Wut nach Schultz-Aus: Warum der FC St. Pauli vor der Zerreißprobe steht
Niemand beim FC St. Pauli wird ernsthaft darüber überrascht sein, dass das Echo auf die Entscheidung, Trainer Timo Schultz freizustellen, gewaltig ausgefallen ist. Die Heftigkeit der Reaktionen aber dürfte auch die schlimmsten Befürchtungen übertroffen haben. Und es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Ereignisse auf die Mitgliederversammlung am Samstag der kommenden Woche haben werden.
Es war von vornherein zu erwarten, dass sich der Anteil der Menschen, die die Trennung von Schultz befürworten würden, im überschaubaren prozentualen Anteil bewegen würde. Aber selbst diese Leute hat der FC St. Pauli verloren durch eine Pressemitteilung, in der Schultz nicht zu Wort kam, eine lange Liste der „Kann er alles nicht“-Vorwürfe zu finden ist, aber keinerlei Würdigung des vom Ex-Coach Geleisteten. Auch Eingeständnisse eigener Fehler findet man dort nicht.
FC St. Pauli: Petition für Verbleib von Trainer Timo Schultz
Dafür, aber natürlich auch für die Entscheidung als solche hagelt es Kritik in einer für den Kiezklub völlig ungewohnten Intensität. Einige Menschen kündigen gar die Kündigung ihrer Mitgliedschaft an, viele sehen in Schultz das Bauernopfer und wollen stattdessen Präsident Oke Göttlich und/oder Sportchef Andreas Bornemann gehen sehen. Wieder andere starteten eine „Schulle muss bleiben“-Online-Petition, die bei Druck dieser Ausgabe immerhin rund 3000 Unterschriften angehäuft hatte, obwohl man Schultz im Namen das „t“ gemopst hat.
Es wird spannend sein zu beobachten, inwieweit der Sturm der Entrüstung in den nächsten zehn Tagen an Wucht verlieren wird, ob sich Menschen eventuell zwecks Planung von konzertierten Aktionen zusammentun werden, inwieweit die allgemeine Empörung die Jahreshauptversammlung am 17. Dezember im CCH betreffen wird.
St. Paulis Mitgliederversammlung steigt am 17. Dezember
„Die wird jetzt spannend“, meinte einer der Menschen, der dem Kreis der Kandidat:innen für die Neubesetzung der Posten im Aufsichtsrat zuzuordnen ist. Die bisherige Besetzung ist eindeutig überwiegend pro Göttlich eingestellt, möglich, dass sich im Zuge der Ereignisse die Verhältnisse nach den Wahlen verschoben haben werden.