Hürzeler, St. Pauli
  • Fabian Hürzeler, Co-Trainer des FC St. Pauli im Trainingslager in Südtirol mit einer Zehverletzung. Auch die Blessur hielt ihn kaum davon ab, im Training als Coach Vollgas zu geben.
  • Foto: WITTERS

„Würde mich reizen“: Warum St. Paulis Co-Trainer Hürzeler zu Benfica will

Am Freitagmittag stand er wie in der Regel üblich auf dem Trainingsplatz des FC St. Pauli an der Kollaustraße und gab Anweisungen. Feierabend aber hatte er nach der Einheit nicht, gleichwohl wegen der Länderspielpause ein spielfreies Wochenende ansteht. Aber was heißt schon frei? „Es rattert die ganze Zeit in deinem Kopf“, sagte Fabian Hürzeler über seine Tätigkeit als Co-Trainer im Interview mit Spox.com. Fußball sei einfach seine Leidenschaft, „daran wird sich in diesem Leben wohl auch nichts mehr ändern“.

29 Jahre ist Hürzeler jung, und immerhin habe er es inzwischen gelernt, sich Auszeiten zu nehmen, erklärte er. Die fanden lange und gern ebenfalls auf dem Platz statt, mit dem ETV ist er in die Oberliga aufgestiegen. „Für mich ist das eine Ablenkung vom Alltag“, erklärte der Mann, der schon für die zweiten Mannschaften des FC Bayern, von 1860 München und der TSG Hoffenheim sowie den FC Pipinsried gespielt hat. In dieser Saison ist er aus Zeitgründen und wegen einer Verletzung noch ohne Einsatz, „aber wenn es mal passt, dann habe ich einfach Bock darauf“.

Als Spieler in Pipinsried hat St. Paulis Co-Trainer Fabian Hürzeler Karten gesammelt

Und er hat so etwas wie seine innere Mitte gefunden. 46 Gelbe Karten, fünf Gelb-Rote und eine glatt Rote Karte hat Hürzeler in nur 87 Spielen für Pipinsried angehäuft, in Hamburg ist er kaum dergestalt aufgefallen. „Ich werde nie ein Trainer sein, der ganz ruhig auf der Bank sitzt, das wäre nicht ich, aber ich bin tatsächlich ruhiger geworden“, sagte Hürzeler. „Ich habe nur eine Gelbe Karte bekommen als Co-Trainer, seit ich hier bin.“ Emotionen gehören für ihn zwingend dazu, aber er habe eine bessere Balance für sich gefunden. „Das war definitiv ein wichtiger Entwicklungsschritt für mich.“

Fabian Hürzeler schwärmt von Jürgen Klopp und möchte zu Roger Schmidt

Nicht der einzige. Seinen Master in Sportwissenschaften hat er erfolgreich abgeschlossen, zurzeit macht er den Fußball-Lehrer, weswegen er bisweilen auch nicht an der Kollaustraße anzutreffen ist. Im Winter, wenn WM-Pause ist, steht in diesem Zusammenhang noch eine mehrwöchige Hospitanz bei einem anderen Verein an. „Benfica Lissabon mit Roger Schmidt wäre eine Adresse, die mich sehr reizen würde“, sagte Hürzeler und berichtete von einer Visite in Liverpool: „Wenn Jürgen Klopp den Raum betritt, spürst du sofort seine Aura. Du merkst schnell, warum Klopp Klopp ist und er so einen Erfolg hat.“

Hürzeler hält große Stücke auf St. Paulis Trainer Timo Schultz

Der geht St. Pauli gerade ab, was Hürzeler per se zu schaffen macht („Nach einer Niederlage machst du dir viele Gedanken“), aber nichts daran ändert, dass er Chefcoach Timo Schultz für einen „Menschenentwickler“ hält. „Timo spricht die Sprache der Spieler“, erklärte er. „Er weiß genau, wann ein Spieler Feuer und einen Tritt in den Allerwertesten braucht, und wann eher eine Streicheleinheit angesagt ist.“ Schultz gehe sehr gut auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen ein. „Da habe ich schon viel von ihm lernen können.“

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Und wohin soll sein Weg irgendwann einmal führen? Für eine frühere Aussage, er wolle irgendwann Trainer in der Champions League werden, hatte Hürzeler ein entsprechendes Echo bekommen. Das würde er so sicher nicht noch einmal sagen, vom Grundsatz her aber hat sich nicht viel verändert. „Es braucht ein klares Ziel“, unterstrich er. „Du musst wissen, wo du hin willst. Was du erreichen willst im Leben. Wofür du jeden Tag aufstehst. Als Orientierung finde ich das sehr wichtig.“

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