Hasan Salihamidzic und Uli Hoeneß bei den Meister-Feierlichkeiten des FC Bayern
  • Hasan Salihamidzic und Uli Hoeneß bei den Meister-Feierlichkeiten des FC Bayern
  • Foto: imago/kolbert-press

Bayern-Beben sorgt für Unverständnis bei Experten – nur einer kann es nachvollziehen

Das große Beben beim FC Bayern nach der Entlassung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic löste bei einigen TV-Experten und auch bei ehemaligen Spielern des FC Bayern Unverständnis aus. Es hagelte vor allem Kritik für die Entlassung, ein ehemaliger Bayern-Trainer hatte aber Verständnis für die Bayern-Entscheidung.

Die Bayern hatten am Samstag kurz nach dem Gewinn des elften Meistertitels in Serie durch ein 2:1 beim 1. FC Köln die Trennung von Kahn und Salihamidzic verkündet. Ihnen wird unter anderem eine verfehlte Personalpolitik bei der Zusammenstellung der Mannschaft vorgeworfen. Kahns Nachfolger wird der bisherige Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, ein neuer Sportvorstand wird noch gesucht.

Die ehemaligen Fußball-Nationalspieler Markus Babbel (50) und Stefan Effenberg (54) haben den FC Bayern nach der Trennung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic kritisiert. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Babbel am Sonntag im „Doppelpass“ des TV-Senders Sport1 zur Art und Weise des Umgangs mit den einen Tag zuvor geschassten Führungskräften.

Stefan Effenberg sieht in der Entlassung von Kahn und Salihamidzic als Fehler. imago images/Fotostand
Stefan Effenberg
Stefan Effenberg sieht in der Entlassung von Kahn und Salihamidzic einen Fehler.

„Was mir leidtut für die Jungs: Du schaffst es trotzdem noch in einer wirklich grandiosen Art und Weise, wie wir es schon lange nicht mehr gesehen haben, deutscher Meister zu werden. Und eine Minute später geht es eigentlich nur noch um Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn. Das fand ich unangebracht für die Jungs“, sagte Babbel in Richtung der Mannschaft, die sich doch noch den Titel in der Fußball-Bundesliga sicherte: „Wenn du das nicht mehr Geglaubte schaffst, dann hast du so viele Emotionen, so viel Freude. Das wird gleich wieder erstickt mit diesen Personalentscheidungen.“

„Es war eine glückliche Meisterschaft, sie war nicht verdient“, sagte Effenberg im „Doppelpass“ und lobte Borussia Dortmund, die am letzten Spieltag nach einem 2:2 gegen Mainz 05 noch vom ersten Platz verdrängt wurden: „Die Verantwortlichen haben in einer großen Niederlage Größe gezeigt, das haben die Verantwortlichen bei den Bayern in den letzten Wochen nicht geschafft.“ Solch ein Verhalten im Umgang mit den Führungskräften wie zuletzt habe er beim FC Bayern „noch nicht erlebt“, ergänzte Effenberg.

Hamann kritisiert: „An Respektlosigkeit nicht zu überbieten“

Sky-Experte Dietmar Hamann schloss sich der Kritik an. Die Verkündung der Trennung von Kahn und Salihamidzic nannte Hamann „bodenlos“ und ergänzte: „Was sie heute gemacht haben, das ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten“, polterte der 49-Jährige bei Sky.

Man könne von Kahn und Salihamidzic denken was man will, „aber das sind zwei so verdiente Spieler und auch Funktionäre. Das nach dem Gewinn der Meisterschaft eine Minute oder fünf Minuten später durchzustecken, das ist unwürdig“, führte Hamann weiter aus.

Die Bayern müssten nun „wirklich aufpassen, dass sich nicht auseinanderdividieren lassen oder auseinanderfallen, weil das, was sie heute gemacht haben mit dieser Mitteilung, ist eine Frechheit“, sagte Hamann.

