Erlösender Jubel: Torschütze Lars Ritzka (2.v.l.) lässt sich nach seinem 3:2 in der Verlängerung feiern.
  • Erlösender Jubel: Torschütze Lars Ritzka (2.v.l.) lässt sich nach seinem 3:2 in der Verlängerung feiern.
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War das knapp! St. Pauli rettet sich in Pokal-Krimi in Halle mit Dusel und Tor-Jokern

Sie sind dem fast schon üblichen Pokal-K.o. als Erstliga-Aufsteiger gerade noch einmal von der Schippe gesprungen! Der FC St. Pauli rettete sich bei Regionalligist Halle in letzter Sekunde in die Verlängerung, gewann schließlich dank zweier Joker mit 3:2 und zog in die zweite Runde ein. Nach 90 Minuten hatte es vor 14.000 euphorisierten Fans an der Saale 2:2 (0:1) gestanden.

Warm war’s. Sehr warm, man könnte auch guten Gewissens heiß dazu sagen. Außerhalb des Leuna Chemie Stadions wurden kurz vorm Anpfiff 33 Grad gemessen, auf der sonnigen Seite des Platzes wird es noch deutlich derber gewesen sein. Zur Verdeutlichung der Umstände wurde das Innere der Arena erst einmal von den HFC-Fans mit rotem Rauch dergestalt zugequalmt, dass sich der Anpfiff um mehr als vier Minuten verzögerte.

St. Pauli behielt zunächst kühlen Kopf, hatte durch Morgan Guilavogui bereits nach 16 Sekunden die erste dicke Chance. Der Franzose war es auch, der einen Eckball von Eric Smith per Kopf fast zur Führung veredelt hätte (10.), aber Halles Keeper Müller war jeweils auf dem Posten. Was man von seinem Gegenüber nicht behaupten konnte.
Nikola Vasilj zögerte nach einem Rückpass aufreizend lange mit dem Abspiel, verlor dann erst die Orientierung und schließlich den Ball an Akolo, der die Murmel nur noch über die Linie stochern musste. 1:0 nach elf Minuten für den Viertligisten, deren Fans natürlich komplett ausrasteten. Und exakt das, was der haushohe Favorit auf jeden Fall hatte verhindern wollen.

St. Pauli hätte beinahe das 0:2 in Halle kassiert

Geschockt wirkten die Hamburger nicht, sie übernahmen gleich wieder die Kontrolle. Allerdings sorgten viele technische Fehler bei ersten Kontakten oder ungenaue Zuspiele im letzten Drittel dafür, dass der Kiezklub keinerlei ernstzunehmende Torgefahr mehr entwickelte. Und so gab es nicht nur keine Ausgleichschance, vielmehr wäre fast das 2:0 gefallen. Richardsons Distanzschuss nach einem Eckball war für Vasilj ganz, ganz schwer zu sehen, diesmal aber zeigte der Bosnier seine ganze Klasse und lenkte den Ball um den Pfosten (38.).

Etwas überraschend verzichtete Blessin zunächst auf personelle Veränderungen, gut 120 Sekunden nach Wiederbeginn hatte er damit alles richtig gemacht. Den besten, weil flüssigsten Angriff der Partie über Jackson Irvine und Guilavogui schloss Johannes Eggestein aus wenigen Metern mit dem Ausgleichstreffer ab (48.).

Halle ging nach rund einer Stunde erneut in Führung

Neun Minuten später lag die Murmel wieder im HFC-Netz, allerdings hatte Connor Metcalfe beim Abschluss im Abseits gestanden. Dennoch sah es jetzt recht souverän aus, was die Gäste anboten – bis zur 62. Minute. Da vernaschte Richardson zunächst Hauke Wahl, zielte daneben. Aber nur wenige Sekunden später hatte Halle den nächsten Angriff, und der saß. Nach einem tollen Pass von Akolo ließ Philipp Treu Hauptmann im Rücken enteilen, und der drückte das Runde an Vasilj vorbei ins Eckige.

2:1, die erneute Führung für den HFC, dem jetzt natürlich Flügel wuchsen, während bei St. Pauli zusehends Blei an den Beinen sichtbar wurde. Natürlich drückte der Bundesligist, allerdings wenig originell und einfallsreich. Frische Offensivkräfte wie Elias Saad und Oladapo Afolayan versuchten zwar viel, aber Halle warf alles in jeden Zweikampf und ließ lange nichts zu. Bis tief in die Nachspielzeit.

Dzwigala rettete St. Pauli in die Verlängerung

Da war es zunächst Saad, der nach starkem Solo mit einem kräftigen Abschluss in Müller seinen Meister fand (90.+3). Der Keeper wurde schon als Retter der Sensation gefeiert – aber zu früh! Eine Minute später rutschte der Ball im Strafraum durch zu Adam Dzwigala, und der Pole wuchtete das Spielgerät tatsächlich zum 2:2 in die Maschen. Verlängerung.

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In der kam von Halle zunächst nicht mehr wirklich viel. St. Pauli hatte einige vielversprechende Angriffssituationen, speziell Saad, ohne jedoch einen Abschluss verzeichnen zu können. Es brauchte aber auch nur einen, um die Partie zu drehen: Eine scharfe Hereingabe von Philipp Treu schädelte Lars Ritzka, am zweiten Pfosten lauernd, zum 3:2 ins Tor (110.). „Es war eine heiße Atmosphäre, aber wir haben bis zum Schluss daran geglaubt, es schaffen zu können“, erklärte Hauke Wahl nach dem Abpfiff. „Es stärkt den Glauben.“

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