Alle feiern BVB-Held Hummels (35) – hört er nach dem Finale auf?
Was für ein Typ! Matchwinner Mats Hummels trug nur noch ein klitzekleines BVB-Handtuch, als ihm Alexander Meyer nach einem fulminanten Bauchrutscher über den biergetränkten Kabinentisch vor die Füße fiel. Im Final-Wahnsinn von Borussia Dortmund feierte der Superheld einer wilden Pariser Party-Nacht kräftig mit – und er bekam von seinem Trainer bereits den Auftrag für Wembley.
„Aber Mats“, sagte Edin Terzic, als die beiden gemeinsam Hummels‘ Kopfballtor zum 1:0 bei Paris St. Germain studierten, „einmal musst du es mindestens noch machen!“
Am 1. Juni, in der heiligen Stätte des Fußballsports – elf Jahre nach der traumatischen Endspiel-Niederlage gegen Bayern München in London 2013. „Selten habe ich eine Anweisung so gerne befolgt“, antwortete Hummels lachend.
Terzic gibt Hummels Final-Auftrag
Damals hatte der Routinier noch etwas längeres, zerzausteres Haar und jugendlichere Gesichtszüge. Wer will, kann sich in Superzeitlupe ansehen, wie er Sekundenbruchteile vor dem Bayern-Siegtor durch Arjen Robben in der 89. Minute haarscharf am Ball vorbeigrätscht. Umso herrlicher war die Genugtuung, nach Wembley zurückzukehren. Für eine zweite Chance.
„Wir glauben alle dran“, sagte der 35-Jährige, bevor er mit dem Auswärtsblock im Prinzenpark noch einmal zum Lied der Europapokal-Touren tanzte: „Erste Runde Krankenschein, dann die Omma tot, Überstunden nehmen wir zur Not.“ Spätestens jetzt, beschwor der Weltmeister von 2014, gebe es „gar keinen Grund, nicht dran zu glauben, das Finale zu gewinnen“.
Das ist nicht zuletzt Mats Hummels zuzuschreiben. Ja, der BVB sollte Torpfosten und Latte in flüssiges Gold tauchen und sie im Dortmunder Borusseum ausstellen – aber die Abwehr hat gegen PSG mit dem vermeintlichen Wunderstürmer Kylian Mbappé auch 180 Halbfinal-Minuten lang kein Tor kassiert. Dafür beispielsweise in 180 Liga-Minuten sieben Stück gegen RB Leipzig, aber danach fragt jetzt niemand mehr.
Hummels, der sich ab und an durchaus mal einen Spruch über mangelnde Schnelligkeit anhören musste, war gegen Paris zweimal herausragend stark. Er hat in der Europacup-Saison keine Sekunde verpasst, an diesem besonderen Dienstagabend erzielte er nach einem perfekten Eckball von Julian Brandt sein erstes Champions-League-Tor für den BVB seit dem 13. Februar 2013.
Hört Hummels nach dem Champions-League-Finale auf?
Angesichts der Gedanken, die sich Hummels ohnehin schon über seine Zukunft macht, liegt die Frage nahe, ob nicht ein Hochamt wie das Finale ein perfekter Abschluss wäre. „Wir sind ja beide ein bisschen in der Endphase unserer Karriere“, scherzte neben ihm Vereinsboss Hans-Joachim Watzke. „Wir hatten beide nicht mehr damit gerechnet, dass wir noch einmal nach Wembley kommen. Das ist schon eine geile Geschichte.“
Ist es eine, die noch ein weiteres Kapitel bekommt? Oder eine, die märchenhaft auf dem Höhepunkt endet? Und so lebte er glücklich immerfort? Mats Hummels will das erst nach der Saison entscheiden. „Ich will auf meinen Körper hören“, sagte er, der schreit manches Mal nach Ruhe. Zudem kommt sein Sohn Ludwig im Sommer in München in die Schule, da verschieben sich die Prioritäten. Aber erst nach dem 1. Juni. (la/sid)