„Kein Kavaliersdelikt“: Zoff zwischen DFB und Staatsanwaltschaft geht weiter
Frankfurt –
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat die Steuerrazzia beim Deutschen Fußball-Bund erneut verteidigt. „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, ein Jahre später möglicher Deal mit dem Fiskus beseitigt nicht die strafrechtliche Verantwortlichkeit der Ursprungstäter“, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen am Montag.
„Eine derartige Vorstellung würde dazu führen, dass sich der Steuerhinterzieher immer Jahre später durch Berichtigungserklärungen von dem Vorwurf der Steuerhinterziehung freikaufen kann.“ Diese Möglichkeit bestehe allein bei einer Selbstanzeige, „die aber vorliegend von den Beschuldigten nicht erstattet wurde“, erklärte Niesen.
DFB: Geschäftsräume und Wohnungen wurden durchsucht
Auf Anordnung der Frankfurter Staatsanwaltschaft waren am 7. Oktober die Geschäftsräume des DFB sowie Privatwohnungen von mehreren Funktionären durchsucht worden. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen. Rund 200 Beamte waren im Einsatz.
Im Kern geht es um die Besteuerung der Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Heimspielen der Nationalmannschaft in den Jahren 2014 und 2015. Die Staatsanwaltschaft wirft sechs namentlich nicht genannten Verantwortlichen vor, diese bewusst falsch deklariert zu haben.
Ermittlungen gegen den DFB dauern weiter an
DFB-Präsident Fritz Keller hatte vergangene Woche von einem „Reputationsschaden für die Betroffenen und den DFB, der sich aus der unangemessenen behördlichen Vorgehensweise ergeben hat“, gesprochen. Man sei nach einem Zwischenbericht von externen Prüfern „von der Unschuld der Verantwortlichen des DFB überzeugt“.
Die Staatsanwaltschaft wies die Aussagen des Verbands als „unzutreffend“ zurück. „Entgegen der Darstellung des DFB beziehungsweise deren steuerlichen Berater, die dies der Öffentlichkeit nunmehr vortragen möchten, binden steuerliche Bewertungen durch die Finanzverwaltung mit dem Steuerpflichtigen weder die Staatsanwaltschaft noch das Gericht“, teilte Niesen mit.
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Der DFB sei einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen, hatte die Behörde mitgeteilt. Die in Medien ebenfalls kritisierte Verhältnismäßigkeit der Durchsuchungsmaßnahme steht für Niesen „außer Frage“. Die Staatsanwaltschaft hatte bestätigt, dass der DFB die Millionensumme inzwischen nachgezahlt habe, dies spiele aber keine Rolle bei den weiteren Ermittlungen. Der DFB sprach von einer „Verständigung mit den Finanzbehörden“. (mp/dpa)