Warum St. Pauli-Knipser Burgstaller die Torjägerkrone egal ist
Langsam kehren Guido Burgstallers Kollegen von der vordersten Reihe zurück. Etienne Amenyido absolviert Teile des Mannschaftstrainings, Maximilian Dittgen folgt ihm im Laufe der Woche, wenn auch Igor Matanovic von seinen Spielen mit der DFB-U19 zurückkehrt. Konkurrenz für Simon Makienok, der in den letzten Wochen allerdings bewiesen hat, dass er als Sturmpartner zum gesetzten Burgstaller passt. Und was sagt der braun-weiße Knipser selbst?
„Einen Lieblingsmitspieler habe ich nicht, und das ist auch ganz gut so“, verrät der 32-jährige Österreicher mit Blick auf das bevorstehende Überangebot: „Ich glaube, ich kann mich ganz gut in den jeweils anderen Spieler hineinversetzen. Mit Simon Makienok neben mir überspielen wir halt schneller die Linien, da gehe ich mehr in die Tiefe. Das macht mir auch Spaß.“
St. Pauli-Angriff: Das sagt Burgstaller über Lieblings-Mitspieler
Dass dies zur Folge haben kann, dass er selbst tendenziell etwas seltener vor dem gegnerischen Kasten auftaucht, ficht Burgstaller nicht an. Zwei Treffer liegt er derzeit hinter dem führenden Zweitliga-Knipser Simon Terodde von Schalke 04. „Ich bin kein Einzelsportler“, sagt St. Paulis 17-maliger Torschütze: „Tore helfen, aber ich tue absolut alles fürs Team. Aufzusteigen wäre sensationell, da ist ein Torschützenkönig egal.“
Ob der Aufstieg eine Sensation wäre – geschenkt. Aber wie nahe der Kiezklub ihm ist, will Burgstaller erst „in zwei, drei Spieltagen“ näher betrachten: „Wir haben geile Spiele vor der Brust. Es wird spannend zu sehen, wie wir das meistern.“
St. Pauli-Torjäger Burgstaller warnt vor Rostock: „Hansa ist sehr stabil geworden“
Die nächste Aufgabe lautet am Samstagabend Hansa Rostock, das im Oktober am Millerntor mit 4:0 klar geschlagen wurde. „Das Ergebnis spielt keine Rolle mehr“, warnt der Stürmer: „Hansa hat sich weiterentwickelt und ist sehr stabil geworden.“
Dann lächelt Burgstaller: „Sie haben eine gute Mannschaft mit einem alten guten Stürmer, der weiß, wo das Tor steht.“ Der Ex-St. Paulianer John Verhoek, gerade fünf Wochen älter als Burgstaller, hat auch schon 15 Tore auf seinem Konto.
Seit dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Vereine 1992/93 ist Rostock gegen St. Pauli für viele auch ein Duell Ost gegen West, alte DDR gegen alte BRD – mit allen Konflikten, die solche Zuschreibungen mit sich bringen.
Vor dem St. Pauli-Spiel in Rostock: Burgstaller über die Ost-West-Rivalität
„Ich komme tatsächlich zum ersten Mal damit in Berührung“, sagt Burgstaller: „Ich weiß, dass da große Rivalität herrscht und es auch für unsere Fans ein wichtiges Spiel ist. Das wird hitzig werden.“ Für den Routinier ist es wie für die meisten St. Paulianer der erste Auftritt im Rostocker Ostseestadion, das lange Jahre nur Drittliga-Fußball sah. Kann Burgstallers Erfahrung aus Champions-League-Partien mit Schalke 04 den Mitspielern helfen, in aufgeheizter Stimmung die Ruhe zu bewahren?
Der abgeklärte Kärntner wiegt ab: „In so einer Atmosphäre kann es sinnvoll sein, Emotionen freizulassen. Oder auch runterzufahren und einen kühlen Kopf zu bewahren. Da ist jeder Spieler anders, und vor allem kommt es auf die Situation im Spiel an. In den Derbys gegen den HSV oder auch in Dresden sind wir als Mannschaft insgesamt ganz gut damit gefahren, uns auf unsere eigenen Stärken zu besinnen.“
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Der Rostocker Rapper Marteria hat just mit den Toten Hosen das Doppel-Lied „Scheiß Wessis/Scheiß Ossis“ veröffentlicht. Sein Schlusssatz über den Westen: „Ihr besteht nicht nur aus Schönen und Reichen, tief in euch drin seid ihr Schalke.“
Der FC St. Pauli bietet am Samstagabend einen torreichen Österreicher mit Schalke-Vergangenheit auf, geboren im Jahr des Mauerfalls 1989.