Vater von DFB-Star Gosens: „Bei der Hymne kullerten die Tränen!“
Er zählt zu den größten Gewinnern der EM-Vorbereitung. Robin Gosens hat seinen Stammplatz im DFB-Team erstmal sicher, er ist Jogi Löws Allzweckwaffe auf der linken Seite. Der 26 Jahre alte Linksfuß schickt sich an, das nächste Kapitel seiner außergewöhnlichen Geschichte zu schreiben, die ihn eher zufällig von den Dorfplätzen Nordrhein-Westfalens in den Profifußball führte. Eine Story, die seine Eltern mitunter noch immer nicht fassen können.
Und Manieren hat er auch noch. Als Gosens am Montag im Test gegen Lettland (7:1) zur Führung traf, da ging sein Gruß sofort in Richtung Tribüne, wo seine Eltern, seine Schwester und seine Verlobte saßen. Erstmals überhaupt konnten sie ihrem Robin bei einem Länderspiel im Stadion zujubeln, das war wegen Corona zuvor nicht möglich. Und dann gleich ein Tor in Düsseldorf. „Manchmal müssen wir uns immer noch zwicken, um zu begreifen, dass das alles wahr ist“, sagt Gosens Vater Holger.
DFB-Star Gosens wuchs an der holländischen Grenze auf
Wieder so ein Spiel, dass man erstmal sacken lassen musste, wie so oft in den vergangenen Jahren. Als die MOPO Holger Gosens daheim in Elten an der niederländischen Grenze erreicht, ist er noch immer ergriffen. „Das alles als emotional zu beschreiben, reicht nicht aus“, sagt er. „Als wir da oben saßen, ging uns nochmal Robins ganzer Weg durch den Kopf. Vor fünf, sechs Jahren war das so unendlich weit weg. Und jetzt siehst du deinen Sohn für Deutschland spielen. Bei der Hymne kullerten dann bei uns die Tränen.“
Gosens Weg. Schon jetzt ein legendärer. Aufgewachsen in Elten, Schalke-Fan durch und durch. Passabel als Jugendspieler, aber mit 16 im Probetraining bei Borussia Dortmund sang- und klanglos durchgefallen, wie er selbst sagt. Dann kommt ein Scout aus dem nahen Arnheim bei einem Jugendspiel vorbei, sieht Gosens und holt ihn nach Holland, zu Vitesse. Dort geht es Schlag auf Schlag. Erst Arnheim, dann Dordrecht und Almelo. Seit drei Jahren Atalanta Bergamo und die Serie A. Jetzt klopfen die ganz großen Klubs an, Bayern, Juventus und Manchester City wurden zuletzt genannt. Dazu nun die EM.
So erfuhren Gosens Eltern von seiner EM-Nominierung
Normal ist das alles nicht, wer wüsste das besser als Holger Gosens? Er erinnert sich noch an den Tag der deutschen Kader-Nominierung vor drei Wochen. Bis zum Ende wurde gezittert. „Am Abend vor der Nominierung wussten wir noch immer überhaupt nichts“, sagt er, auch Mama Martina wurde immer nervöser. „Es wurde dann ein recht unruhiger Vormittag. Irgendwann um 12.30 Uhr schrieb Robin dann: Es gibt gute Nachrichten! Da war der Jubel groß. Man muss sich das mal vorstellen: 80 Millionen Deutsche, ganze 26 von ihnen dürfen bei der EM mitspielen. Und Robin ist dabei …“
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Das sogar als Stammspieler. Im von Löw bevorzugten 3-5-2-System, das Gosens bestens aus Bergamo kennt, ist er erstmal gesetzt. Und auch ansonsten mittendrin. Im Team-Quartier in Herzogenaurach teilt er sich einen Bungalow mit den Bayern-Stars Thomas Müller und Leon Goretzka sowie Ersatzkeeper Kevin Trapp.
Gosens Vater Holger ist zurzeit auch sein Berater
Papa Holger, der seinen Sohn momentan auch als Berater vertritt, verfolgt es aus der Ferne. „Ich hoffe, wir können zu den Gruppenspielen nach München reisen“, sagt er. Noch ist nicht klar, wie viele Tickets die Spieler bekommen. Doch die Chance, dass Familie Gosens am Dienstag gegen Frankreich wieder von der Tribüne aus die Daumen drücken kann, ist groß. Dann soll sie weiter gehen, die wilde Erfolgsfahrt des Sohnes, bei der erneut kein Auge trocken bleiben dürfte. Oder wie Holger Gosens es beschreibt: „Du siehst es vor dir und kannst es manchmal doch nicht glauben.“