„Geht nicht ums Geld“: Berater verteidigt Nübel – und spricht über Einsatzzeiten
München –
Stefan Backs (54) war früher Sportjournalist, mittlerweile ist er einer von zwei Geschäftsführern der Spielerberater-Agentur Siebert & Backs in Dortmund. Er betreut unter anderem Alexander Nübel, der im Sommer ablösefrei vom FC Schalke 04 zum FC Bayern München wechselt. Im Interview spricht er über den Transfer und die damit verbundenen, teils sehr unangenehmen Umstände.
Berater von Alexander Nübel im Interview
Stefan Backs, als Berater von Alexander Nübel scheinen Sie derzeit der meistgehasste Mann auf Schalke zu sein.
Ich weiß nicht, ob ich das bin. Allerdings muss ich schon sagen, dass die Angriffe vonseiten der Schalke-Anhänger mittlerweile Formen angenommen haben, die nur schwer zu ertragen sind.
Wie äußert sich das konkret?
Im Zeitalter der sozialen Netzwerke fallen jegliche Hemmungen. Ich werde beleidigt, bedroht, und es gibt Hinweise nach dem Motto „Pass bloß auf, dass du nicht den falschen Leuten begegnest“.
Was tun Sie dagegen?
Ich habe mich aus den Sozialen Netzwerken komplett verabschiedet, und Alex hat die Kommentarfunktion auf seiner Homepage abgeschaltet. Einen Fall habe ich unserem Rechtsanwalt übergeben. Alles andere muss man heutzutage offensichtlich ertragen. Wobei: Es ist schon schlimm, wenn man sich überlegen muss, ob man noch ein Stadion besuchen kann oder nicht.
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Stefan Backs´ Sohn von Nübel-Affäre betroffen
Trifft das nur Sie?
Nein, auch meine Eltern bekommen das zu spüren. Meinem Sohn musste ich erklären, wie er damit umgehen muss, wenn er in der Schule angefeindet wird.
Abgesehen von derartigen, nicht entschuldbaren Vorfällen: Können Sie verstehen, dass sich die Leute grundsätzlich aufregen, dass Alexander Nübel zu Bayern München wechselt?
Ja und nein. Schalke ist ein sehr emotionaler Klub, und ich weiß, dass die Fanseele hochkocht, wenn Alex bei Bayern München einen Vertrag unterschreibt. Dazu kommt noch, dass dort auf seiner Position der Beste bereits unter Vertrag steht. Aber ich habe nie verstanden und verstehe es bis heute nicht, warum der Wechsel eines Spielers derart den persönlichen Lebensbereich eines Fans betrifft.
Vielleicht fühlen sich die Leute verraten?
Dafür gibt es keinen Grund. Zunächst einmal hatte Schalke genug Zeit, um mit Alex zu verlängern. Das ist nicht geschehen. Dann wurde ihm zum Ende der Hinrunde ein Ultimatum gestellt. Da hat er Schalke mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wird, sondern den Verein im Sommer verlässt. Was hat Alex also getan? Es handelt sich um einen ganz normalen Vorgang: Er verlässt nach Ablauf seines Vertrages seinen Arbeitgeber, weil er sich beruflich verändern will. Und er tut dies übrigens nicht, indem er sich vor Vertragsende rausklagt oder auf eine andere Art und Weise einen Wechsel provoziert, wie das andere Spieler ja schon mal machen.
Was die Leute nicht verstehen: Warum wechselt ein Spieler, der bei seinem Verein die Nummer eins ist, der Kapitän ist und die Aussicht hat, auf Jahre hinaus Stammspieler zu sein, nun ausgerechnet zu Bayern München – wo er all dies erst mal nicht sein und haben wird?
Alex stand vor der grundsätzlichen Frage: Nehme ich die größtmögliche persönliche Herausforderung an? Es sollte also niemand Alex verurteilen, weil er sich für diese größtmögliche Herausforderung entschieden hat. Alex ist ein Typ, der die Herausforderung sucht und sich die höchsten Ziele steckt. Er tickt so. Und ich finde, das sollte man respektieren.
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Stefan Backs: FC Bayern München hat schlüssiges Konzept vorgelegt
Sie hatten angeblich ein gutes Dutzend Angebote, auch von anderen europäischen Spitzenklubs. Warum die Bayern?
„In den ganzen Gesprächen, die Alex oder wir geführt haben, hat Bayern München das schlüssigste Angebot vorgelegt. Er weiß selbstverständlich, dass das ein schwerer Weg ist, für den er sich entschieden hat, vielleicht sogar der schwerste. Aber Alex hat das klare Ziel, die Nummer eins von Bayern München zu werden. Wann das sein wird, entscheidet unter anderem Manuel Neuer durch seine Leistungen. Dass sich Alex grundsätzlich erst mal hintenanstellen muss, ist für ihn klar, und er sieht es als eine Etappe auf diesem Weg.
Gibt es eine Einsatzgarantie?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zu Vertragsinhalten nicht äußern werde. Aber es dürfte jedem klar sein, dass Bayern München auch dazu ein schlüssiges Konzept vorgelegt hat, sonst hätte Alex nicht zugesagt.
Hatten Sie als Berater keine Zweifel an dieser Entscheidung – auch aus den oben genannten Gründen?
Selbstverständlich haben wir das Pro und Contra eines Wechsels zu Bayern München diskutiert. Glauben Sie denn, Alex und ich sind die einzigen in Deutschland, die so blöd sind, dass wir die Vor- und Nachteile nicht gesehen haben? Ich stehe jedenfalls hinter der Entscheidung von Alex. Wenn ich wüsste, er macht einen Riesenfehler, würde ich darauf hinweisen und seinen Weg trotzdem unterstützen. Das war in dem Fall aber definitiv nicht so.
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Dabei sind Sie doch angeblich der gierige Berater, der Alexander Nübel des Geldes wegen zu einem Wechsel geraten hat. Es gibt Handgeld, und Bayern München zahlt bestimmt nicht schlecht.
Schon klar. In der ganzen Diskussion bin ich derjenige, der Alex wegen des vielen Geldes zu den Bayern gedrängt hat, und er selber weiß nicht, was da gerade mit ihm passiert. Ganz ehrlich: Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung, was und wie Alex denkt.
Verdient man mit Handgeld und Gehalt in fünf Jahren bei Bayern München mehr als bei Schalke 04?
Um es klarzustellen: Wenn es ums Geld gegangen wäre, dann hätte Alex ins Ausland gehen müssen. Es gab mehrere Angebote, bei denen Geld keine Rolle gespielt hat. Aber, wie gesagt: Es geht Alex nicht ums Geld. Das Angebot von Bayern München lag im unteren Bereich. Und klar ist doch auch: Jeder Verein zahlt Handgeld. Auch Schalke. Sollte sich der Spieler gut entwickeln, also seinen Marktwert steigern, zahlt sich diese Investition aus.
Wie lange wird sich Alexander Nübel bei Bayern München mit einem Bankplatz begnügen?
So denkt er nicht. Alex weiß, dass er noch viel lernen muss und kann. Aber irgendwann möchte er einen Zweikampf – und das ist auch so gewollt.“ (sid)