Stadion SC Freiburg
  • Das neue Stadion des SC Freiburg soll am 7. Oktober eingeweiht werden.
  • Foto: IMAGO/Eibner

Stadioneröffnungs-Party: Darum passt St. Pauli so gut zu Freiburg

Dass der FC St. Pauli am Donnerstag als erster Gast im Freiburger Europa-Park-Stadion auftritt, ist eine durchaus stimmige Wahl. „Trotz 800 Kilometern Distanz gibt es durchaus Punkte, die beide Vereine miteinander verbinden“, benennt Freiburg-Sprecher Holger Rehm-Engel St. Pauli als „einerseits sportlich attraktiven Gegner, der andererseits auch zu uns passt“. Schließlich haben beide Vereine nacheinander als Alternativmodelle in den 1980er- und 1990er-Jahren den Fußball in Deutschland beeinflusst.

Als der SC Freiburg 1993 zum ersten Mal in die Bundesliga aufstieg, waren die Erstliga-Jahre (1988-91) am Millerntor gerade vorbei. Mit ihrem Einsatz gegen Rassismus und Kommerzialisierung hatten die St. Pauli-Fans wichtige Zeichen gegen eine verbreitete Kultur der Ignoranz im deutschen Fußball gesetzt – und taten dies natürlich weiterhin, nur abseits der großen Scheinwerfer.

Mit Stecker im Ohrloch: Finke mischt mit Freiburg die Fußball-Elite auf

Die Freiburger Revolte war eher ästhetisch als politisch: Mit flexibler Abwehrkette und gepflegtem Kurzpassspiel mischte die Elf von Volker Finke die träge Fußball-Elite auf. Mit Stecker im Ohrloch und selbstgedrehten Zigaretten bot der Trainer allerdings auch ein ungewohntes Bild für die konservative Branche. „Wenn die nicht absteigen, dann haben wir 20 Jahre lang alles falsch gemacht“, ätzte Stuttgarts Manager Dieter Hoeneß gegen die Nachbarn.

Cardoso zaubert und trifft: Freiburg fegt Bayern 5:1 aus dem Dreisamstadion

Freiburg stieg nicht ab – ganz im Gegenteil. Am 23. August 1994 fegte der für knapp drei Millionen Mark zusammengestellte Kader Bayern München mit 5:1 aus dem Dreisamstadion. Als zweifacher Torschütze glänzte der spätere HSV-Kicker Rodolfo Cardoso. Es war wie im Märchen: Der SC spielte um die Meisterschaft mit, ließ die Bayern hinter sich und wurde mit drei Punkten Rückstand auf Dortmund Dritter.

„Der Alltag hat Hausverbot“: Freiburg wird 1995 fast Deutscher Meister

Es war eine Zeit, in der der „Alltag im Dreisamstadion Hausverbot“ hatte, wie der Freiburger Journalist Arne Bicker damals formulierte. Untermalt von einer betörenden Schwarzwaldkulisse träumten Fans aus ganz Deutschland noch einmal, dass besserer Fußball (und vielleicht sogar eine bessere Welt) möglich wären.

Rodolfo Esteban Cardoso zauberte für Freiburg nicht nur gegen Bayern München. Imago / Ferdi Hartung
Rodolfo Esteban Cardoso zauberte für Freiburg nicht nur gegen Bayern München.
Rodolfo Esteban Cardoso zauberte für Freiburg nicht nur gegen Bayern München.

Weil Dieter Hoeneß und Co. doch nicht alles falsch machten, ging es natürlich nicht so weiter. Freiburg musste Cardoso nach Bremen ziehen lassen und stieg 1997 dann doch ab. Nach einigem Auf und Ab hat sich der Verein aber seit 2009 (mit einem Jahr Ausnahme) wieder in der Bundesliga etabliert.

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Dort setzt er mit nachhaltiger Energie aus Sonnenkollektoren und regelmäßigen Einsprüchen des seit Januar 2012 amtierenden Trainers Christian Streich zu Missständen innerhalb und außerhalb des Fußballplatzes seine Zeichen. Und natürlich auch mit einer Einladung an den FC St. Pauli, das neue Stadion zu eröffnen.

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