Ancelotti kontert BVB-Angst vor Spionen: Dortmund glaubt an Sieg in Madrid
Nuri Sahin wollte vor der Reise in seine Vergangenheit nichts dem Zufall überlassen. Das Abschlusstraining vor dem Champions-League-Kracher bei Real Madrid hielt der Coach von Borussia Dortmund auf der heimischen Anlage in Brackel ab, wohl um möglichen Spionen des spanischen Titelverteidigers in Madrid keinen Einblick zu gewähren – am Abend sollten die BVB-Profis dann nach dem Flug EW1909 bei einem Spaziergang ums Bernabeu-Stadion endgültig zur Königsklassenstimmung finden. Die Angst vor Spionen konterte Reals Trainer Carlo Ancelotti: „Nein, wir haben keine Spitzel oder Spione“, sagte der Italiener mit hochgezogener Augenbraue: „Ich habe genug Informationen über meine Gegner und brauche nichts anderes.“
„Wir werden es genießen, das muss man in Madrid machen“, kündigte Innenverteidiger Waldemar Anton vor der Neuauflage des Finales an, dessen bitterer Ausgang den BVB noch immer schmerzt. „Natürlich“, betonte der Nationalspieler vor dem Duell am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video), „fahren wir dahin, um zu gewinnen.“
Um in Madrid zu bestehen, benötigt Dortmund sein Champions-League-Gesicht, Konstanz und Durchsetzungsvermögen. Nach den souveränen Siegen in Brügge und gegen Celtic Glasgow ist Real die erste wirkliche Hürde im reformierten Wettbewerb. Mit dem prominenten Gegner aber beschäftigt sich Sahin nicht primär, sein Fokus liegt vor allem auf seiner Mannschaft, deren Generalprobe fürs Madrid-Spiel beim 2:1 gegen den FC St. Pauli zwar gelang, aber nicht problemlos verlief.
Sahin genervt von Nachlässigkeit in der defensive
Defensive Nachlässigkeiten wie jene, die gegen den Aufsteiger aus Hamburg kurz vor Schluss zu einer riesigen Ausgleichschance führten, darf sich Dortmund in Madrid nicht leisten. Derlei Fehler „nerven mich“, sagte Sahin, sie „regen mich extrem auf“. Und Kylian Mbappe, Vinicius Junior oder der ehemalige Dortmunder Jude Bellingham nehmen solche Einladungen nur allzu gerne an.
„Wir müssen klar sein“, forderte Sahin, der früher selbst für Real auflief, aufgrund einiger Verletzungen aber nur auf zehn Pflichtspiele für die Königlichen kommt: „Wir müssen alle drei Tage Ergebnisse liefern, um eine Topmannschaft zu sein.“ Diesen Nachweis hat sein Team in dieser Saison noch nicht erbracht. Die Erinnerungen an das 1:5 beim VfB Stuttgart oder das 1:2 bei Union Berlin sind noch immer präsent. Und trotz wiederkehrender Fehler und Nachlässigkeiten will der Coach nichts von der altbekannten Mentalitätsdebatte wissen.
„Mentalität? Da gehe ich nicht mit“, sagte Sahin: „Diese Mannschaft hat kein Mentalitätsproblem, ich lasse nicht zu, dass so über meine Mannschaft geredet wird.“ Wer auf diesem Niveau bei Borussia Dortmund spiele, der könne „keine schlechte Mentalität haben.“
Auch BVB Boss Kehl räumt dem BVB gute Chancen ein
Bei der großen Herausforderung in Madrid wird diese These auf den Prüfstand gestellt. „Wir müssen es auswärts hinbekommen, dass wir direkt einen vollen Fokus haben“, sagte Anton, in der Vorsaison noch beim VfB Stuttgart und somit nicht bei der schmerzhaften Finalniederlage von Wembley am 1. Juni auf dem Rasen: „Auch wenn es nicht gut läuft, müssen wir unseren Plan behalten.“ Darüber habe das Team schon vor dem Pauli-Spiel gesprochen, und „das werden wir gegen Real umsetzen müssen.“
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Sportdirektor Sebastian Kehl sieht den BVB definitiv „nicht chancenlos“, das habe das Team „erst vor ein paar Wochen im Finale gezeigt“. Kehl erwartet, dass Real dem BVB „Räume geben wird“, wie er betonte: „Wir werden unsere Chancen bekommen.“ (sid)