Fabian Hürzeler gestikuliert in der Coaching Zone.
  • Fabian Hürzelers Art an der Seitenlinie kommt bei den Schiedsrichtern nicht gut an.
  • Foto: WITTERS

Wegen Hürzeler: Haben die Schiris St. Pauli auf dem Kieker? DFB verteidigt sich

Abhaken, weitermachen. Nach der bitteren Niederlage in Karlsruhe richten die Spieler des FC St. Pauli den Blick nach vorn und wollen mit dem nächsten Sieg die passende Antwort geben. Für die Verantwortlichen sind die Vorkommnisse nicht so einfach ad acta zu legen. Gleich mehrere umstrittene Szenen waren zu Ungunsten der Braun-Weißen entschieden worden. Böser Zufall? Ein Trend? Haben die Schiedsrichter St. Pauli auf dem Kieker – insbesondere den emotionalen Trainer Fabian Hürzeler, der schon wieder eine Gelbe Karte sah und dem die nächste Sperre droht?

Es ist vor allem die ungewöhnlich hohe Anzahl und die einseitige Auslegung der Entscheidungen, die für Unverständnis, Verstimmung und auch Irritation sorgt. Ohne Absicht in den Raum stellen und dem Schiedsrichtergespann inklusive VAR die Unparteilichkeit absprechen zu wollen: St. Pauli war bei den heißesten Szenen und kniffligsten Situationen der große Verlierer.

Alle drei Strafraumszenen, bei denen es Elfmeter für St. Pauli hätte geben können, wurden von Referee Michael Bacher und seinem Team anders entschieden. Bei Herolds Grätsche gegen Elias Saad (50.) traf der Karlsruher viel Fuß und wenig Ball, Herolds Stoß mit dem Ellenbogen gegen Hartel (66.) ohne die Chance, an den Ball zu kommen, war Bacher jeweils zu wenig, um Elfer zu pfeifen. Vertretbar, aber bei vergleichbaren Aktionen wurde eben auch schon oft auf den Punkt gezeigt.

Übersehener Elfmeter sorgte für Ärger bei St. Pauli

Gravierender aus St. Pauli-Sicht war die 77. Minute, in der Herold nach einem Luftkampf Manolis Saliakas mit offener Sohle auf den Fuß trat und um eine Torchance brachte. Für Hürzeler „der klarste Elfmeter, der in dieser Saison übersehen wurde“, seine Spieler sahen es genauso. Der DFB verteidigte am Montag – wenig überraschend – die Entscheidung, nannte sie „angemessen“. Es sei kein Foulspiel, vielmehr ein Unfall. Und es sei auch korrekt gewesen, dass der Video-Schiri nicht eingriff. Diese Auslegung der Aktion bleibt umstritten. Beim Kiezklub teilt man sie nicht.

Diskutabel war auch die anschließende Szene, bei der Hauke Wahl im Laufduell KSC-Stürmer Igor Matanovic zu Fall brachte, dabei aber auch den Ball traf. Bacher zeigte sofort Gelb-Rot. Die erste Gelbe für Wahl war übrigens ebenfalls eine sehr harte Entscheidung. Kein Wunder, dass der Abwehr-Routinier nach seinem ersten Platzverweis im 330. Spiel auf 180 war.

Und: hätte der VAR eingegriffen und wäre dann auf Elfmeter für St. Pauli entschieden worden, hätte auch Platzverweis gegen Wahl annulliert werden müssen.

Auch Irvines aberkannter Treffer war fragwürdig

Als zumindest fragwürdig erachtet man beim Kiezklub zudem das zunächst umjubelte 2:1-Führungstor von Jackson Irvine (53.), das nach Videobeweis aufgrund einer vorangegangenen Abseitsstellung von Aljoscha Kemlein aberkannt worden war. Es ist diskutabel, ob nicht schon eine neue Spielsituation entstanden war, was das Abseits des am Tor unbeteiligten Kemlein aufgehoben hätte.

Es ist vor allem die Masse der Entscheidungen gegen St. Pauli, die für Unmut sorgt – nicht zu vergessen das zu Unrecht aberkannte Tor von Kemlein gegen Paderborn im Spiel zuvor.

Hürzeler droht nächste Sperre

Und dann ist da ja noch das Thema Hürzeler. Der Coach sah in Karlsruhe seine bereits siebte Gelbe Karte – und dem Vernehmen zu Recht. Wieder einmal hatte sich der emotionale und impulsive Trainer-Shootingstar zu sehr aufgeregt. Beim nächsten Karton droht ihm die zweite Sperre der Saison. Nicht gut. Für den Coach, die Mannschaft, den Verein – auch in Sachen Außendarstellung.

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Hürzeler und die Referees – eine schwierige Beziehung. Der 31-Jährige steht durchaus unter besonderer Beobachtung. Er geht an der Seitenlinie voll mit, ist aktiv, lautstark und kommentiert und kritisiert aus seiner Sicht falsche Entscheidungen. Aus Schiedsrichterkreisen ist zu hören, dass dies im Übermaß geschehe. Dass seine Gesten und die Wortwahl oft als respektlos und auch beleidigend wahrgenommen werden. Damit macht man sich keine Freunde in der Gilde. Das soll nicht heißen, dass seine Mannschaft deshalb zwangsläufig den ein oder anderen Pfiff gegen sich bekommt und Nachteile hat, aber ein Vorteil ist das ganz sicher nicht. Es ist ein Thema, das spätestens im Sommer und vor dem Saisonstart der Bundesliga, in der Spieler und Trainer weit mehr im Fokus stehen, angegangen werden muss.

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