St. Paulis Hauke Wahl in Kiel

Gemischte Gefühle: Hauke Wahl war nach dem Sieg seines FC St. Pauli bei Ex-Klub Kiel nicht in Jubelstimmung. Foto: WITTERS

„Tut mir leid“: Warum St. Paulis Wahl nicht feierte und Kieler „meine Jungs“ nennt

Nein, wie ein Sieger sah Hauke Wahl nicht aus in der Mixed Zone des Holstein-Stadions. Seine Miene zeigte keinerlei Anzeichen von Freude, St. Paulis Abwehrchef sprach mit leiser Stimme, wirkte bedrückt und nicht so wie jemand, der mit seiner Mannschaft gerade mit dem 2:1-Sieg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht hatte. Dafür gab es Gründe. Das hatte mit Respekt zu tun, aber auch mit Schmerz.

Es war nicht so, dass Wahl gar keine Freude verspürte, aber er wollte sie in diesem Moment und an diesem Ort noch nicht zur Schau stellen und außerdem waren es gemischte Gefühle, die der 30-Jährige verspürte. Ihm war einfach nicht nach großen Jubelarien zumute.

Der 2:1-Sieg seiner Kiezkicker, die sie dem Verbleib in der Liga deutlich näher bringt, war gleichbedeutend mit dem voraussichtlichen K.o. im Klassenkampf für seinen alten Verein, für den er insgesamt acht Jahre lang gespielt hatte – zuletzt fünf Jahre von 2018 bis 2023 – und auch Kapitän der „Störche“ war.

Hauke Wahl nach Sieg mit St. Pauli in Kiel: „Nicht einfach“

Die Abstiegsstimmung an der alten Wirkungsstätte, die Niedergeschlagenheit vieler ehemaliger Mitspieler, Holstein-Mitarbeiter und Fans, ging nicht spurlos an ihm vorbei.

St. Paulis Hauke Wahl überzeugte gegen Kiel (Shuto Machino). WITTERS
Hauke Wahl im Kopfballzweikampf
St. Paulis Hauke Wahl überzeugte gegen Kiel (Shuto Machino).

„Für mich ist das auch nicht einfach“, bekannte der Abwehrroutinier, nachdem er auf seine unübersehbare Zurückhaltung, die an Niedergeschlagenheit grenzte, angesprochen worden war. „Es ist der Verein, für den ich fünf Jahre gespielt habe. Und ich weiß, dass das Spiel für Holstein Kiel extrem wichtig war.“ Und das Resultat ein Tiefschlag, der entscheidende.

Auch aus Respekt hielt er sich mit Jubelgesten und Siegerlaune zurück. „Natürlich freue ich mich über die drei Punkte, auch mehr, als man es mir ansieht. Aber ich kenne so viele Leute hier, und mir tut es leid, ihre Gesichter nach diesem Spiel zu sehen. Das sind über die Jahre Freunde geworden, und dann ist es nicht so, dass ich mich hier tierisch freue.“



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Wahl: Freude „vielleicht in den nächsten Tagen“

Auf der Busfahrt zurück nach Hamburg, im Kreise der braun-weißen Kollegen, mit denen er seit 2023 höchst erfolgreich zusammenspielt, dürfte das emotionale Pendel schon mehr in die andere Richtung ausgeschlagen sein. „Die Freude wird vielleicht noch in den nächsten Tagen kommen“, mutmaßte Wahl vor der Abfahrt, „aber momentan denke ich an meine Jungs, und das tut mir einfach auch ein bisschen leid.“

„Meine Jungs“? Damit meinte Wahl tatsächlich die Kumpels in Reihen der Kieler. Alte Verbundenheit und Empathie in einem für sie schweren Moment, ganz sicher keine mangelnde Wertschätzung oder Sympathie für seine St. Pauli-Jungs. Schon oft hat er betont und regelrecht geschwärmt, wie wohl er sich im Team der Kiezkicker fühlt.

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