Kroos zu Bayern-Beben: „Ein bisschen bedenklich“

Der frühere Bayern-Profi Toni Kroos hat die Münchner Verantwortlichen für die Abläufe rund um die Trennung von Oliver Kahn kritisiert. Darauf angesprochen, dass Kahn angeblich untersagt wurde, das letzte Saisonspiel und die Meisterfeier der Bayern zu besuchen, sagte Kroos dem Portal „Real total“: „Ich habe gehört von Kahn, dass er nicht kommen durfte. Das ist jetzt nicht meine Baustelle, aber es gibt mittlerweile schon ein Bild ab, das ein bisschen bedenklich ist.“

Kross meinte weiter: „Das ist schade für die Spieler und vor allem für den neuen Trainer, die wollten heute ein bisschen feiern, aber dann geht es hauptsächlich wieder um den Wechsel.“

Toni Kross hatte deutliche Worte für die Entlassung von Kahn und Salihamidzic. WITTERS
Toni Kroos
Toni Kross hatte deutliche Worte für die Entlassung von Kahn und Salihamidzic.

Der Mittelfeldspieler von Real Madrid zeigte sich auch verwundert über die Kommunikation der Münchner. „Das dann heute an so einem Tag zu bestätigen, offiziell vorher zu sagen, er ist krank. Dann: Nein, ist er nicht, er durfte nicht kommen. Mehr habe ich bisher auch nicht gehört, aber ich glaube dem Olli mal“ sagte der 33-Jährige. Kroos stand von 2006 bis 2014 bei den Bayern unter Vertrag und spielte auch noch mit dem früheren Torwart Kahn zusammen.

Boateng zum Bayern-Beben: „Über Zeitpunkt kann man streiten“

Neunmal wurde Jérôme Boateng mit dem FC Bayern als Spieler deutscher Meister. Über den Last-Minute-Titel freute er sich am Samstag aus der Ferne. Der Verteidiger übte aber auch Kritik.

„Über den Zeitpunkt kann man streiten. Denn wenn man Meister wird, möchte man feiern und das genießen“, sagte der Ex-Nationalspieler am Sonntag: „Gerade nach den letzten Wochen hätte man vielleicht einen anderen Zeitpunkt wählen können.“

Jerome Boateng IMAGO / Buzzi
Jerome Boateng
Jerome Boateng findet den Zeitpunkt der Verkündung schwierig.

Der 34 Jahre alte Abwehrspieler, der von 2011 bis 2021 beim deutschen Rekordmeister gespielt hatte, merkte zudem an, dass „eine Trennung immer schade“ sei. „Jetzt muss man nach vorn gucken und dass der FC Bayern wieder dahin kommt, wo er auch hingehört“, ergänzte der Profi vom französischen Klub Olympique Lyon.

Mehr wollte Boateng aber nicht sagen. „Ich habe mich noch nie so zu den politischen Sachen beim FC Bayern geäußert“, sagte er.

Zur Meisterentscheidung meinte Boateng: „Ich freue mich riesig für die Bayern, dass sie es noch geschafft haben.“ „Ich bin natürlich super happy, auch wenn das extrem bitter ist für die Dortmunder. So ist der Sport“, meinte er.

Magath: Bayern-Entscheidung „leuchtet ein“

Der frühere Bayern-Trainer Felix Magath kann die Kritik am FC Bayern nach der Verkündung der Trennung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic nur bedingt nachvollziehen. Es sei „immer leicht zu kritisieren, dass es jetzt gemacht wurde“, sagte der 69-Jährige im Deutschlandfunk-Interview. „Hätte es jetzt noch fünf Tage gedauert – ich weiß nicht, wer sich dann wieder beschwert hätte, dass man sie so lange im Unklaren lässt. Ich würde es nicht so dramatisieren. Mir leuchtet ein, dass Konsequenzen gezogen wurden.“

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„Die Saison war sehr schlecht für Bayern München“, sagte Magath, der mit den Bayern zweimal das Double gewonnen hatte. „Bei dem wirtschaftlichen, finanziellen Aufwand müssten die eigentlich jede Saison deutlich vor dem Ende deutscher Meister sein.“ (dpa/sid/ds)

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