St. Paulis Jackson Irvine im Zweikampf gegen Bremens Füllkrug
  • Im Top-Duell Werder Bremen gegen St. Pauli konnte sich keine Mannschaft durchsetzen, Schiedsrichter Badstübner spielte eine tragende Rolle.
  • Foto: IMAGO / Lobeca

Viel Frust nach St. Paulis Derby der Freundschaft gegen Werder

Das Stadion erstmals seit 25 Monaten mit 29.546 Fans ausverkauft, mit Werder Bremen einen befreundeten Klub zum Spitzenspiel zu Gast – und trotzdem fehlte am Ende etwas zum kompletten Glück. Der FC St. Pauli erreichte gegen den als Tabellenführer angereisten Erstliga-Absteiger ein 1:1 (1:0), was unterm Strich ein gerechtes Ergebnis war. Dennoch wäre mehr drin gewesen, hätte nicht einer, der eigentlich möglichst unsichtbar sein sollte, gleich zweimal im Mittelpunkt gestanden. Entsprechend „saß die Mannschaft nach dem Spiel enttäuscht in der Kabine“, berichtete Trainer Timo Schultz. „Das will nach einem 1:1 gegen Werder Bremen was heißen.“

St. Pauli begann gut, weil kontrolliert und in Nuancen offensiv, wenn sich denn Lücken ergaben. Daniel-Kofi Kyereh gebührte der erste Abschluss, sein Volleyversuch nach Ecke von Leart Paqarada ging allerdings weit drüber (6.). Guido Burgstaller stand bei seiner Großchance im Abseits (9.), Marcel Hartels 20-Meter-Schuss wurde zur ersten Prüfung für Werder-Keeper Pavlenka (12.).

Werder Bremen übernimmt nach einer Viertelstunde die Kontrolle

Dann aber ging bei den Hausherren peu à peu nahezu alle existenziell wichtigen Dinge verlustig. St. Pauli leistete sich teils haarsträubende Ballverluste im Aufbau im Dutzend, verdaddelte Überzahl-Kontersituationen mit ungenauen, überhasteten Pässen und verlor in Rückwärtsbewegung mitunter komplett die Ordnung. Es fehlte an Überzeugung und Zielstrebigkeit auf dem Weg nach vorne sowie Körpersprache und Konsequenz gegen den Ball.

Die Ballung der Unzulänglichkeiten holte das anfangs recht passive Werder ins Spiel, und es ergaben sich zwangsläufig Gelegenheiten. Den Anfang machte Velijkovic (21.), ehe die „hässlichen Vögel“ auf den Plan traten. Bremens 31-Tore-Sturmduo hatte es mehrfach auf dem Fuß, die Partie in ihre Richtung zu lenken. Aber Ducksch (23., 36.) und vor allem Füllkrug, der komplett blank vor Nikola Vasilj auftauchte (25.), wussten ihre Chancen nicht zu nutzen.

Schiri übersieht Foul an Burgstaller – Kyereh trifft zur Führung

Irgendwie überstand St. Pauli also diese äußerst heikle Phase, um gegen Ende der ersten Hälfte wieder aufzudrehen. Jackson Irvines Versuch wurde geblockt (38.), Guido Burgstaller wurde vom katastrophalen Schiri Badstübner ein glasklarer Elfmeter nach Foul von Weiser verwehrt (40.).

Brachte St. Pauli in Führung: Daniel Kofi Kyereh, hier gegen Felix Agu, der später bei Bremens Ausgleich im Blickpunkt stand. IMAGO / KBS-Picture
St. Pauli Profi Daniel Kofi Kyereh im Zweikampf mit Bremens Felix Agu
Brachte St. Pauli in Führung: Daniel Kofi Kyereh, hier gegen Felix Agu, der später bei Bremens Ausgleich im Blickpunkt stand.

Die Aufregung hatte sich kaum gelegt, da wurde aus Frust und Ärger pure Freude: Endlich einmal wurde Paqarada auf der linken Bahn aussichtsreich in Szene gesetzt, seine messerscharfe Hereingabe drückte Kyereh aus wenigen Metern zur vielumjubelten Führung in die Maschen (43.).

Klare Fehlentscheidung: Werder kommt glücklich zum Ausgleich

Durchgang zwei begann mit wütenden Bremer Angriffen, besonders originell fielen die Versuche allerdings nicht aus. Und so musste die zweite gravierende Fehlentscheidung des Tages herhalten, um den Gästen den Ausgleich zu ermöglichen. Werders Agu tunnelte Marcel Beifus mit der Hand (!!!), in der Folge landete die Murmel bei Füllkrug, der aus wenigen Metern traf (58.). Was das Ganze noch unfassbarer machte: Badstübner sah sich die Szene – im Gegensatz zur Elfer-Szene – noch einmal am Bildschirm an und blieb trotzdem dabei, den Treffer anzuerkennen.

Danach wurde es auf beiden Seiten wild und wenig strukturiert, die vielen Verletzungsunterbrechungen sorgten auch nicht eben für mehr Spielfluss. Es dauerte bis zu 78. Minute, ehe Burgstaller mit einer prima Einzelaktion, an deren Ende er das Ziel allerdings verfehlte, eine ereignisreiche Schlussphase einläutete. Nur eine Minute später hatte Pavlenka große Mühe mit einem Knaller des eingewechselten Igor Matanovic (79.), ehe Badstübner den Reigen an fatalen Fehlern fortsetzte, ein klares Foul an Jackson Irvine ignorierte und so den Lattentreffer von Ducksch und die Nachschusschance für Gruev überhaupt erst ermöglichte (86.).

Unzufriedenheit auf beiden Seiten nach Abpfiff

Zufrieden war am Ende tatsächlich keiner der beiden Trainer. Ole Werner hatte zwar „ein hochklassiges Zweitligaspiel“ gesehen, monierte aber, dass seine Elf in der ersten Hälfte zu viele dicke Chancen habe liegen lassen. Timo Schultz wiederum attestierte dem Gegner zwar, über 90 Minuten bewiesen zu haben, über welch starke Truppe er verfügt. „Wir haben alles dagegen reingehauen. Aber wir haben auch reichlich gute Umschaltsituationen gehabt, die wir schlecht ausgespielt haben.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp