„Wir brauchten Veränderung“: St. Pauli-Leader spricht über Schultz-Aus
Es ist einiges in Bewegung beim FC St. Pauli. Erstmals hat mit Eric Smith jetzt ein Spieler offiziell und ausführlich zur Entlassung von Trainer Timo Schultz Stellung genommen, sagt, was er von einer dauerhaften Beförderung von Interims-Coach Fabian Hürzeler hält, spricht über Interesse aus der Bundesliga und seinen Vertrag.
Mitten hinein ins Paradies war die Nachricht geplatzt. Der Schwede hatte während der Flitterwochen mit Ehefrau Fannie auf den Malediven durch eine Nachricht des Vereins vom Schultz-Rauswurf erfahren. Er habe nicht damit gerechnet.
„Es ist hart, denn ich mag Timo sehr und jeder weiß, dass er ein richtig guter Typ und eine große Figur für diesen Verein ist, aufgrund seiner Vergangenheit und dem, was er als Trainer erreicht hat“, sagt Smith, der am Montag mit Schultz zum Gespräch verabredet war. „Natürlich ist das nicht schön für ihn, aber wir Spieler versuchen uns darauf zu fokussieren, was vor uns liegt.“
Smith sieht die Verantwortung auch bei den Spielern
Eingemischt habe er sich in die Trainerthematik nicht. „Das ist nicht mein Bereich, über den Coach zu entscheiden“, so Smith, für den es die dritte Trainerentlassung war. „Das ist Fußball. Wir alle – speziell Trainer – wissen, dass ein Job nicht für immer ist. Wir sind Profis und kennen das.“
Der Mittelfeldmann ist der Meinung, dass für die schwache erste Saisonhälfte „hauptsächlich wir Spieler verantwortlich sind“. Beispiel: das 4:4 in Karlsruhe. „Da haben wir so viele individuelle Fehler gemacht, da hätten wir auch mit Pep Guardiola nicht gewonnen.“ Aber: „Wenn es nicht funktioniert, dann muss sich etwas ändern. Wir brauchten eine Veränderung und wir haben eine Veränderung.“
Smith erhofft sich einen positiven Effekt durch den Trainerwechsel. In solch einem Fall gebe es immer ein „neues Gesicht“, jeder müsse „neu denken“, so der 25-Jährige. „Ich denke, es wird eine neue Energie bringen und normalerweise eine neue Art Fußball zu spielen.“
Smith findet nur lobende Worte für Hürzeler
Von einem neuen Gesicht kann jedoch (noch) nicht die Rede sein. Das Training leitet interimistisch Fabian Hürzeler, Co-Trainer von Schultz. Smith macht sich für den 29-Jährigen als langfristige Lösung stark.
„Was Fabi in den wenigen Tagen zeigt, ist großartig“, lobt Smith. „Er macht einen brillanten Job. Jeder weiß, dass Fabi Fußball versteht. Er ist besonders. Ich denke zu hundert Prozent, dass man ihm eine Chance geben und vertrauen sollte.“ Man erkenne, was Hürzeler vorhabe. Das „passt zu den Spielern, die wir haben“.
Die Frage bleibt, warum Hürzeler eine andere Richtung einschlägt und seine Ideen nicht vorher stärker eingebracht hat. „Der Grund ist doch klar: er war nicht Cheftrainer. Der entscheidet nun mal“, sagt Smith. „Natürlich war Fabi involviert. Nun kann er genau das machen, was er sich vorstellt.“
Bundesliga für Smith aktuell kein Thema
Apropos: Wie stellt sich Smith seine Zukunft vor? Beruht das Interesse aus der Bundesliga auf Gegenseitigkeit? „Ich habe einen Vertrag bei St. Pauli und mein Plan ist, so lange hier zu spielen, wie der läuft“, sagt Smith dazu. Das ist bis 2024. Ein vorzeitiger Abschied, der dem Verein Millionen brächte, sei „auch eine Frage für Andreas“, verweist er auf Sportchef Bornemann.
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Auf die Frage der MOPO, ob er sich vorstellen könne, länger als bis 2024 bei St. Pauli zu spielen, antwortet Smith: „Ja, wenn der Verein wirklich will, dass ich bleibe, wenn sie meinen Vertrag verlängern wollen, dann werden wir darüber sprechen. Ich liebe es hier, meine Frau auch – also sehe ich kein Problem damit.“