Das Millerntor-Stadion beim Aufstieg in die Bundesliga
  • St. Paulis Heimat: Das Millerntor-Stadion beim Aufstieg in die Bundesliga
  • Foto: WITTERS

Verkauft St. Pauli jetzt das Millerntor-Stadion an seine Fans?

Sportlich geht es bergauf beim FC St. Pauli, der gegen das Spitzenteam RB Leipzig den ersten Punkt der Saison geholt hat und sich auch in puncto Leistung in Liga eins angekommen wähnt. Abseits des Rasens ist eine Weichenstellung erfolgt, die dem Kiezklub eine erfolgreiche Zukunft sichern soll: die neugegründete Genossenschaft. In Kürze will der Verein das Modell und alle Modalitäten präsentieren. Wofür investieren die braun-weißen Genossinnen und Genossen künftig ihr Geld? Wo genau legen sie an? Präsident Oke Göttlich hatte schon vor Jahren sehr konkret über einen spektakulären Plan gesprochen. Jetzt ist die Bühne dafür so groß wie seit 13 Jahren nicht mehr: Bundesliga.

Der Vorstand ist bereits berufen und vorgestellt worden. Ein vierköpfiges Gremium steht der neuen Genossenschaft mit dem offiziellen Namen „Football Cooperative Sankt Pauli“ (FCSP eG) vor, in die Interessierte künftig investieren können und ein Stimmrecht (eine Stimme, unabhängig von der Höhe der Geldanlage) erhalten.

FC St. Pauli: Genossenschaft mit Millerntor verbunden?

Die erste Genossenschaft eines Vereins im deutschen Profifußball wird von den Klubverantwortlichen als Meilenstein bezeichnet und „Gegenentwurf zur Macht der Großinvestor*innen und zum Ausverkauf des Fußballs“, wie es heißt. In erster Linie ist es aber: eine alternative Einnahmequelle für den FC St. Pauli.

Aber woran beteiligen sich die Genossinnen und Genossen? Wie ist das Prozedere? Wie hoch die Rendite? Es gibt noch viele offene Fragen. Am heutigen Dienstagabend wird der Verein das erarbeitete Genossenschafts-Model zunächst seinen Mitgliedern auf einer internen Info-Veranstaltung vorstellen. Erst im zweiten Schritt der Öffentlichkeit.

Viele Genossenschaften investieren in Immobilien. Die mit Abstand wertvollste Immobilie des Kiezklubs ist das Millerntorstadion. Emotional aufgeladen. Es gehört der Millerntorstadion Betriebs-GmbH & Co. KG, kurz MSB, einer Tochtergesellschaft des FC St. Pauli e.V..

Den Plan vom Stadionverkauf gibt es schon seit Jahren

„Wir planen, bis zu 46 Prozent Anteile der MSB in eine Genossenschaft zu vergeben“, so Göttlich. „Aus dem Mittelstreckenlauf für dieses Projekt ist jetzt der Endspurt geworden.“ Heißt: St. Pauli verkauft sein Stadion – zu einem großen Teil.

Gesagt hat Göttlich diese Worte übrigens nicht in diesen Tagen oder vor einigen Wochen, sondern schon vor gut fünf Jahren, in einem Interview mit dem Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“. In einer Sonderausgabe „Das Herz von St. Pauli“ über den Stadtteil machten der Präsident und der damalige (und auch scheidende) kaufmännische Leiter Andreas Rettig den Plan öffentlich.

Die Bundesliga bietet die größtmögliche Bühne

Der „Endspurt“ zieht sich etwas. Dennoch könnte genau dieses Vorhaben jetzt Realität werden und an den Start gehen, um so schnell wie möglich Genossinnen und Genossen zu werben – und so viele wie möglich. Mit der Bundesliga-Rückkehr als Zugpferd. Größtmögliche Strahlkraft und Öffentlichkeitswirksamkeit.

Zielgruppe: In erster Linie Mitglieder und Fans. Ob auch Sympathisantinnen und Sympathisanten des Vereins oder Menschen, die mit St. Pauli gar nichts am Hut haben, aber eine langfristige Geldanlage suchen, mitmachen dürfen, ist noch unklar.

Der Vorstand der braun-weißen Genossenschaft (v.l.): Christopher Heinemann, Thomas Collien, Miriam Wolframm und Andreas Borcherding FC St. Pauli
Christopher Heinemann, Thomas Collien, Miriam Wolframm und Andreas Borcherding
Der Vorstand der braun-weißen Genossenschaft (v.l.): Christopher Heinemann, Thomas Collien, Miriam Wolframm und Andreas Borcherding

Die Genossenschaft mit dem Millerntor zu verbinden, ist die plausibelste und wohl auch zugkräftigste Variante, um Klein-Investoren zu locken. Einiges deutet darauf hin, dass St. Paulis den langjährigen Plan jetzt umsetzt. Im ersten Schritt könnte damit die Kompensation der Mindereinnahmen durch den kategorischen Nicht-Verkauf des Stadionnamens erfolgen, in einem weiteren dann die (Teil-)Finanzierung des Ausbaus des Trainings- und Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), der insgesamt mindestens 20 Millionen Euro kosten wird, wenn er wie geplant umgesetzt werden kann.

Ob es so kommt, wieviele Anteile am Stadion der Kiezklub zunächst auf den Markt schmeißt und welche Konditionen gelten, wird sich zeitnah herausstellen, wenn St. Pauli das Genossenschaftsmodell der Allgemeinheit präsentiert.

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