Ungeplant und „ärgerlich“: Fragezeichen bei zwei Kiezkickern vorm BVB-Hit
Die personellen Probleme beim FC St. Pauli bleiben eine Konstante der letzten Wochen. Wenngleich es nach der ohnehin schmerzhaften 0:2-Niederlage in Mainz keine neuen Hiobsbotschaften gab, so mussten zwei Kiezkicker vorzeitig ausgewechselt werden – notgedrungen. Dadurch hatte sich die „Statik verschoben“, wie Trainer Alexander Blessin erklärte. Und das hatte auf dem Rasen Folgen. Was bedeutet das alles für den nach zuletzt drei Niederlagen so wichtigen Heim-Kracher der Kiezkicker gegen Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de)?
Sein Gesicht sprach Bände. Er sah frustriert aus. Das Startelf-Comeback von Lars Ritzka in Mainz dauerte nur eine gute Stunde. Der Linksverteidiger, der seit einigen Wochen Rückenbeschwerden hat, die bei Vollbelastung immer wieder muskuläre Probleme verursachen, war in der 62. Minuten beim Stand von 0:0 und nach einer längeren Behandlung auf dem Rasen aus der Partie genommen und durch Adam Dzwigala ersetzt worden.
Alte Probleme: Lars Ritzka und die Rückenbeschwerden
Auf die Frage, was die Probleme bei Ritzka gewesen seien, antwortete Blessin: „Dasselbe, was er die letzten Wochen hatte.“ Das frühzeitige Spielende sei auch keine böse Überraschung, sondern sogar ein Stückweit einkalkuliert gewesen, versicherte der Coach. „Wir wussten, dass er wahrscheinlich die vollen 90 Minuten nicht gehen kann und dass es wahrscheinlich nach 60, 70 Minuten vom Rücken wieder nach unten strahlt, und dass der Muskel dann wieder zumacht. Genau das ist eingetreten.“ Probleme im hinteren Oberschenkel.
Schlecht für St. Pauli. Denn Ritzkas Rückfall hatte Folgen. Der für ihn eingewechselte Rechtsfuß Dzwigala übernahm die rechte defensive Außenbahn von Philipp Treu, der wiederum auf Ritzkas linke Seite wechselte. Das kann er, weil er auf beiden Seiten ein Leistungsträger ist.
Alexander Blessin: „Die Statik hat sich verschoben“
Aber: der bis dahin so starke und gut funktionierende Defensivverbund, der den Mainzer kaum gefährliche Situationen, geschweige denn echte Torchancen ermöglicht hatte, musste sich neu formieren und anpassen. Nicht verwunderlich, dass so etwas nicht absolut reibungslos funktioniert.

„Das ist dann schwierig, klar“, räumte Blessin ein. „Bis dahin haben wir das in der Kette hervorragend gut gemacht, fand ich.“ Konsequenz der Umstellungen: „Die Statik hat sich einfach verschoben.“ Nur fünf Minuten später kassierte St. Pauli das 0:1, agierte in dieser Phase ohnehin insgesamt „zu destruktiv“, monierte Blessin.
Auswechslung von Philipp Treu: keine taktischen Gründe
Zu allem Überfluss musste rund zehn Minuten vor dem Ende – beim braun-weißen Versuch, den Rückstand auszugleichen – auch Treu raus. Was zunächst aussah, wie ein taktischer Wechsel (Stürmer Abdoulie Ceesay kam in die Partie), war ungeplant, wie Blessin nach dem Spiel offenbarte. „Und dann kommt auch noch Philipp, der auf einmal Probleme hat“, berichtete der 51-Jährige. Die Auswechsung sei „allerdings auch nur eine Vorsichtsmaßnahme“ gewesen.
Treus Beschwerden: „Er hat leicht ein Ziehen gespürt, aber ich denke nicht, dass es was Schwerwiegendes ist, nichts Gravierendes. Im November hatte Treu eine strukturelle Muskelverletzung im linken Oberschenkel erlitten. Der meldete sich wieder. „Ich hoffe, dass der Muskel selber nichts abbekommen hat“, so Blessin.
Muss St. Pauli vor BVB-Spiel um Treu und Ritzka bangen?
Das muss sich allerdings noch zeigen. Wenn die Mannschaft nach dem trainingsfreien Montag am Dienstag wieder auf den Trainingsplatz geht und in die Vorbereitung auf Dortmund startet, wird sich erweisen, ob und in welchem Umfang Treu und auch Ritzka wieder dabei sind. Nach MOPO-Informationen hat es Treu nicht ernsthafter erwischt und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Probleme schnell verschwinden, wenn sie nicht sogar mittlerweile schon ausgestanden sind und er am Dienstag wieder voll mitmischen kann.
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Treus Auswechslung in Mainz hatte negative Folgen. „Wir wollten eigentlich ganz anders wechseln und mussten dann wieder notgedrungen ein paar Wechsel vornehmen, die so nicht geplant waren“, berichtete Blessin. „Das ist dann ärgerlich.“ Auch diese personellen Umstellungen störten den anders gedachten braun-weißen Schlussspurt.
Es bleibt abzuwarten, ob Blessin seine Startelf für Dortmund abermals umbaut – freiwillig oder notgedrungen. Aus taktischen Gründen, weil Spieler nach ausgestandenen Verletzungen zurückkommen oder aber Kiezkicker doch nicht zur Verfügung stehen. St. Paulis Personalsituation bleibt unberechenbar.
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