Andreas Bornemann und Fabian Hürzeler nach dem Aufstieg
  • Gesprengtes Erfolgs-Gespann: St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann (l.) und der zu Brighton gewechselte Trainer Fabian Hürzeler nach dem Aufstieg der Kiezkicker
  • Foto: WITTERS

Von Hürzeler enttäuscht? Bornemann mit klarer Ansage zum jähen Abgang

Es kursieren so einige Verschwörungstheorien zum Blitz-Abschied von Fabian Hürzeler. Manch ein Fan behauptet, das sei schon im Winter klar gewesen, weshalb es auch die Verantwortlichen des FC St. Pauli Monate vorher gewusst hätten und der Öffentlichkeit bis heute Märchen erzählen. Tatsächlich wurde der Kiezklub nach Saisonende von Hürzelers Brighton-Wunsch kalt erwischt und das gilt auch für enge Vertraute des Aufstiegstrainers. Sein unangekündigter Abschied hat für Unruhe gesorgt, der Aufstiegseuphorie einen empfindlichen Dämpfer verpasst, dem Verein Probleme bereitet und vor die enorme Herausforderung gestellt, in kürzester Zeit einen passenden und auch vielversprechenden Nachfolger zu finden. Das ist St. Pauli gelungen. Der richtige Zeitpunkt für eine Abrechnung?

Es ist nicht unüblich in der Fußballbranche, dass nachgetreten wird, auch verbal. Ein Seitenhieb hier, eine Stichelei dort oder gar die große Abrechnung. Andreas Bornemann, Sportchef des Kiezklubs, hätte die Bühne der offiziellen Vorstellung des neuen Cheftrainers Alexander Blessin nutzen können, um noch einmal Kritik am Vorgehen des Vorgängers zu äußern oder Enttäuschung und Frust darüber zu artikulieren. Er wählte einen anderen Weg.

Hürzeler machte bei St. Pauli „unfassbar guten Job“

„Als Brighton kam, wusste ich, das wird eng für uns“, blickte Bornemann auf die erste Konfrontation mit dem Interesse des Premier-League-Klubs am Trainer-Shootingstar zurück und wurde dann grundsätzlich: „Es ist wirklich wichtig zu sagen: Fabian hat hier anderthalb Jahre als Cheftrainer und zweieinhalb Jahre davor als Co-Trainer einen unfassbar guten Job gemacht. Und wir wollen doch auch Entwicklung.“

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Rasante Entwicklung Einzelner weckt Begehrlichkeiten, eröffnet Chancen und weckt manchmal den Wunsch, den nächsten Schritt zu machen und den Verein und auch die Liga zu wechseln. Bornemann verwies auf Spieler wie Daniel-Kofi Kyereh oder Jakov Medic. „Jetzt war es bei uns mal ein Trainer, der sich in einem rasenden Tempo einen Namen gemacht hat mit einer eigenen Handschrift. Für ihn hat sich diese Möglichkeit aufgetan, die ihm vielleicht sogar ein Stück weit wie auf den Leib geschneidert ist, was den Verein und dessen Herangehensweise betrifft.“ Das Ende des gemeinsamen Weges sei natürlich „schade“, aber der Sportchef versichert: „Ich habe wirklich keine Sekunde Enttäuschung empfunden.“

Bornemann: „Keine Sekunde Enttäuschung empfunden“

Ob das wirklich in jedem Moment so war, darf durchaus angezweifelt werden, aber richtig böses Blut gab und gibt es nicht, auch wenn Hürzeler St. Pauli mit seinem Wechsel-Wunsch vor arge Probleme gestellt hat und die Verhandlungen mit Brighton hart und phasenweise zäh waren. Es ist jedenfalls ein sehr nüchterner und professioneller Umgang mit der Angelegenheit.

Die Suche nach einem neuen Trainer – dazu einer, dem die Bundesliga zuzutrauen ist – sei natürlich eine „Challenge“ gewesen, sagt Bornemann. Das durchaus zutreffende Wort Problem meidet er. Aber für Hürzelers Wunsch, den Brighton-Job anzutreten habe er „vollstes Verständnis. Ich akzeptiere das nicht nur, ich respektiere diese Entscheidung auch.“ Keine Beschwerden, keine Vorwürfe.

Und überhaupt: „Dieser Ehrgeiz bei Fabian, vielleicht auch dieses Ungeduldige, was er manchmal hat, hat uns ein Stück weit da hingeführt, wo wir jetzt sind.“ In der Bundesliga. Deshalb werde von den vergangenen Wochen nichts Negatives hängenbleiben.

St. Paulis Entschädigung: Millionen und Blessin-Coup

Es gibt sehr gute Gründe, warum Bornemann verbale Milde walten lässt und spätestens jetzt seinen Frieden mit dem Trainer-Beben, den Folgen und dem Berg an ungeplanter Arbeit gemacht hat. Zum einen kassierte der Kiezklub gut fünf Millionen Euro Ablöse (plus mögliche Boni) für Hürzeler. Eine üppige Summe. Zum anderen wird die Verpflichtung von Nachfolger Blessin nicht nur vereinsintern als Coup empfunden, denn der 51-Jährige gilt europaweit als einer der spannendsten aufstrebenden Trainer. Auch andere Bundesligisten und Klubs in den Topligen des Kontinents hatten ihn im Visier oder auf dem Radar.

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Der FC St. Pauli ist glimpflich, vielleicht sogar verdammt gut (das wird sich im Saisonverlauf zeigen) aus der Nummer herausgekommen. Wenn Blessin einschlägt, der Kiezklub einen Teil der Hürzeler-Millionen erfolgreich in Verstärkungen investiert und auch der abgewanderte Coach in Brighton durchstartet, dann gibt es in dieser ganzen Sache nur Gewinner.

Royale Union Saint-Gilloise hat St. Paulis Problem „geerbt“

Es wird wohl noch etwas dauern, bis die Verantwortlichen von Royale Union Saint-Gilloise, die gerade ihren Toptrainer an einen Erstliga-Aufsteiger aus Hamburg verloren haben, das auch so sehen können. Die Belgier haben gerade das Bornemann-Problem von vor drei Wochen …

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