Bier, Balkon, nackte Haut!: Polarkreis-Klub mit verrückter Quarantäne-Meisterfeier
Diese Meisterschaft ist historisch – und die Feier schon jetzt legendär. Der FK Bodö/Glimt ist erstmals norwegischer Fußballmeister und hat für eine Premiere gesorgt. Er ist nicht nur der erste Landesmeister nördlich des Polarkreises, sondern damit auch der nördlichste Fußballmeister in der europäischen Fußballgeschichte. Das musste gefeiert werden: Auf ziemlich kuriose Art und Weise.
Nach 104 Jahren, drei Pokalsiegen und vier Vize-Meisterschaftten hat Bodö es endlich geschafft: Fünf Spieltage vor Saisonende krönte sich das Team von Trainer Kjetil Knutsen mit einem 2:1-Sieg gegen den international noch unbekannteren Klub Strömsgodset IF zum Champion.
Bodö/Glimt: Historische Meisterschaft in Norwegen
Auf dem Weg zum Titel hat die Mannschaft mehrere Rekorde gebrochen, darunter die für die meisten Siege in einer Saison (22) und für die meisten geschossenen Tore (aktuell 85). Und es stehen ja noch fünf Spiele aus …
Total kurios war die Meisterfeier der Nordlichter. Weil Kapitän Patrick Berg und Abwehrspieler Marius Lode, beides Auswahlspieler Norwegens, aufgrund einer angeordneten 14-tägigen Corona-Quarantäne für die Nationalmannschaft ihr Hotelzimmer nicht verlassen durften, rückte der Rest der Mannschaft kurzerhand nach der Rückkehr vom Spielort Drammen am Hotel in Bodö an.
Corona: Zwei Spieler in Quarantäne, werden auf Balkon gefeiert
Berg und Lode feierten feucht-fröhlich auf einem Balkon des Hotels im vierten Stock und unten auf der Straße feierten die Kollegen, sangen und tanzten, teilweise mit nacktem Oberkörper – trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt. Sicher die ungewöhnlichste Meisterfeier in der Geschichte des norwegischen Fußballs – mit (Corona-) Abstand!
Die Bezeichnung Identifikationsfigur ist bei Käpt’n Patrick Berg übrigens noch untertrieben: Nicht nur sein Vater Örjan und Opa Harald, sondern auch seine Onkel Arild und Runar und darüber hinaus auch Großonkel Knut trugen schon das Trikot der Polarkreis-Kicker, die ihre Heimspiele im kleinen Aspmyra-Stadion (8500 Plätze) austragen.
Bodö/Glimt: Meister-Märchen erinnert an Leicester City
Es ist ein modernes Fußball-Märchen, das an den Meister-Coup des englischen Klubs Leicester City erinnert, der 2016 sensationell den Titel in der englischen Premier League gewann.
Der Provinzklub aus der 50.000-Einwohner-Stadt Bodö, die vor allem deutschen Kreuzfahrt-Touristen als Hafen auf der legendären Hurtigruten geläufig sein dürfte (oder etwas älteren Fans von Werder Bremen, die den Verein in den tiefen ihres Hirns als einstigen Europapokalgegner abgespeichert haben), ist erst 2017 in die erste norwegische Liga, die Eliteserien, zurückgekehrt und mischt sie seitdem auf – mit einem weitaus geringeren Etat als Rosenborg Trondheim, Valerenga Oslo oder Titelverteidiger Molde FK.
Bodö hat 18 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger
18 Punkte Vorsprung hat Bodö auf den zweitplatzierten Klub Molde. Von „Verfolger“ kann man da nicht mehr sprechen. Und das mit einem Kader, in dem nur ein einziger Spieler einen Marktwert hat, der die Millionenmarke erreicht. Philip Zinckernagel, ein Däne.
Ihren besten Spieler, Stürmer Jens Petter Hauge, hatten die Gelb-Schwarzen übrigens im September für fünf Millionen Euro an den großen AC Mailand verscherbelt. Der Transfererlös: Natürlich Vereinsrekord.
AC Mailand kaufte Bodös besten Spieler Hauge
Der Gesamtwert des 24-köpfigen Kaders ohne Hauge beträgt knapp neun Millionen Euro. Das ist die Hälfte dessen, was Manuel Neuer bei Bayern München pro Saison kassiert…