Bepöbelt, bedroht, mit Steinen beworfen: Deutscher Trainer fürchtete um sein Leben
Dass Energie Cottbus beim Regionalliga-Topspiel beim BFC Dynamo (2:0) einen riesigen Schritt in Richtung Drittliga-Aufstieg machte, rückte beinahe etwas in den Hintergrund. Die Partie, die schon im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestuft worden war, wurde von heftigen Ausschreitungen auf den Rängen überschattet. Der Cottbuser Coach Claus-Dieter „Pele“ Wollitz (58) fürchtete nach eigenen Aussagen zeitweise sogar um sein Leben.
Bereits im Laufe der ersten Halbzeit zündeten Anhänger des Berliner Klubs diverse Fan-Utensilien von Energie Cottbus an, immer wieder brannte Pyrotechnik ab. Die Begegnung war zeitweise für 20 Minuten unterbrochen, weil die Polizei in den Innenraum marschieren musste, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Auch nach Wiederanpfiff ebbten die Beleidigungen und der Hass aus dem Berliner Block in Richtung Cottbus nicht ab.
Cottbus’ Trainer-Ikone Wollitz (absolvierte als Profi über 300 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga) hatte bereits im Vorfeld Bedenken geäußert, dass es zu einer solchen Eskalation kommen könnte. „Dass ich bepöbelt werde, bin ich ja gewohnt, speziell hier“, sagte Wollitz nach dem Spiel im MDR. „Aber, dass man Angst haben muss, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist in meinem System 2024 nicht vorstellbar. Das ist nicht mehr Aggression, das ist weit drüber.“
Cottbus-Trainer Wollitz wollte nicht zu BFC Dynamo fahren
Wollitz ging sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn wir zehn Spieltage vor Schluss beim BFC gespielt hätten, wäre ich hier niemals mitgefahren, weil mein Leben und meine Verantwortung gegenüber meiner Familie, meinen Spielern und meinen Freunden ist mir wichtiger, weil, wenn man so bedroht wird, weiß man nicht, wie weit diese Menschen gehen.“ Seine Kritik richtete sich vor allem in Richtung des Verbands wegen der unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen bei dieser brisanten Begegnung.
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Schließlich hatte es in der Vergangenheit immer wieder Zwischenfälle bei Aufeinandertreffen der beiden verfeindeten Fan-Lager gegeben. Erst im November hatte es im Gästebereich der Dynamo-Fans massive Randale gegeben, das Hinspiel in Cottbus stand damals kurz vor einem Abbruch. Diesmal ging es zudem um eine Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga – mit dem besseren Ende für Cottbus.
Energie Cottbus ganz nah am Aufstieg in die 3. Liga
In der zweiten Halbzeit schossen Maximilian Krauß (67.) und Tim Heike (82.) die entscheidenden Tore für den FC Energie, der seinen Vorsprung an der Tabellenspitze der Regionalliga Nordost damit auf fünf Punkte ausbauen konnte. Der BFC Dynamo hingegen muss sich mit nun zehn Punkten Rückstand vorzeitig aus dem Aufstiegsrennen verabschieden.