St. pauli Saliakas Geipl
  • Brutaler Aufreger: St. Pauli-Verteidiger Manolis Saliakas wird von Heidenheims Andreas Geipl umgegrätscht - es gibt nur Gelb statt Rot.
  • Foto: WITTERS

Verdammte Kiste! Starke Kiezkicker treffen das Tor nicht – Wirbel um Brutalo-Foul

Das dreckige halbe Dutzend ist voll. Auch im sechsten Spiel in Serie ist der FC St. Pauli sieglos geblieben. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Beim 0:0 (0:0) gegen den Tabellenfünften 1. FC Heidenheim boten die Kiezkicker am heimischen Millerntor eine starke und leidenschaftliche Leistung, hatten den in nun sieben aufeinanderfolgenden Spielen unbesiegten Gegner im Griff, waren die bessere Mannschaft – aber trafen trotz guter Chancen das Tor nicht. Bitter. Drei Punkte wären verdient gewesen. Riesen-Wirbel gab es um eine nicht gegebene klare Rote Karte gegen die Gäste.

In der Tabelle bringt das Resultat die Braun-Weißen nicht groß weiter, aber der Auftritt im ersten Spiel nach der Länderspielpause vor 29.242 Zuschauenden sollte den Gastgebern neues Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben geben. „Wir wollten das Ding heute rocken“, beschrieb Mittelfeldspieler Carlo Boukhalfa nach dem intensiven Zweitliga-Topspiel am Samstagabend, was seine Mannschaft sich für das Spiel vorgenommen hatte. Die Fans honorierten den couragierten und druckvollen Auftritt ihrer Mannschaft nach dem Schlusspfiff mit aufmunterndem Applaus.

FC St. Pauli trennt sich torlos vom 1. FC Heidenheim

„Die Mannschaft lebt, da ist Feuer drin“, lobte Sportchef Andreas Bornemann, wusste aber auch, dass das zweite Spiel ohne eigenes Tor in Serie wehtat, weil sich die ohne den verletzten Kapitän Leart Paqarada und den gesperrten Jackson Irvine angetretenen Kiezkicker nicht für den immensen Aufwand belohnten. „Das kleine Quäntchen hat gefehlt, um hier heute als Sieger vom Platz zu gehen. Das Glück müssen wir uns erarbeiten und das war ein guter und wichtiger Schritt.“

Trainer Timo Schultz fasste es kurz und knapp zusammen: „Viel Aufwand, wenig Ertrag“. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, wie der Coach anmerkte. „Das müssen wir uns ankreiden lassen, aber ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen.“

Timo Schultz nach Topspiel: „Viel Aufwand, wenig Ertrag.“

Chancen, um ein oder zwei Tore zu machen und die drei Punkte zu holen, hatte St. Pauli ausreichend. Ob Eggestein, der nach einem herrlichen Pass von Eric Smith freie Bahn in Richtung Tor hatte, aber auch mangels Tempo den Ball vertändelte (7.) oder Etienne Amenyido, der von Hartel herrlich im Sechzehner freigespielt, die Pille nicht auf die Kiste brachte, sondern meterweit verzog (17.) – um nur die besten Chancen in Halbzeit eins zu nennen.

„Wir hatten heute gute Möglichkeiten, die wir leider nicht gemacht haben“, beklagte Mittelfeldflitzer Marcel Hartel. Auch Amenyido sagte selbstkritisch: „Das mit den Chancen, daran müssen wir arbeiten. Wir spielen sie gut heraus, aber müssen sie machen.“

Kein Rot für Brutalo-Foul von Geipl an Saliakas

Größter Aufreger in den ersten 45 Minuten und auch im ganzen Spiel war aber ein Volltreffer weit weg von einem der beiden Torräume. Mit einer Brutalo-Grätsche – eingesprungen, gestrecktes Bein, Sohle nach oben – hatte Heidenheims Andreas Geipl bereits in der 22. Spielminute St. Paulis Rechtsverteidiger Manolis Saliakas umgetreten.

Eine klare Rote Karte, da waren sich eigentlich alle einig – nur Schiedsrichter Sven Waschitzki-Günther sah das anders und zeigte Geipl lediglich Gelb. Eine Fehlentscheidung. Auch der Video-Schiedsrichter intervenierte nicht. Stattdessen zeigte der Referee auch noch Schultz die Gelbe Karte, weil dieser sich zu doll über das Foul aufgeregt und dabei das Spielfeld betreten hatte. Die gleiche Strafe für zwei Vergehen ganz unterschiedlicher Qualität. Grotesk.

Frank Schmidt kritisiert Geipl: „Gehört nicht auf den Fußballplatz“

Während Schultz seiner Linie treu blieb und auf harte Schiedsrichter-Schelte verzichtete, stellte sein Heidenheimer Pendant Frank Schmidt zum heftigen Foul seines Spielers klar: „Da kann er froh sein, dass er auf dem Platz bleibt. Mit offener Sohle reingehen, ist zu viel Risiko. So etwas will ich auf dem Platz nicht sehen.“ Auch FCH-Stürmer Christian Kühlwetter übte deutliche Kritik an Mitspieler Geipls übler Aktion: „Das gehört nicht auf den Fußballplatz.“

Die Fehlentscheidung des Schiedsrichters hatte eindeutig Einfluss auf die Partie, in der die Heidenheimer im Falle eines frühen Platzverweises rund 70 Minuten in Unterzahl hätten weiterspielen müssen – was ein klarer Vorteil für St. Pauli gewesen wäre.

Igor Matanovic verpasst spätes Siegtor für St. Pauli

Nach der Pause hatten die Hamburger das Glück auf ihrer Seite, als der quirlige Heidenheimer Adrian Beck die Latte traf (54.). Es war die beste Chance der Gäste in der zweiten Hälfte. St. Pauli hatte die Offensive des Gegners bis auf die ersten 15 Minuten des Spiels gut im Griff, ließ defensiv nur wenig zu. Die Null hinten war ein Lichtblick.

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Die Null vorne, zum zweiten Mal in Folge nach dem 0:2 in Regensburg vor der Länderspielpause, verlängert die Stürmer-Diskussion auf dem Kiez. Beinahe wäre das eingewechselte Sturm-Juwel Igor Matanovic in der Nachspielzeit zum Helden geworden, doch sein Schuss im Strafraum wurde zunächst abgefälscht und dann vom ebenfalls eingewechselten Heidenheimer Norman Theuerkauf auf der Linie geklärt. Es sollte nicht sein. Wie so oft.

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