Frust-Start bei St. Pauli: Neues Jahr, alte Probleme – Luhukay beklagt Stillstand
Böser Patzter: Matt Penneys unnötiger Ballverlust führte zum späten Ausgleich des VfB Stuttgart.
Foto: imago images/foto2press
Es sollte alles anders werden beim FC St. Pauli im Jahr 2020, besser, und sie hatten sich so viel vorgenommen für die zweite Saisonhälfte. Der Rückenwind aus den beiden Siegen vor Weihnachten ist jedoch abgeflaut. Nur ein Punkt aus den ersten beiden Spielen, zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Die Gründe sind nur allzu bekannt.
Neues Jahr, alte Probleme. Es ist noch zu früh, um von einer Krise zu sprechen. Es ist auch alles andere als eine Katastrophe, gegen den VfB Stuttgart Remis (1:1) zu spielen, zumal die Leistung sehr gut war. Aber: Die Punkteteilung war unnötig, ärgerlich, denn die Bemühungen der Kiezkicker, im ersten Heimspiel des Jahres einen Sieg einzufahren, waren nicht am starken Gegner gescheitert, sondern in erster Linie am eigenen Unvermögen. Mal wieder.
Die größten Schwächen in dieser Spielzeit konnten auch in der Wintervorbereitung nicht entscheidend behoben werden und quälen die Spieler, ihren Übungsleiter und die Fans auch im neuen Jahr.
Chancenverwertung: Beim 0:3 in Fürth waren die Kiezkicker zum fünften Mal in den letzten zehn Spielen torlos geblieben, hatten auch nur wenige Chancen. Gegen Stuttgart boten sich gleich mehrere hochkarätige Gelegenheiten, von denen allein Ryo Miyaichi zwei vergab.
„Wir müssen wir weiter an unserer Effektivität arbeiten. Diese hat uns das vergangene halbe Jahr gefehlt und so war es auch heute“, ärgerte sich Trainer Jos Luhukay nach dem Spiel. „Es ist schade, dass wir in der letzten Konsequenz, in der Effektivität noch nicht zugelegt haben. Das war unser großes Ziel, nachdem wir die Hinrunde analysiert haben.“ Dabei hatte die fest perfekte Chancenverwertung beim 3:0 gegen Bielefeld vor Weihnachten Hoffnung auf entscheidende Besserung gemacht.
Torschützen: St. Pauli ist als Kollektiv viel zu ungefährlich, fast schon harmlos. In den letzten sieben Spielen haben nur zwei (!) Kiezkicker das Tor getroffen. Die in diesem Zeitraum erzielten acht Treffer gehen allesamt auf das Konto von Henk Veerman (5) und Viktor Gyökeres (3).
Das letzte nicht von diesem Duo erzielte Tor schoss Waldemar Sobota beim 1:1 gegen Bochum am 8. November. Das ist fast drei Monate her. „Bei unseren Offensivbemühungen brauchst du noch viel mehr von links, von rechts und aus dem Mittelfeld – Tore“, fordert Luhukay.
Joker: Tausend Mal probiert, tausend Mal ist nichts passiert. Klaus Lage lässt grüßen. Die Zahl ist übertrieben, fühlt sich aber so an. In den letzten 36 Zweitligaspielen des FC St. Pauli wurden 106 (!) Spieler eingewechselt, aber keiner dieser Spieler konnte ein Tor erzielen. So wartet der in dieser Spielzeit achtmal eingewechselte Stürmer Borys Tashchy immer noch auf seinen ersten Treffer für St. Pauli.
Das letzte Joker-Tor gelang Dimitrios Diamantakos, der beim 4:1 gegen Magdeburg am 22. Dezember 2018 sogar einen Doppelpack schnürte. Ein Jahr und 43 Tage ist das her. Der Trainer hieß damals noch Markus Kauczinski.
Späte Gegentore:Gegen Stuttgart klingelte es in der 81. Minute, beim 0:3 in Fürth ebenfalls spät (86./90+2). Insgesamt hat St. Pauli nun schon zehn Gegentreffer in der Schlussviertelstunde und Nachspielzeit kassiert, was die Kiezkicker zehn Punkte gekostet hat.
Individuelle Fehler: St. Pauli lässt ligaweit die wenigsten Chancen zu. Umso ärgerlicher, wenn dem Gegner welche auf dem Silbertablett serviert werden wie gegen Stuttgart durch Matt Penney. Der Linksverteidiger hatte in der Schlussphase bei einem ungestümen und unnötigen Eins-gegen-Eins-Duell in der gegnerischen Hälfte den Ball vertändelt, was direkt mit einem Konter und dem Ausgleich bestraft wurde.
Es war nicht der erste Mal, dass ein individueller Fehler gravierende Auswirkungen hatte. Auch beim 0:1 gegen Hannover (Kalla) oder dem 1:3 in Aue (Lawrence) kosteten schwere individuelle Patzer Punkte.
Fazit: Viel Arbeit für Jos Luhukay in den kommenden Wochen – die Baustellen kennt er auswendig.