entscheiden, ob aktuell (noch) nicht positiv getestete Spieler angesichts der längeren Inkubationszeit (im Durchschnitt fünf bis sechs Tage) ein Risiko darstellen, sollte die Partie durchgeführt werden.
FC St. Pauli: So schätzt Schultz das Corona-Risiko für seine Spieler ein
„Mit meinem Laienwissen würde ich sagen: die Wahrscheinlichkeit, sich auf dem Platz anzustecken, ist sehr gering“, sagt Schultz dazu. Bedenken habe er diesbezüglich nicht.
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Schultz ist sich im Klaren darüber, dass Sandhausen im Falle einer Durchführung des Spiels einen „Wettbewerbsnachteil“ hätte. „Wenn wir in der Situation wären, würden wir uns auch über eine Spielabsage oder eine Spielverlegung freuen. Andererseits gibt es klare Regularien der DFL. Wenn 14, 15 oder 16 Spieler zur Verfügung stehen, dann muss man antreten.“
Timo Schultz will Sandhausen in Bestbesetzung, kann aber „keine Rücksicht nehmen“
Über einen möglichen Wettbewerbsvorteil seiner Mannschaft freue er sich nicht. „Als Sportler bin ich so gepolt, dass ich immer gegen die Besten spielen möchte“, stellt Schultz klar. „Ich wünsche mir bei keinem Gegner, dass ein Spieler ausfällt, egal, ob wegen Verletzung oder einer Sperre. Trotzdem: Wenn das Spiel am Sonntag stattfindet, dann kann ich dem Moment da keine Rücksicht drauf nehmen. Dann ist es ist unsere Pflicht, drei Punkte zu holen.“
Bei St. Pauli, so Schultz, sei man in Sachen Corona angesichts stark steigender Infektionszahlen in Deutschland „weiter sehr, sehr vorsichtig“. Die Kiezkicker haben seit Pandemie-Beginn und bis heute keinen einzigen Corona-Fall vermelden müssen.