Lange Gesichter am Millerntor: Die Enttäuschung nach der 1:2-Pleite gegen Darmstadt war groß.
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„Zu spät aufgewacht“: St. Pauli hadert mit verpennter erster Hälfte

Es wird dünn und dünner im Aufstiegskampf für den FC St. Pauli. Durch die zweite Heimniederlage der Saison im Spitzenspiel gegen Darmstadt 98 am ausverkauften Millerntor rutschten die Kiezkicker auf Tabellenplatz vier ab, das 1:2 (0:2) hatte seine Ursache in einem verpennten ersten Durchgang. „Wir haben uns das selbst zuzuschreiben, wir sind zu spät aufgewacht“, gestand Kapitän Philipp Ziereis.

Noch vorm Anpfiff gab’s die erste positive Nachricht: Daniel-Kofi Kyereh kehrte wie erhofft nach ausgestandener Verletzung in die Startelf zurück, sein Sandhausen-Stellvertreter rückte dafür in die Spitze, Simon Makienok nahm zunächst auf der Bank Platz. Außerdem begann Jackson Irvine auf der Sechs, Finn Ole Becker begann rechts in der Mittelfeldraute.

Darmstadt schockt St. Pauli früh

Sicherheit verlieh Kyerehs Comeback allerdings nicht. Beide Teams begannen nervös, und schon bei der ersten gefährlichen Aktion fand der Ball den Weg in die braun-weißen Maschen. Darmstadt kam mit einem langem Pass über die rechte Seite ins letzte Drittel, wo Tietz nach Missverständnis zwischen Leart Paqarada und Jakov Medic die Kugel flach vors Tor brachte. Im Zentrum standen Kempe und Pfeiffer völlig blank, Letzterer drückte das Runde schließlich an Nikola Vasilj vorbei ins Eckige (8.).

Nicht eben Baldrian für zittrige Hausherren, Vasiljs schlimmer Fehlpass im Aufbau blieb aber ohne Folgen (15.). Routinier Guido Burgstaller platzte der Kragen, er rüttelte die Kollegen lautstark wach – und hätte fast die große Ausgleichschance eingeleitet. Sein Faller nach Zupfer von Isherwood im Strafraum wurde zwar vom VAR gecheckt, für einen Elfer aber reichte die Nummer nicht aus (22.).

Mitten in St. Paulis erster Drangphase fällt das 0:2

Trotzdem fanden die Hamburger jetzt in die Partie, hatten nach Kyerehs Schuss ans Außennetz (14.) durch Etienne Amenyido (24., 29.) weitere aussichtsreiche Situationen. Aber mitten rein in den Aufschwung platzte der nächste Nackenschlag: Nach einem eigentlich schon geklärten Eckball hob Bader den Ball wieder in den Strafraum, wo Marcel Hartel SVD-Kapitän Holland aus den Augen verloren hatte. Und der schweißte das Spielgerät sehenswert in den langen Knick, Vasilj ohne Chance, 0:2 (35.).


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„Zwei unnötige Gegentore“, klagte Leart Paqarada, und die Wirkung war spürbar. Die Kiezkicker kamen bis zum Pausenpfiff zu keiner nennenswerten Szene mehr, auch weil vieles deutlich zu verschnörkelt, zu wenig zielführend wirkte. So hatten die Lilien, die das Zentrum geschickt zustellten, wenig Mühe, den Vorsprung mit in die Kabine zu nehmen. „Wir hatten eine schläfrige Anfangsphase, der sind wir dann das ganze Spiel hinterhergelaufen“, analysierte Trainer Timo Schultz.

Daschner kommt nach der Pause und sorgt für frischen Wind

Mit zwei Wechseln – Lukas Daschner und Luca Zander ersetzten den unglücklich agierenden Amenyido und Adam Dzwigala – und frischem Mut ging es in den zweiten Durchgang. St. Pauli erhöhte die Schlagzahl und kam prompt zu dicken Gelegenheiten. Aber Burgstaller drosch den Ball freistehen nach prima Hartel-Pass ans Außennetz (49.) und Joker Daschner setzte zunächst einen Kopfball knapp neben den Pfosten (54.), scheiterte aus spitzem Winkel  an Keeper Schuhen (63.), ehe ein Volleygeschoss von Kyereh knapp am Ziel vorbei ging (64.).

Die Gastgeber nagelten Darmstadt komplett in deren Hälfte fest, aber der Lohn blieb aus. Stattdessen passierte fast das, was oft geschieht in solchen Situationen: Erstmals tauchten die Lilien im Hamburger Strafraum auf, da hatte Mehlem die Entscheidung auf dem Fuß, fand aber in Vasilj seinen Meister (69.), der auch Tietz‘ Abschluss parierte (74.).

St. Pauli gelingt nur noch der Anschlusstreffer

Doch dann ging doch noch was. Zunächst hatten Christopher Buchtmann (79.) und Burgstaller (79., 80.) den Anschluss auf dem Fuß, der schließlich dem enorm agilen Daschner nach Hereingabe von Buchtmann gelang (81.). Das Stadion explodierte, Darmstadt war stehend k.o., St. Pauli ging All-in. Flanke auf Flanke segelte in den Lilien-Strafraum, doch der inzwischen hochverdiente Ausgleich wollte nicht fallen. Die letzte Chance hatte Buchtmann, dessen 16-Meter-Schuss Schuhen aus dem Eck kratzte (90.+3).

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23 Torschüsse hatten die Kiezkicker am Ende auf dem Zettel, „aber leider war nur einer drin“, sagte Schultz, der seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen wollte: „Die Jungs haben alles reingeworfen, aber es hat nicht sollen sein.“ Es sei gerade keine gute Phase für St. Pauli, „aber trotzdem sind wir noch im Rennen“. Dafür muss am kommenden Freitag gegen den 1. FC Nürnberg, der am Sonntag nach Punkten gleichziehen kann, aber ein Sieg her. Und das ohne Marcel Hartel und Jackson Irvine, die jeweils ihre fünfte Gelbe Karte sahen.

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