Wie Hürzeler die Sturm-Hierarchie bei St. Pauli komplett neu sortiert hat
St. Paulis bester zentraler Stürmer in der Hinrunde? Keine Frage. Johannes Eggestein. Eine Erfolgsgeschichte und Feelgood-Story nach einem mehr als schwierigen Saisonstart. Platz eins an der Sturmspitze ist also vergeben. Aber wie sieht es dahinter aus? Wer steht wo in der Mittelstürmer-Hierarchie der Kiezkicker – und warum? Trainer Fabian Hürzeler hat dazu einige erhellende Dinge zu sagen und erklärt seine mitunter harten Kader-Entscheidungen.
Allein die Zahlen sprechen für Eggestein: Sechs Tore und zwei Vorlagen in der Liga, zwei Treffer und ein Assist im Pokal. Der 25-Jährige wird ziemlich sicher auch zum Rückrundenstart die erste Wahl sein. Klingt selbstverständlich. Vor einem halben Jahr sah das aber noch ganz anders aus. Eggestein stand in der Sturm-Hierarchie unten, war Wechsel-Kandidat. In den ersten fünf Saisonspielen kam er nur einmal kurz zum Einsatz. Erste Wahl in der Phase: Andreas Albers.
Maurides ist hinter Eggestein die Nummer zwei bei St. Pauli
Zur Nummer zwei hinter dem spiel- und laufstarken Eggestein hat sich in den letzten Wochen der wuchtige Maurides (29) hochgearbeitet, der zu Saisonbeginn verletzt war und langsam in die Gänge kam. Am 14. Spieltag rückte der Brasilianer erstmals in den Kader, in den folgenden drei Liga-Partien wurde er spät eingewechselt, so auch im Pokal in Homburg. Begründung von Hürzeler: Maurides habe sich „im Training extrem gut gezeigt“ und „aufgedrängt“.
Von Platz zwei auf drei gefallen ist zuletzt wieder Simon Zoller (32), was an seinen körperlichen Problemen liegt. Der Last-Minute-Sommerzugang hatte vom 10. bis 12. Spieltag drei Kurzeinsätze in der Liga, zudem einen Startelfeinsatz im Pokal gegen Schalke. An den letzten drei Spieltagen des Jahres stand der Routinier aus privaten Gründen (Trauerfall in der Familie) und dann aufgrund muskulärer Probleme nicht im Spieltagskader. Verkorkste Hinrunde.
Simon Zoller muss sich bei St. Pauli wieder rankämpfen
„Simon kam mit einer kleinen Verletzung zu uns, hatte dann auch viele Themen außerhalb von Fußball. Das auszublenden, ist nicht so einfach“, nimmt Hürzeler den Routinier, der sich an das komplexe Spielsystem gewöhnen musste, in Schutz. Es sei „nur eine Frage der Zeit, bis die Leistungskurve nach oben geht“. Dann dürfte Zoller mindestens auf Platz zwei vorrücken, denn er ist vom Spielertyp die einzige Eggestein-Alternative.
Auf Rang vier steht Albers, zu Saisonbeginn noch Startelf-Mittelstürmer. Der Däne ist ein „klarer Wandspieler“, wie Hürzeler schon im Sommer sagte, und damit nicht prädestiniert für Hürzelers Spielsystem. Seinen letzten Kurzeinsatz hatte Albers am 7. Oktober. An den letzten vier Spieltagen war 33-Jährige gar nicht im Kader. Obwohl Zoller fehlte.
Eggestein hat seine Chance bei St. Pauli genutzt
„Es ist nicht gegen Andreas gelaufen, sondern auch viel für Jojo Eggestein“, sagt Hürzeler zum Hinrunden-Verlauf. „Dass Jojo seine Chance so nutzt, damit konnte man nicht rechnen. Und dann ist es halt so, dass ich einen Spieler, bei dem die Leistungskurve steil bergauf geht, nicht aus der Mannschaft nehme.“
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Die Tatsache, dass Albers zuletzt auch noch von Maurides überholt wurde, „heißt nicht, dass Andreas nicht gut trainiert hat“, betont der Coach, „aber als Trainer musst du dann halt Entscheidungen treffen.“ Manchmal harte. Die Hinrunde hat aber gezeigt, wie schnell sich die Hierarchie verändern kann.